„Wir können uns sehr viel von Menschen in ihrer letzten Lebensphase abschauen “, findet Dr. Damaris Köhler, die Leiterin des Bereichs Palliativmedizin an der GRN-Klinik Sinsheim. Berührt und nachdenklich folgen die zahlreichen Besucher am Donnerstagabend in der Dr. Sieber-Halle Sinsheim ihren Schilderungen von Erlebnissen von der Palliativstation.
„Abschiednehmen“ – das bedeutet für jeden etwas Anderes: Für die ehemalige Reitlehrerin noch einmal ein paar Stunden mit dem eigenen Pferd zu erleben oder für den Lkw-Fahrer das Leben zu Hause in der gewohnten Umgebung zu beschließen. Es ist ein Thema, das jeden betrifft, aber auch zeigt, wie individuell die Wünsche sind, mit der verbleibenden Zeit umzugehen.
2017 eröffnete die Palliativeinheit an der GRN-Klinik Sinsheim, die dank der Unterstützung des Vereins „Initiative Palliativ-Versorgung Sinsheim“ schwerstkranken Menschen eine symptomarme und angenehme Umgebung in der letzten Lebensphase bietet.
„Bis 2011 gab es keine Palliativversorgung in der Region“, erklärt die Vorsitzende Dr. Bärbel Kuhnert-Frey. Inzwischen zählt der Verein 120 Mitglieder und ermöglicht Vortragsveranstaltungen u.a. zu Ernährung und ethischen Fragen am Lebensende sowie Patientenverfügung aus ärztlicher Sicht. Durch die Fördermittel der Initiative konnte eine Palliativstation mit sechs Betten ins Leben gerufen werden, die neben einer bedarfsgerechten medizinisch-pflegerischen Betreuung auch begleitende Therapien wie z.B. Musiktherapie, tiergestützte Therapie und Aromatherapie sowie psychologische und soziale Begleitung anbietet.
Doch wie gelingt gute Kommunikation am Lebensende? Durch den Tod beider Eltern mit dem Thema konfrontiert, entwickeln die beiden Geschwister Angelika und Daniel Hirschler neue Lösungsansätze, wie man durch „tiefes Zuhören“ die Basis für eine gute Kommunikation schaffen kann.
In jedem sozialen System gibt es eine äußere Grenze und Verbindungen zwischen den Elementen. Die Beziehung und die Kommunikation, bestimme die Qualität der Verbindung, stellt der Systemische Berater Daniel Hirschler fest. Das heißt: „durch die Haltung wie wir zuhören, können wir Kommunikation beeinflussen“.
Wenn man „Sprachbarrieren“ überwinden wolle, müsse man aus der Situation eine Lösung entwickeln, sagt die Palliativ Care-Schwester Angelika Hirschler.
Hierzu machte sie z.B. einem sterbenden Patienten ein Geschenk und folgte dabei ganz ihrer Intuition. Mit dem Kinderbuch „Ente, Tod und Tulpe“ gelang es, ihr ein Gespräch anzubahnen, ihm die Angst zu nehmen und so das Unaussprechliche „besprechbar“ zu machen.
Es sei die spirituelle Arbeit des Schamanen, die heute fehlt, so die Palliativbegleiterin. Eine spirituelle Betreuung bedeutet, einen geschützten Rahmen zu erschaffen, der es erlaubt, sich zu öffnen und den Tod als Teil des Lebens bzw. als Transformation zu begreifen.
Für sie als Palliativbegleiterin sei es „eine Gnade, beim Sterben dabei zu sei und zu sehen, wie die Seele auf die andere Seite wechselt.“