Nach Expertenschätzungen haben bis zu 4 Millionen Menschen in Deutschland eine chronische Herzschwäche. Sie ist mit 450.000 Klinikeinweisungen pro Jahr der häufigste Grund für stationäre Krankenhausaufenthalte. Auch wenn die Sterblichkeit im vergangenen Jahrzehnt rückläufig ist, sterben immer noch über 37.000 Menschen jährlich an Herzschwäche.
Prof. Dr. Eberhard Scholz, Chefarzt der Abteilung für Kardiologie und Angiologie in der GRN-Klinik Sinsheim, Alexander van der Bosch, Oberarzt der Kardiologie und Facharzt für Innere und Notfallmedizin und Dr. Alexander Heß, Internist und Kardiologe im Ärztehaus Sinsheim nahmen die diesjährigen, von der Deutschen Herzstiftung initiierten Herzwochen deshalb erneut zum Anlass, um für dieses Thema zu sensibilisieren und über das Krankheitsbild sowie aktuelle Therapien aufzuklären. Am gestrigen Donnerstag waren alle Interessierten ins Casino der GRN-Klinik Sinsheim zu einem Vortragsabend in Kooperation mit der vhs Sinsheim eingeladen. Der Vortragssaal war fast bis zum letzten Platz besetzt und der Abend damit ein voller Erfolg.
Herzschwäche oder auch Herzinsuffizienz ist ein Syndrom, bei der das Herz aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr in der Lage ist, den Körper mit ausreichend Blut und Sauerstoff zu versorgen. Damit kann schon das Treppensteigen zur Tortur werden. Neben Schäden an Herz, Gehirn, Nieren und Muskeln kommt es bei Betroffenen zu Symptomen wie Atemnot und Leistungsminderung oder auch Flüssigkeitseinlagerungen in Form von geschwollenen Beinen.
Zwar können auch junge Menschen an einer Herzinsuffizienz erkranken, zum Beispiel nach entzündlichen Herzmuskelerkrankungen. Größtenteils sind aber Menschen im höheren Alter von Herzinsuffizienz betroffen. Besonders ab 65 Jahren steigt die Zahl der Krankenhauseinweisungen steil an. Häufig gehen der Herzschwäche lang bestehende Grunderkrankungen wie Bluthochdruck und die koronare Herzkrankheit voraus. Zu den Risikofaktoren hierfür gehören beispielsweise Rauchen, Diabetes, eine Herzklappenerkrankung oder ein vorangegangener Herzinfarkt.
Dr. Heß ging in seinem Vortrag nochmal genau auf die unterschiedlichen Formen und Arten von Herzschwäche ein und wie diese diagnostiziert werden können. „Während bei der systolischen Herzschwäche die Pumpkraft des Herzmuskels zu gering ist, spricht man bei der sogenannten diastolischen Herzschwäche von einer Füllungsschwäche des Herzens mit ungenügender Entspannungsfähigkeit des Herzmuskels“, erklärte er. Weitere Unterschiede bei der Symptomatik und der Therapie gäbe es in Hinblick auf chronische Herzschwäche, die schleichend über Monate und Jahre entsteht, und der akuten Herzschwäche, die innerhalb von Minuten bis Stunden dramatische Folgen haben kann.
Prof. Dr. Scholz betrachtete in seinem Vortrag Herzschwäche aus der Sicht eines interventionellen Kardiologen und beschäftigte sich mit verschiedenen Untersuchungen, mit denen man sich einer Diagnose und anschließender Therapie nähern kann. Eine entscheidende Untersuchung bei der Diagnostik der Herzschwäche ist das Herz-Echo oder auch Echokardiografie, das auch in Sinsheim seit vielen Jahren zu Diagnosezwecken herangezogen wird. Dabei untersucht der Kardiologe das schlagende Herz per Ultraschall, misst die Dicke der Muskulatur, die Funktion der Herzklappen und den Blutfluss im Herzen. „Um eine drohende Herzschwäche zu erkennen und ihr vorzubeugen, steht der GRN-Klinik in Sinsheim außerdem mit dem Mitte des Jahres eingeweihten Herzkatheterlabors eine neue und bedeutende Diagnosemöglichkeit zur Verfügung, die Leben retten kann“, so Prof. Dr. Scholz.
Alexander van der Bosch behandelte in seinem Vortrag nochmal verstärkt die verschiedenen Therapiemöglichkeiten von Herzschwäche. „Wichtig ist, eine Herzschwäche früh zu erkennen, aber genauso wichtig ist es, diese dann richtig zu behandeln“, resümierte er. Um Patienten bei einer Herzschwäche zu helfen, bedarf es der gezielten Behandlung der bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankung mit Hilfe von Medikamenten und gegebenenfalls interventioneller Verfahren. Zusätzlich ist eine konsequente Lebensstil-Anpassung, allen voran durch Rauchverzicht, regelmäßige Bewegung, ausgewogene Ernährung und Stress Management mitentscheidend.
Ein wichtiger Punkt, der in allen drei Vorträgen deutlich wurde, ist: Je früher die Herzschwäche erkannt wird, desto besser kann sie behandelt werden. Deshalb sollten Betroffenen bei den ersten Symptomen frühzeitig einen Arzt aufsuchen. Diese Botschaft nahmen auch die Teilnehmer mit, die sich mit vielen Fragen in einen regen Austausch zum Schluss des Abends einbrachten.