Hilfe beim Aufspüren von Kraftquellen

Psychoonkologin Beate Rohden-Schiller beendete mit ihrem Vortrag „Die ku(e)mmernden Angehörigen – den Krebs gemeinsam bewältigen“ für dieses Jahr die Vortragsreihe „Was Frauen bewegt“ an der GRN-Klinik Weinheim


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„Angehörige sind für den Krebspatienten eine wichtige Säule für Halt und Zuversicht. Es ist für sie nicht leicht, den Betroffenen bestmöglich zu unterstützen und gleichzeitig sich selbst nicht aus den Augen zu verlieren, um über längere Zeit die nötige Stabilität aufbringen zu können.“ Psychoonkologin Beate Rohden-Schiller von der GRN-Klinik Weinheim gab in ihrem Vortrag „Die ku(e)mmernden Angehörigen – den Krebs gemeinsam bewältigen“ [am 27. November 2019] Interessierten praktische Impulse, um diese Krise kraftvoller gemeinsam mit dem Erkrankten bewältigen zu können.

Krebs (be)trifft die ganze Familie

Wenn ein nahestehender, geliebter Mensch an Krebs erkrankt, dann sind Angehörige von Anfang an mit all der Hoffnung auf Heilung, der Sorge um die weitere Zukunft und den Unsicherheiten in der Begleitung des Patienten so unmittelbar betroffen wie der Erkrankte selbst. „Liebgewonnene Gewohnheiten, Lebenspläne und vielleicht sogar die wirtschaftliche Absicherung der Familie geraten ins Wanken und erfordern möglicherweise eine neue Ausrichtung. Ängste, Sorgen und bedrückende Erfahrungen belasten sowohl Erkrankte als auch Angehörige und Freunde“, weiß die erfahrene Psychoonkologin. „Ihnen stellt sich zudem die Frage nach der richtigen Unterstützung des Patienten im Alltag und der eigenen Belastbarkeit.“ Dabei geraten die Helfer in dieser emotionalen Ausnahmesituation oft an ihre Belastungsgrenzen, was oft nicht oder erst zu spät erkannt wird. „Hilfe für Helfende tut in vielen Fällen not“, so die Expertin.

Miteinander im Dialog stehen

Es muss dem Helfenden bewusst werden, dass Unterstützung für den kranken Angehörigen sehr individuell und verschieden aussehen kann. Eines sei aber sicher: Es handele sich nicht um eine einmalige Tat, sondern bedeute eine Reihe von Taten, Gesten und Hilfsangeboten. Der Helfende müsse daher den Spagat zwischen Hilfe für den Angehörigen und Selbsthilfe schaffen, so Beate Rohden-Schiller. Der Alltag ändere sich, es werden andere Prioritäten gesetzt. Wichtig sei, miteinander zu sprechen, eigene Bedürfnisse anzumelden, um sich nicht zu verlieren. Beate Rohden-Schiller formuliert es treffend: „Reden ist Silber, miteinander im Dialog stehen ist Gold.“ Was nämlich häufig übersehen wird: Angehörige eines Krebspatienten befinden sich in einer Doppelrolle. Sie sind die, die auf der einen Seite unterstützen möchten und auf der anderen Seite selbst hoch belastet sind und Unterstützung bedürfen.

Lebensqualität erhalten

Einem Krebspatienten zur Seite stehen, bedeutet unter anderem Erfahrungen zu sammeln, zuzuhören, Anteil zu nehmen und die Lebensqualität für den Erkrankten und sich selbst zu erhalten. Beate Rohden-Schiller: „Für den Helfenden ist es insbesondere auf wichtig, die Last auf mehrere Schultern zu verteilen und nach Möglichkeiten zu suchen, Stress abzubauen.“ Eine Haushaltshilfe oder weitere Unterstützung aus der Familie könne da ein Lösungsansatz sein. Nehme der Alltagsstress zu, könne es bei allen Beteiligten zu einer Lebenskrise kommen. Wichtig sei auch hier, dass man seine Gefühle und Bedürfnisse klar und frühzeitig mitteilt.

Selbsthilfe in der Krise

Wie kann sich der Angehörige selbst helfen? Sowohl für den Helfer als auch den Patienten gilt es, den Zustand der akuten Krise ohne weiteren Schaden zu überstehen. Spaziergänge könnten zum Beispiel die Entspannung fördern und den Körper wieder ins Lot bringen. „Lenken Sie sich ab, machen Sie etwas, bei dem Sie Freude haben“, so der Appell der Spezialistin. Wichtigstes Ziel für den Helfenden sei es, den Patienten darin zu unterstützen, ein Höchstmaß an Selbstständigkeit und Selbstwertgefühl zu erhalten, und dabei die eigenen Gefühle regulieren zu können. Der Umgang mit den neuen Gegebenheiten müsse jedoch meist mühsam erarbeitet werden. „Es gibt keinen Schalter, den man an- oder abschalten kann.“

Die Psychoonkologin  Beate Rohden-Schiller zeigt im zertifizierten Brustzentrum der GRN-Klinik Weinheim Betroffenen Wege auf und bietet Unterstützung und Beratung bei der Auseinandersetzung mit der Erkrankung. Sie hilft beim Aufspüren von Kraftquellen, unterstützt Lebenskraft und Zuversicht, lehrt Entspannungsmethoden und versucht Sicherheit zu vermitteln.

Bild: Joanna Bojanowska, „Weiblichkeit“