Am 5. November fand im Rahmen der bundesweiten Herzwochen der Deutschen Herzstiftung der Vortrag „Plötzlicher Herztod: Wie kann man sich davor schützen?“ von Professor Dr. med. Grigorios Korosoglou, Chefarzt der Kardiologie, Angiologie und Pneumologie an der GRN-Klinik Weinheim, statt. Jährlich sterben in Deutschland etwa 65.000 Menschen an einem plötzlichen Herzstillstand. Herz-Kreislauf-Erkrankungen machen 44 Prozent aller Todesfälle in Deutschland aus und sind somit die häufigste Todesursache noch vor Krebserkrankungen mit 25 Prozent der Gesamtsterblichkeit. Aber kommt der plötzliche Herztod wirklich so unerwartet oder gibt es Vorzeichen, die richtig interpretiert werden müssen? Und wenn ja, wie erkenne ich diese und was kann ich vorbeugend tun? Mit diesen Fragen setzte sich Professor Korosoglou auseinander und gab Einblicke in Diagnose- und Therapieverfahren der zugrundeliegenden Erkrankungen.
Unerkannte Ursachen
Der plötzliche Herztod scheint aus heiterem Himmel zu kommen – für Betroffene und Angehörige völlig unerwartet. Kurz zuvor treten schwere Herzrhythmusstörungen auf, und nur wenige Minuten danach führen diese dann zum Herzstillstand. „Doch ganz so überraschend wie man meint, ist der plötzliche Herztod nicht “, so Professor Korosoglou. „Es gibt ursächliche Faktoren, die meistens unerkannt bleiben.“ Neben angeborenen Herzerkrankungen, die häufig bei jüngeren Menschen der Grund für einen plötzlichen Herzstillstand sind, ist die mit Abstand häufigste Ursache die Koronare Herzkrankheit, bei der eine „Verkalkung“ der Herzkranzgefäße vorliegt. Hiervon sind überwiegend Menschen im mittleren und hohen Lebensalter betroffen. Bei ihnen finden sich in den Gefäßen sogenannte Plaques – Ablagerungen –, die aufreißen können. Zudem können sich an dieser Stelle Blutgerinnsel bilden, die das Gefäß dann verschließen. Als Folge wird der Herzmuskel nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt, das Herzmuskelgewebe stirbt ab und es kommt zum Herzinfarkt.
Schnelle Hilfe nach dem Motto „Prüfen – Rufen – Drücken“
Erleidet jemand einen Herzinfarkt – der letztlich auch die Hauptursache für einen Plötzlichen Herztod darstellt –, so ist schnelle und kompetente Hilfe ein absolutes Muss, erklärte der Referent den rund 100 Besucherinnen und Besuchern des Vortragsabends. Jede Minute zählt. Beim Betroffenen sollte eine Puls- und Atemkontrolle durchgeführt („Prüfen“) und, falls beides negativ ausfällt, der Notarzt gerufen („Rufen“) werden. Bis zu dessen Eintreffen ist es unbedingt notwendig, ununterbrochen eine Herzdruckmassage („Drücken“) durchzuführen. Hierfür drückt man mit übereinandergelegten Händen und ausgestreckten Armen etwa fünf Zentimeter tief 100-mal pro Minute auf den Brustkasten in Richtung Wirbelsäule. Eine Beatmung ist nicht unbedingt notwendig, so Professor Korosoglou, da der Sauerstoffgehalt im Blut ausreicht, um die Zeit zu überbrücken, bis professionelle Hilfe geleistet werden kann. Ausschlaggebend ist, dass das mit Sauerstoff angereicherte Blut ausreichend verteilt wird.
Wer ist gefährdet?
Um diese Frage zu beantworten, können verschiedene diagnostische Verfahren wie Belastungs-EKG, Knöchel-Arm-Index, Duplexsonographie und Echokardiographie sowie Herzkatheteruntersuchungen durchgeführt werden. Diese geben Aufschluss darüber, ob beispielsweise eine Koronare Herzerkrankung oder eine periphere Arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) vorliegt, und ermöglichen außerdem eine genaue Beurteilung der Herzmuskelfunktion und Darstellung des Blutflusses. Der große Vorteil der Herzkatheteruntersuchung liegt darin, dass sofort therapeutisch eingegriffen werden kann, wenn ein Gefäßverschluss festgestellt wird. In diesem Fall wird mit Hilfe eines Ballons ein Stent platziert, der das Gefäß wieder öffnet. Dank neuer Materialien zur Beschichtung (Everolimus und Zotarolimus) besteht heutzutage nur noch ein geringes Risiko einer späten Stentthrombose. Für Angehörige von Patienten, die einen plötzlichen Herztod erlitten haben, gibt es außerdem die Möglichkeit, eventuelle genetische Dispositionen abzuklären.
Risikofaktoren und vorbeugende Maßnahmen
Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Rauchen und ein erhöhter Cholesterinspiegel beeinflussen die Entstehung einer Herzerkrankung. Neben medikamentösen Therapien helfen hier vor allem eine gesunde Ernährung und Sport. „Machen Sie einen Termin mit Ihrer letzten Zigarette“, appellierte Professor Korosoglou, „denn wir Mediziner können eine Herzerkrankung nicht heilen, sondern nur reparieren und sind auf Ihre Mithilfe angewiesen.“ Der Kardiologe empfiehlt fünfmal die Woche für 30 bis 45 Minuten Sport im aeroben Bereich. Wichtig sei ein ausgewogenes Programm mit Muskel- und Ausdauertraining. Vorhandene Beschwerden werden dadurch reduziert, die Leistungsfähigkeit verbessert und das psychische Befinden stabilisiert. Professor Korosoglou: „Es ist nie zu spät, mit Sport zu beginnen, selbst und gerade im höheren Alter. Auch Tanzen ist eine gute Art der Bewegung – und das kann ja sogar Spaß machen.“
Wiederholung des Vortrags im Januar
Der Vortrag wird aufgrund des hohen Andrangs – nicht alle Interessierten fanden zum großen Bedauern der Organisatoren einen Sitzplatz – voraussichtlich im Januar 2020 wiederholt. Der neue Termin wird rechtzeitig öffentlich angekündigt.
Bildunterschrift: Professor Dr. med. Grigorios Korosoglou: „Machen Sie einen Termin mit Ihrer letzten Zigarette!"