Seit 2009 besteht an den GRN-Kliniken Schwetzingen und Sinsheim ein gemeinsames, vom TÜV Süd zertifiziertes Brustzentrum. In den vergangenen zehn Jahren wurden an beiden Standorten insgesamt etwa 1.500 an Brustkrebs erkrankte Frauen nach einer Erstdiagnose primär behandelt. Sie profitierten dabei von der hohen Expertise, den erfahrenen Ärzten, von der engen Zusammenarbeit einzelner Bereiche und der Kooperation mit dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg. Einem Großteil der Frauen konnte geholfen werden - sie wurden geheilt.
Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums wurden am Samstag, 19. Oktober 2019, beim „Tag der Brustgesundheit“ in der Cafeteria der GRN-Klinik Schwetzingen die aktuellen Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten vorgestellt, die unter anderem einen individuellen Behandlungsplan für jede einzelne Patientin beinhalten. Die Methoden zur Früherkennung wurden in den zurückliegenden Jahren verbessert. Unter anderem trägt das Mammographie-Screening dazu bei, dass der Brustkrebs zumeist im Frühstadium entdeckt wird. Durch neue, weniger radikale Therapiemethoden sind Brustentfernungen und eine erweiterte Ausräumung der Lymphknoten aus der Achselhöhle heute selten geworden.
Früherkennung hat einen hohen Stellenwert
Dr. med. Annette Maleika, Chefärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe an der GRN-Klinik Schwetzingen und Leiterin des Brustzentrums Schwetzingen, bedankte sich in ihrer Begrüßung vor knapp 50 Interessierten vor allem bei ihrem Vorgänger Dr. med. Kay Goerke, der eigens zum Jubiläum angereist war. Er hatte 2009 das Brustzentrum gemeinsam mit Dr. med. Thomas Schumacher, Chefarzt für Gynäkologie und Geburtshilfe an der GRN-Klinik Sinsheim, initiiert und seiner Nachfolgerin vor sechseinhalb Jahren etablierte Strukturen hinterlassen. Dr. Schumacher stellte in seinem Vortrag den Stellenwert der Ultraschalldiagnostik in der Früherkennung des Brustkrebses heraus. „Jeder Tastbefund, der über sechs Wochen besteht, muss bevorzugt durch Ultraschall abgeklärt werden“, so der Leiter des Sinsheimer Brustzentrums. Die Ultraschalluntersuchung sei für die Patientin weniger belastend und meist sofort durchführbar. Bei jungen Frauen sei diese Diagnostik häufig aussagekräftiger als eine Mammographie. Und weiter: Jeder nicht ganz eindeutige Ultraschallbefund müsse durch eine feingewebliche Untersuchung per Stanzbiopsie unter Ultraschallkontrolle abgesichert werden. Gutartige Befunde könne man meist belassen, bösartige Befunde benötigten zur Therapieplanung eine Immunhistologie, eine genau Untersuchung der Zellstrukturen. Vor allem gelte es jedoch, unnötige Operationen zu vermeiden.
Dr. Maleika stellte fest, dass die Brustkrebsbehandlung von heute einer systemischen Behandlung bedürfe. Grundsätzlich stünden drei Therapiesäulen zur Verfügung: Operation, medikamentöse Therapie (Chemotherapie, Antihormontherapie) und Strahlentherapie. Eine dauerhafte Heilung sei nur möglich, wenn alle Tumorzellen zerstört würden. „Doch Brustkrebs ist nicht gleich Brustkrebs“, so Dr. Maleika. Wichtig seien zielgerichtete Therapien. So versuche man – sofern gewisse Kriterien erfüllt seien –, brusterhaltend zu operieren. Alternativen, wie zum Beispiel der Brustaufbau durch Implantate, sollten vor der Operation mit der Patientin besprochen werden. Dr. Maleika und ihr Team legen ganz besonderen Wert darauf, ihre Patientinnen persönlich zu kennen: „Das zeichnet unser Brustzentrum aus.“
System-, Strahlen- und Komplementärtherapie
„Hilfe zur Selbsthilfe“ und die „Aktivierung der körpereigenen Abwehr“ standen bei Dr. med. Christian Kuhn, Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie von den ze:ro Praxen, MVZ am Schlossgarten Schwetzingen, im Mittelpunkt. Er sprach aktuelle Aspekte in der Systemtherapie beim Mammakarzinom an und gab dabei Einblick in die Erforschung neuer Medikamente, die ins Immunsystem der Patienten eingreifen. Auch die genetische Veränderung beim familiären Brustkrebs – immerhin weisen fünf bis zehn von hundert Brustkrebspatientinnen ein vererbtes oder vererbbares Risiko auf, an Brustkrebs zu erkranken – sei ein Thema, das in Zukunft noch mehr in den Vordergrund rücken werde. Dr. Kuhn: „Unsere Aufgabe ist es, diese Frauen zu finden.“
Auch der Strahlentherapeut Dr. med. Jörg Schäfer von der Praxis für Strahlentherapie in Speyer arbeitet schon lange mit dem Brustzentrum eng zusammen und klärte auf: „Die intensitätsmodulierte Radiotherapie ermöglicht es, eine hohe Bestrahlungsdosis im Tumorzentrum zu platzieren, während das umgebende Gewebe geschont wird“ Über „komplementäre Behandlungsansätze“ sprach Dr. med. Ulrike Schmidt, Funktionsoberärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe an der GRN-Klinik Schwetzingen. Wie können Patientinnen mit Brustkrebs die Nebenwirkungen konventioneller Therapien erträglicher machen? Das Spektrum reiche von Naturheil- und Entspannungsverfahren über Osteopathie und Akupunktur bis zu Homöopathie. Dr. Schmidt sieht regelmäßige Bewegung mit an erster Stelle, um die Lebensqualität zu verbessern. Da passt es ganz gut ins Bild, dass Dr. Maleika schon im nächsten Jahr eine Sportgruppe ins Leben rufen will, in der Betroffene gemeinsam in Bewegung kommen.
An Infoständen und bei einer Modenschau für brustoperierte Frauen wurde abschließend noch einmal deutlich, dass beim Brustzentrum Sinsheim-Schwetzingen die Patienten nicht alleine gelassen werden.
Bildunterschrift: (v.l.n.r.) Dr. med. Annette Maleika, Chefärztin Gynäkologie und Geburtshilfe GRN-Klinik Schwetzingen und Leiterin Brustzentrum Schwetzingen, Dr. med. Kay Goerke, Mitbegründer des Brustzentrums, Dr. med. Christian Kuhn, Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie, MVZ am Schlossgarten, Dr. med. Thomas Schumacher, Leiter Brustzentrum Sinsheim, Dr. med. Jörg Schäfer, Strahlentherapeut, Praxis für Strahlentherapie Speyer.