Obwohl die Themen beim Vortragsabend der GRN-Klinik Weinheim keine leichten waren, war die Cafeteria bis auf den letzten Platz besetzt. Der Palliativ-Dienst der Klinik hatte Patienten und Angehörige eingeladen, sich über das Thema Palliativmedizin und das Angebot der GRN-Klinik Weinheim zu informieren. Der Einladung waren zahlreiche Interessierte gefolgt. Im Vordergrund der Veranstaltung stand vor allem, Ängste zu nehmen, Vorurteile abzubauen und Fragen zu beantworten.
In den Abend startete Dr. Ralf Gieser, Oberarzt des Palliativ-Dienstes, mit einem Einblick in die Palliativmedizin. „Die Palliativmedizin ermöglicht es uns, Schmerzen und belastende Symptome einer Krankheit zu lindern“, erklärte Dr. Gieser. „Damit kann die Lebensqualität verbessert werden, sodass Patienten ein aktiveres und selbstbestimmtes Leben führen können.“ Dafür stehe in der GRN-Klinik ein multiprofessionelles Team bereit. „Je nach Wunsch und Bedarf der Patienten und Angehörigen, können unsere Palliativ Care-Pflegekräfte und Ärzte auch unsere Seelsorger, Psychologen, Physio- und Ergotherapeuten ins Boot holen“, sagt Dr. Gieser. „Und wenn Patienten entlassen werden, hilft unser Entlassmanagement dabei, eine ambulante Versorgung oder andere Hilfe zu bekommen.“ Als weiteren wichtigen Aspekt beleuchtete Dr. Gieser die Sterbehilfe, erläuterte die verschiedene Arten und aktuelle Rechtslage in Deutschland.
Palliativ Care-Pflegekraft und Koordinatorin des Palliativ-Dienstes, Esther Nichols, berichtete in ihrem Vortrag aus ihrem Alltag und den Abläufen im Krankenhaus: „Wir Palliativ Care-Pflegekräfte kommen als zusätzliche Unterstützung auf die Stationen, wenn uns andere Pflegekräfte, Ärzte, aber auch Patienten oder Angehörige dazu rufen.“ Wie es dann weitergehe, sei sehr unterschiedlich. „Für jeden Patienten finden wir einen individuellen Weg“, sagte Nichols. Wie individuell die Behandlungen sein können, erläuterte sie eindrücklich an drei anonymisierten Fallbeispielen von Patienten, die sie in den vergangenen Monaten begleitet hatte. „Ob Patient oder Angehöriger: wir unterstützen Sie, die für Sie passende Behandlung und Betreuung zu finden.“
Speziell über fortgeschrittene gynäkologische Krebserkrankungen sprach Dr. Bettina Müller, onkologische Oberärztin in der Gynäkologie. Ihr war es ein besonderes Anliegen, mit Vorurteilen aufzuräumen. „Viele Krebspatientinnen, denen eine Palliativ-Behandlung angeboten wird, lehnen dies ab, weil sie es mit dem sofortigen Tod in Verbindung bringen“, berichtete Dr. Müller. Doch jede Erkrankung verlaufe unterschiedlich, die Prognose sei von vielen Faktoren abhängig. „Dementsprechend sind die medizinischen Möglichkeiten auch individuell. Und ‚palliativ‘ heißt eben nicht, dass der Patient morgen sterben muss, sondern dass wir seine Lebensqualität steigern und Patienten durchaus auch viele Jahre mit der Krankheit leben können.“
Zum Abschluss des Abends beantwortete Dr. Florian von Pein, Chefarzt der Altersmedizin, die Frage „Was passiert beim Sterben?“. Er gab einen Überblick über den Sterbeprozess, wenn die Organe versagen, und von welchen Phänomenen die letzte Sterbephase begleitet wird. Doch auch der Umgang mit einem sterbenden Menschen sprach Dr. von Pein an: „Die Kommunikation zwischen Sterbenden und Angehörigen ist unheimlich wichtig.“ Häufig bestünden Ängste, offen über den nahenden Tod zu sprechen. „Sowohl die Sterbenden als auch die Familie wissen, dass es zu Ende geht. Beide Seiten wollen sich gegenseitig nicht die Hoffnung nehmen. Doch wenn man offen über den bevorstehenden Tod spricht, macht das den Weg frei, um über letzte Wünsche zu sprechen und die gemeinsame Zeit zu genießen.“
Zum Abschluss konnten die Zuhörenden Fragen stellen und sich über weiterführende Angebote in der Region informieren.