Der positive Effekt von Tieren als Therapeuten ist vielfach belegt und unbestritten. Während in Senioreneinrichtungen der klassische Hundebesuchsdienst bereits häufiger stattfindet, ist der ausgebildete tierische Helfer in Krankenhäusern wie der GRN-Klinik für Geriatrische Rehabilitation Schwetzingen noch die Ausnahme. „Leines“ heißt das jüngste Mitglied im geriatrischen Team um Chefarzt Markus Bender. Der braune Labrador ist drei Jahre alt und hat gerade gemeinsam mit seiner Hundeführerin Heike Nonnenmacher die Ausbildung zum Therapiebegleithund beim zertifizierten Verein „Canis Lupus Therapeuticus“ in Leimen bestanden. Sein Einsatz ist eine Premiere für die Schwetzinger Klinik. Die Chefarztsekretärin, eine erfahrene Hundebesitzerin, hatte die guten „Job-Voraussetzungen“ ihres Hundes schnell bemerkt. Schon als Welpe sei „Leines“ vor allem durch seine soziale Verträglichkeit und seinen Gehorsam aufgefallen, sagt sie. Heute, nach gut halbjährlicher Ausbildung, ist sein Repertoire neben „Sitz“, „Platz“ und „Bleib“ beachtlich: Er löst verschiedene Geschicklichkeitsübungen, folgt konzentriert den Anweisungen seines Frauchens, wendet sich fremden Menschen und neuen Situationen stets freundlich und geduldig zu. Markus Bender, der das Anliegen seiner Mitarbeiterin von Anfang an unterstützte, ist überzeugt: „Was Menschen manchmal schwer gelingt, schafft der Vierbeiner mühelos. Leines ist ein Lichtblick für unsere Patienten. Er bringt sie zum Lachen und gibt neuen Lebensmut.“
In der Tat: Der Kollege auf vier Pfoten lenkt die Patienten von ihren eigenen Sorgen und Krankheiten ab, er macht Zuneigung, Zärtlichkeit und Fürsorge erlebbar und unterstützt so das Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen. Markus Bender: „Ganz wichtig ist, dass er die kognitiven Fähigkeiten – sprich Sprache, Erinnerungs- und Merkfähigkeit – anregt und gleichzeitig die Reaktionsfähigkeit fördert.“ Welchen Patienten die tiergestützte Therapie guttun könnte, entscheidet der behandelnde Arzt. Die Krankheitsbilder, bei denen dies der Fall ist, sind vielfältig. Natürlich profitieren alle Patienten nach schwerer Krankheit in der geriatrischen Rehabilitation von dem Einsatz eines Therapiehundes durch mehr Motivation, Lebensmut, Glücksgefühle. Besonders wirksam ist ein Therapiehund bei psychischen oder psychiatrischen Begleiterkrankungen wie Antriebsarmut, depressiven Episoden oder kognitiven Einschränkungen. Voraussetzung ist immer, dass der Patient nicht ängstlich oder allergisch auf Hunde reagiert und sich vorher mit dem Besuch von „Leines“ einverstanden erklärt hat. Der Rest passiert von ganz allein. „Denn dass die Beschäftigung mit dem Hund eigentlich Therapie ist, vergessen die Patienten schnell. Sie beugen sich zu ihm hinunter, streicheln ihn, werfen seinen Ball oder präparieren Spielzeug mit Leckerchen“, stellt Heike Nonnenmacher immer wieder fest. „Leines“ schafft hier spielerisch neue Motivation für körperliche und geistige Betätigung, die ansonsten oft nicht mehr vorhanden ist. Die positiven Auswirkungen auf den körperlichen Zustand der Patienten sind spür- und messbar.
„Leines“ ist gemeinsam mit Heike Nonnenmacher im Dienst und ausschließlich unter ihrer Aufsicht im Therapieraum. Aus hygienischen Gründen darf er nicht in die Patientenzimmer. Die Auflagen sind streng, aber in der Therapiearbeit mit Menschen notwendig. Für die notwendige Hygiene muss der Hund gesund sein und regelmäßig geimpft, entwurmt und gebadet werden. Im direkten Kontakt mit Patienten ist die Desinfektion von Händen und Flächen eine wichtige Maßnahme zum Schutz vor Keimübertragung. Bei infektkranken Patienten wird auf die Hundetherapie verzichtet. Heike Nonnenmacher hat übrigens mit ihrem „Leines“ noch einiges vor: Sie würde ihn gerne in der Palliativarbeit der GRN-Klinik Schwetzingen einsetzen. „Auch nicht heilbar erkrankte Menschen sollten die Möglichkeit haben, in ihrer schwierigen Situation Freude zu verspüren“, sagt sie.
Bildunterschrift: Therapiebegleithund Leines gehört zum Team der GRN-Klinik für Geriatrische Rehabilitation Schwetzingen. Ilse Beisel, Erich Keilbach und Herta Ledda (vordere Reihe von links) haben die Bekanntschaft mit dem Labrador von Heike Nonnenmacher (knieend) bereits gemacht. Oberärztin Dr. Carolin Baron, Pflegekraft Marius Andor, Christine Orth (Stationsleitung) und Pflegekraft Sonja Chaibi ep Zitbuni (stehend von links nach rechts) freuen sich mit den Patienten. (Foto: GRN / Callies)
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