Herr Großstück, warum ist der Neubau für die GRN-Klinik Sinsheim so wichtig?
Thorsten Großstück: Als ich im Januar 2018 hier in die GRN-Klinik nach Sinsheim gekommen bin, habe ich mich intensiv mit den räumlichen Voraussetzungen und Prozessen der Klinik, insbesondere auch im OP, auseinandergesetzt. Schnell ist mir klar geworden, dass die aktuellen baulichen Strukturen zum einen ungünstig für unsere Mitarbeitenden sind, da sie so manchen Umweg in Kauf nehmen mussten. Zum anderen lassen diese eine umfassende Modernisierung der OP-Prozesse auf der Höhe der Zeit nicht zu. Aber genau das war meine Vision für den Standort: Die Sicherstellung der medizinischen Versorgung für die Region auf dem neusten und zukunftsweisenden Stand der Technik mit genügend Platz für eine adäquate Behandlung unserer Patienten.
Wie wird diese Vision nun in die Tat umgesetzt?
Thorsten Großstück: Nachdem ein brandschutztechnisches Gutachten ergeben hat, dass eine Sanierung im Bestand aufgrund von Auflagen hinsichtlich der Bausubstanz nicht möglich war, war ein Neubau die einzige Option, um die Pläne umzusetzen. Mit der Rückendeckung des damaligen GRN-Geschäftsführers Rüdiger Burger und der großen Unterstützung durch Landrat Stefan Dallinger sowie unserem Aufsichtsrat realisierten wir einen Ideenwettbewerb verbunden mit einer Machbarkeitsstudie.
Entstanden ist ein Entwurf für das 100 Meter lange, 30 Meter breite Funktionsgebäude, in dem zukünftig auf der Haupteingangsebene die zentrale Notaufnahme, sämtliche Sprechstunden, Notfallröntgen und die internistischen Bereiche mit Herzkatheter und Gastroenterologie untergebracht sind. Im ersten Obergeschoss befindet sich der Zentral-OP mit angrenzenden tagesklinischen Bereichen sowie ein unmittelbarer Zugang zur Intensiv- und Intermediate Care Station. In der Ebene unter dem Haupteingang wird zukünftig der Kreißsaal-Bereich und die gynäkologische Ambulanz beheimatet sein sowie im nördlichen Teil Logistikbereiche, Labor und die Sterilgutversorgung. Ebenso werden im Gebäude eine dann erweiterte Neurologie mit Stroke Unit etabliert und Räume für die Bereitschaftsdienste angesiedelt sein. In den Untergeschossen sind Flächen für Technik und Umkleidebereiche vorgesehen.
Für so manche bauliche Herausforderung, der wir auf dem bisherigen Planungsweg begegnet sind, haben wir die passende Lösung gefunden und können unser Ziel, die Wege für Patienten, Besucher und Mitarbeitende kurzzuhalten, umsetzen.
Auch energetisch machen wir mehr als wir müssten. Hier hat der Aufsichtsrat zusätzliche Finanzmittel genehmigt, um mehr Photovoltaik zu ermöglichen und um die Pfahlgründung zur Wärmerückgewinnung zu aktivieren. Im Zuge des Neubaus wird aber auch unsere Energiezentrale auf der anderen Straßenseite für über zwölf Millionen Euro saniert und mit neuer Anlagentechnik ausgestattet. Wie bisher wird das Gebäude mit grüner Fernwärme aus der AVR Biomasseanlage versorgt. Im Sommer wird diese Wärme nun auch genutzt, um die Kälte für die Klinik zu erzeugen.
Was bedeutet der Neubau für die Menschen in der Region?
Thorsten Großstück: In unserem Einzugsgebiet sind wir für knapp 200.000 Menschen der nächstgelegene Versorger, in manchen Bereichen wie beispielsweise in Hinblick auf unseren künftigen Herzkatheter sogar für noch mehr. Mit dem Neubau und den dort angesiedelten Bereichen können wir für diese Menschen noch besser als Ansprechpartner in Gesundheitsfragen zur Verfügung stehen. Und das nicht nur in der stationären Versorgung, sondern sektorenübergreifend auch im ambulanten Bereich und in der Rehabilitation. Schon vorher mit dem Ausbau der Geriatrie, aber mit dem komplett barrierefreien Neubau jetzt besonders, reagieren wir auf den demografischen Wandel und stellen damit auch für unsere ältere Bevölkerung die bestmögliche Versorgung sicher.
Der Neubau mit vorgesehenem Hubschrauberlandeplatz ermöglicht uns außerdem zum einen die Teilnahme an der erweiterten Notfallversorgung. Zum anderen können wir durch die Aufnahme in das sogenannte Verletzungsarten-Verfahren in der Traumaversorgung dann auch komplexere Frakturen, die in speziell dafür zugelassenen Krankenhäusern behandelt werden müssen, direkt bei uns versorgen und müssen die Patienten nicht verlegen. So erreichen wir ein noch umfassenderes Angebot für Sinsheim und darüber hinaus und steigern damit nicht zuletzt auch unsere Attraktivität als Arbeitgeber. Denn mit dem mitarbeiterfreundlichen Umbau und dem breiten Angebot bieten wir ein ideales Arbeitsumfeld.
In Zeiten, in den Krankenhäuser rote Zahlen schreiben und um ihre Existenz kämpfen müssen: Woher kommen die notwendigen Mittel für solch ein Großprojekt?
Thorsten Großstück: Dieses Leuchtturmprojekt ist natürlich nicht ohne eine solide Finanzierung umsetzbar. Insgesamt stehen uns hierfür 128 Millionen Euro zur Verfügung, von denen 25 Millionen von der Dietmar-Hopp-Stiftung kommen. Den Rest finanzieren der Rhein-Neckar-Kreis und das Land Baden-Württemberg. Der Neubau ist damit in diesen rauen Zeiten ein ganz klares Bekenntnis aller Beteiligten zum Standort Sinsheim.
Es ist mir deshalb auch ein Anliegen noch einmal danke zu sagen an alle, die bisher an dem Projekt mitgewirkt und unterstützt haben.