Hitzewallungen, Schweißausbrüche, depressive Verstimmungen - viele Frauen ab 45 Jahren kennen die Symptome. Denn an den Wechseljahren kommt keine Frau vorbei. Sie bezeichnen den Zeitabschnitt der hormonellen Umstellung am Ende der fruchtbaren Lebensphase. Die Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe vom Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) Weinheim, Zora Heeb, sprach in ihrem Vortrag über die im Körper stattfindenden Veränderungen und klassische sowie alternative Therapien bei den häufigsten Beschwerden. Die Veranstaltung fand im Rahmen der Reihe „Was Frauen bewegt“ in der Cafeteria der GRN-Klinik Weinheim statt.
„Die Wechseljahre sind eine normale Lebensphase jeder Frau“, begann die Gynäkologin. „Ein Drittel der Frauen hat gar keine Beschwerden, ein Drittel leichte und nur ein Drittel hat Beschwerden, bei denen eine medikamentöse Behandlung wirklich sinnvoll ist.“ Um zu verstehen, was in dieser Zeit, genau passiert, beschrieb die Fachärztin, welche Funktion die wichtigsten weiblichen Hormone, nämlich Östrogen und Progesteron, haben und was die Folge ist, wenn aufgrund der hormonellen Veränderung ein Mangel dieser Hormone auftritt. „Jede Frau reagiert da individuell“, erläuterte Heeb. Neben Hitzewallungen und Schweißausbrüchen erlebten manche Frauen auch depressive Verstimmungen, Muskel- und Gelenkbeschwerden oder Wassereinlagerungen. Auch ein erhöhtes Osteoporose-Risiko würde durch den Hormonabfall auftreten „Aber das bedeutet nicht, dass jetzt Schluss mit lustig ist“, sagte die Gynäkologin humorvoll. „Es stehen zahlreiche Therapieformen zur Verfügung“.
Sie ging zunächst auf die klassische Hormontherapie (HRT) ein und beschrieb, dass in den 90er Jahren Hormone noch nach dem Gießkannenprinzip unkritisch eingesetzt worden seien. Heute würde man aufgrund der unterschiedlichsten Studienergebnisse Nutzen und Risiken sehr genau abwägen. Heeb: „Aktuell kann man sagen, dass die HRT, wenn sie früh begonnen wird, Frauen ohne Vorerkrankungen vor Herzinfarkt schützt und bei Hitzewallungen und Schweißausbrüchen hilft. Allerdings kann jede Hormontherapie, die länger als vier Jahre eingenommen wird, das Brustkrebsrisiko erhöhen.“ Dies sei besonders der Fall, wenn neben Östrogen auch Progesteron eingenommen werde. Für bioidentische Hormone gebe es noch keine aussagekräftigen Studien, man gehe aber davon aus, dass das Risiko hier geringer sei. Generell gelte, dass eine HRT so früh wie möglich begonnen und so kurz und so niedrig dosiert wie möglich eingesetzt werden sollte.
Die Gynäkologin stellte Alternativen zur Hormontherapie vor, deren Wirksamkeit nachgewiesen ist. Taubensilberkerze, Johanniskraut oder auch pflanzliche Östrogene und lokal angewendete Östrogen-Salben sowie Akupunktur könnten bei den häufigsten Beschwerden sehr erfolgreich Abhilfe schaffen. Heeb: „Vergessen Sie aber auch nicht, auf eine bewusste Lebensführung mit gesunder mediterraner Ernährung und ausreichend Sport zu achten. Das ist ein enorm wichtiger Faktor, um gut durch die Wechseljahre zu kommen.“