Von Raubtieren und Haustieren

GRN-Klinik Eberbach: Die Vorsorge bei verschiedenen Krebsarten steht in der Stadthalle beim Patienteninformationstag im Mittelpunkt / Aber auch Narkose, Schulterprothesen, die Sportkardiologie und die Pflege sind Themen der Vorträge


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Krebs – wird diese Diagnose gestellt, sind Betroffene zunächst einmal geschockt. Es läuft eine ganze Litanei an Emotionen im Kopf ab, von Angst über Panik bis hin zur Hoffnung, die Krankheit operabel und kurabel in den Griff zu bekommen. Beim Patienteninformationstag in der Stadthalle plädierten die Referenten dafür, regelmäßig zur Vorsorge zu gehen. Angst zu nehmen, Mut zu machen und die Besucher dafür zu sensibilisieren – das war die Quintessenz dieser Veranstaltung.

 

In ihren Grußworten unterstrichen zunächst Landrat Stefan Dallinger und Bürgermeister Peter Reichert („Wir sind stolz auf unser Krankenhaus“) die Bedeutung des Klinik-Standorts Eberbach für die Stadt selbst und für das ländlich geprägte Umland als verlässlichen Garanten einer optimalen medizinischen Versorgung. Auch Dr. Jan Voegele, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Urologie, hob den engen Schulterschluss zwischen der Klinik und der Bevölkerung hervor. Als Alleinstellungsmerkmal des kleinsten der vier GRN-Standorte und in der Region nannte er die Urologie: Der Stolz auf sie ist nachvollziehbar, denn erst im April war der Neubautrakt mit dem Steinzentrum eröffnet worden.

 

„Lassen Sie sich regelmäßig untersuchen – in Ihrem eigenen Interesse und zu Ihrem Schutz!“, appellierte Dr. Oliver Petirsch, Leitender Oberarzt der Urologie, an die Vernunft der männlichen Besucher. Bei seinem Vortrag „Was bringt die Prostatakrebsvorsorge?“ bemühte er zunächst die Statistik, demnach sei die Erkrankung an diesem Organ bei Männern die häufigste Krebsart – immerhin 25,4 Prozent bekämen jährlich diese Diagnose gestellt, das seien 60 000 Männer.

 

Dr. Petirsch hielt daher ein flammendes Plädoyer, sich zur Vorsorgeuntersuchung zu begeben. Zwar liege das durchschnittliche Alter, an dieser Krebsart zu erkranken, bei 72 Jahren, doch sei es unbedingt vonnöten, bereits schon weit davor den Weg zum Urologen zu suchen. Dr. Petirsch: „Wir unterscheiden hier zwischen dem Krebs von meist jungen und von älteren Patienten. Der eine ist ein Raubtier, aggressiv und schnell wuchernd, derjenige im Alter ein eher zahmes Haustier.“ Letztere Krebsart lasse sich meist mit sanften Methoden in Schach halten.  

 

Um das Thema Darmkrebs, hier vor allem um die Erkrankung des Dickdarms, ging es im Vortrag von Dr. Bernhard Nitsche, Chefarzt der Inneren Medizin. Er umriss die Entstehung eines solchen Kolonkarzinoms, dessen Entstehung und Wachstum durch Bewegungsmangel, unausgewogene Ernährung, durch Tabak- und Alkoholkonsum, Übergewicht, aber auch durch genetische Veranlagung bedingt sein kann. „Krebs kann entstehen, wenn die Reparaturmechanismen einer Körperzelle gestört sind, dadurch kann jede Körperzelle "entarten". Die Zellen teilten sich unkontrolliert, sie verlieren die Information, wann es Zeit wird abzusterben“, so Dr. Nitsche. Krebszellen könnten zudem andere Gewebe oder Organe infiltrieren. Dadurch könne ein Krebsgeschwulst Absiedelungen, sogenannte Tochtergeschwulste (Metastasen), bilden.

 

Ziel aller Vorsorgeuntersuchungen sei es, den Krebs möglichst früh zu entdecken, um heilen zu können. Darmkrebs entstehe in den meisten Fällen über mehrere Jahre aus primär gutartigen Geschwulsten, den sogenannten Darmpolypen. Diese Polypen würden bei einer Vorsorgedarmspiegelung entdeckt und entfernt, bevor Krebs entstehe. Außerdem könne dadurch Darmkrebs bereits in frühen Stadien entdeckt und geheilt werden, machte der Chefarzt Mut.   

 

Themenverwandt ging es beim Vortrag „Moderne Darmchirurgie“ von Dr. Thomas Löffler, Stellvertretender Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie, weiter. „Eine Möglichkeit, um eine stadiengerechte Behandlung von Enddarmtumoren zu ermöglichen, ist hier die Kernspintomografie“, so Dr. Löffler. Gegebenenfalls ergebe sich daraus die Notwendigkeit einer Vorbehandlung mittels Radiochemotherapie, um die Wahrscheinlichkeit einer dauerhaften Tumorentfernung zu erhöhen. Bei den Operationen achte man stets darauf, die in unmittelbarer Nachbarschaft zum befallenen Gewebe liegenden Lymphknoten zu entfernen, um sicherzustellen, dass alles Tumorgewebe entfernt wurde. Dabei kommen zunehmend auch sog. minimal invasive Operationstechniken (Schlüsselloch-Chirurgie) zum Einsatz.

 

Keine Operationen ohne anästhetische Anwendungen – daher fragte Dr. Daniel Unger, Chefarzt der Anästhesie, etwas provokant: „Macht Narkose dumm?“ Zehn Millionen Narkosegaben würden jedes Jahr an den deutschen Kliniken verabreicht, und nur sehr selten komme es zu unliebsamen Neben- oder Langzeitwirkungen. Er konzedierte, dass es in Einzelfällen dennoch im Bereich des Möglichen sei, ein Delir nach einer Operation zu erlangen, welches sich durch verschiedene Symptome äußere. „Das kann Unaufmerksamkeit oder eine vorübergehend gestörte Kognition sein“. Aber auch hier trete meist schnelle Besserung ein.

 

Als Delir-Prophylaxe nannte Dr. Unger die Erfassung des neurokognitiven Status, eine genaue Medikamentenanamnese, ferner ein perioperatives Schmerzkonzept und der Verzicht auf die Verabreichung von Sedativa (also die allseits bekannte Schlaftablette). So trete in den meisten Fällen kein Delir nach einer Narkosegabe auf.

 

Nicht nur das Thema Krebs und dessen Prävention stand auf der Agenda, sondern auch das Schultergelenk: 27 000 Schulterprothesen, mit steigender Tendenz, werden jährlich in Deutschland angepasst – diese Zahlen hatte Dr. Martin Stark, Chefarzt Orthopädie und Unfallchirurgie, parat. „Das Schultergelenk ist das beweglichste unserer Gelenke und gänzlich von Muskeln und Sehnen umgeben“, ließ er wissen. Die jährlich steigende Nachfrage nach Gelenksubstituten sei vor allem auf den demografischen Wandel zurückzuführen, die Anteil älterer Menschen würde steigen, und da gebe es vermehrt Situationen wie häusliche Stürze, Einstauchungen und andere Zwischenfälle.

 

Prothesen kämen vor allem dann zum Einsatz, wenn die Osteoporose schon weit fortgeschritten sei, ebenfalls bei nicht rekonstruktiven Frakturen sowie bei starker Dislokation eines Bruchs. Je nach Mensch und Situation kämen hier unterschiedliche Substitute zur Anwendung, beispielsweise die anatomische oder die invasive Prothese.

 

Zum ersten Mal bei einem Patienteninformationstag auf dem Podium war die Pflegeabteilung der GRN-Klinik Eberbach. Daniel Dietz, stellvertretender Pflegeleiter, sprach über das Thema Digitalisierung der Pflege. Die Umstellung auf die neue Technik erleichtere die Arbeit der Pflegefachkräfte spürbar, sie hätten künftig mehr Zeit für den Patienten, und gerade die Tatsache, dass dessen Daten schon vor seinem Aufenthalt erfasst und seine Symptome übermittelt würden, eröffne für Pflegende die Chance, Vorkehrungen zu treffen.

 

Gut durchtrainierte Sportler, die nach einem Lauf mit Herzversagen zusammenbrechen und sterben? Ein Widerspruch? Dr. Daniel Herzenstiel, Leitender Chefarzt der Kardiologie“, stellte sein Spezialgebiet, die Sportkardiologie, in den Mittelpunkt seines Vortrags. Grundsätzlich sollten alle, die Sport treiben – unabhängig, ob es sich um Freizeit-, Profi-, oder Extremsportler handle, unbedingt und regelmäßig zur Sportuntersuchung gehen. Dies gelte auch für all jene, die mal fit waren und nach längerer Pause ihre sportliche Tätigkeit wieder aufnehmen wollen. Hier lohne der Gang zum Hausarzt oder, nach Überweisung, in die Sportkardiologie in der GRN-Klinik Eberbach, die diese Fachdisziplin als eines der wenigen Krankenhäuser in der Region anbietet.

 

 

Weitere Informatuionen unter www.grn.de/eberbach