Auf großes Interesse stieß der Infotag der Weinheimer GRN-Klinik zum Thema Brustkrebs. Viele Zuhörerinnen waren am Samstag der Einladung des zertifizierten Brustzentrums unter der Leitung von Chefärztin Dr. Lelia Bauer gefolgt und lauschten gespannt den Vorträgen. Früherkennung, neue Medikamente und Therapiekonzepte, der Einfluss von Sport und Bewegung sowie ein emotionaler Erfahrungsbericht: Dr. Bauer und ihr Team hatten wieder ein abwechslungsreiches Programm aufgestellt. „Es ist schön, dass trotz Corona so viele gekommen sind“, freute sich die Chefärztin über die Resonanz.
Zunächst stellte die Radiologin Dr. Sabine Bormeth die unterschiedlichen Methoden zur Früherkennung vor. Als „erste Wahl“ bezeichnete die Fachärztin das Mammografie-Screening, auf das Frauen im Alter von 50 bis 69 Jahren alle zwei Jahre einen Anspruch haben. Die Mammasonografie als „zweites Standbein“ diene als Ergänzung, denn dichte Drüsengewebe in der Brust könnten bei einem Screening mögliche pathologische Befunde überlagern. „Die Ultraschalluntersuchung verschafft dann Klarheit“, betonte sie. Sollten diese beiden Methoden nicht weiterhelfen, komme der Mamma-MRT als Problemlöser unklarer Befundkonstellationen ins Spiel. Dr. Bormeth warb bei den Zuhörerinnen eindringlich dafür, sich immer wieder selbst abzutasten, und das möglichst regelmäßig. „Jeder auffällige, suspekte Befund sollte zweifelsfrei geklärt und kontrolliert werden.“
Im nächsten Vortrag stellte Prof. Dr. Andreas Schneeweiß neue Medikamente und Therapiekonzepte sowie personifizierte und individuelle Behandlungsmöglichkeiten bei Brustkrebs vor. „Es geht dabei nicht nur darum, das Leben der Betroffenen zu verlängern, sondern auch die Lebensqualität zu erhöhen“, erläuterte der Sektionsleiter der Gynäkologischen Onkologie des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg. Anschaulich verdeutlichte er die unterschiedlichen Maßnahmen und deren Auswirkungen, immer mit dem Ziel der Heilung oder zumindest eines langen, möglichst rückfallfreien Lebens.
Im Vortrag von Privat-Dozent Dr. Joachim Wiskemann ging es darum, den inneren Schweinehund zu überwinden. „Das lohnt sich“, verriet der Leiter der Arbeitsgruppe Onkologische Sport- und Bewegungstherapie am Heidelberger NCT. Die positiven Auswirkungen von regelmäßigen Trainingseinheiten verdeutlichte er anhand zahlreicher Studien und Beispiele wie dem Fatigue-Syndrom, das häufig nach Chemotherapien auftrete. „Betroffene geraten häufig in einen Teufelskreis: Sie fühlen sich schlapp und müde, reduzieren ihre Aktivitäten und verlieren dadurch Muskeln, wodurch sie sich noch kaputter fühlen“, berichtete Dr. Wiskemann. Sport und Bewegung wirkten Fatigue, aber auch den typischen Lymphödemen und anderen Problemen entgegen. Umso wichtiger sei es, möglichst frühzeitig anzufangen und sich einen Ruck zu geben. „Die Überwindung ist schwer, aber wer sich regelmäßig und systematisch belastet, der steigert Kraft, Ausdauer und Selbstbewusstsein.“ Die dadurch entstehende Verbesserung der Lebensqualität diene auch als zusätzlicher Antrieb weiterzumachen – trotz der schwierigen Situation. Ein weiterer Pluspunkt von ausreichend Bewegung seien signifikant bessere Heilungschancen, wie Dr. Wiskemann ausdrücklich betonte.
Weitermachen musste auch Claudia Lauer, die zum emotionalen Abschluss des Infotages aus ihrem Buch „Achterbahn ins Leben: Der Brustkrebs, das Leben und ich“ vorlas. Darin schildert die alleinerziehende Mutter, wie sie im Alter von 39 Jahren zum zweiten Mal die Diagnose Brustkrebs bekam. Die aus Recklinghausen im Ruhrgebiet stammende Autorin erzählte von dem Moment, als sie nach einer elfstündigen Operation das Lieblingskuscheltier ihrer Tochter in den Armen hielt oder als sie als gerade noch rechtzeitig zum 40. Geburtstag nach Hause durfte, um mit Familie und Freunden zu feiern. Die Rückschläge und Hoffnungsschimmer, die Lauer beschrieb, kamen mancher Zuhörerin nur allzu gut bekannt vor. „Ihre Wünsche und Ziele, alles was Sie sich vorgenommen haben: Machen Sie es lieber gestern als morgen. Nutzen Sie ihre Zeit“, riet die Autorin am Ende ihrer Lesung.
Ein Yoga-Workshop und zahlreiche Informationsstände zu den Themen Komplementärmedizin, Aromatherapie, gesunde Ernährung und der Frauenselbsthilfegruppe, rundeten das Programm ab.