Ob koronare Herzerkrankung als häufigster Grund für den plötzlichen Herztod oder auch der erschreckend frühe Herztod in jungen Jahren bei U40-Jährigen: Was jeder – ob genetische Vorbelastung oder nicht – für seine Herz- und Gefäßgesundheit tun kann – darüber berichteten im Rahmen der diesjährigen Herzwochen im komplett gefüllten Pfarrsaal St. Nepomuk in Eberbach die GRN-Kardiologen Dr. Daniel Herzenstiel und Prof. Dr. Grigorios Korosoglou, beide wissenschaftliche Beiräte der Deutschen Herzstiftung.
Als Experte zum Thema koronare Herzerkrankung, die der häufigste Grund für den plötzlichen Herztod ist, referierte Prof. Dr. Korosoglou über Ursachen wie Bluthochdruck, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen, Cholesterin- oder Kalkablagerungen an den Gefäßwänden sowie eine genetische Veranlagung.
„Der plötzliche Herztod ist oft vermeidbar“
Die gute Nachricht: Der plötzliche Herztod ist oft vermeidbar. „Ob man einen Herzinfarkt bekommt oder nicht“, so Prof. Dr. Grigorios Korosoglou, „entscheiden vor allem die Gene. Es gibt aber Einflussfaktoren, die jeder selbst für sich nutzen kann“. Dazu zählen gesunde Ernährung, das rechtzeitige Einstellen eines zu hohen Blutdrucks und viel Sport. „Sport in jungen Jahren zahlt sich später aus“, versichert der Chefarzt der Kardiologie und Angiologie in der GRN-Klinik Weinheim, der kürzlich zusätzlich in Eberbach den Chefarztposten übernommen hat und im Sinne gemeinsam genutzter Synergien im GRN-Verbund dem dort leitenden Arzt der Kardiologie und Angiologie, Dr. Daniel Herzenstiel, im Herzkatheterlabor zur Seite steht.
Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten
Neben der empfohlenen Eigeninitiative für die persönliche Gesundheit berichtete Prof. Dr. Korosoglou, welche Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten im GRN-Verbund bestehen, um eine koronare Herzerkrankung rechtzeitig zu erkennen und zu bannen. Je nach Krankheitsbild kommen Echokardiographie (Ultraschall), Stress-Echo, MRT oder Kardio-CT in Frage. Letzteres ist voraussichtlich ab 2024 neben Privat- auch für Kassenpatienten nutzbar, ein Verdienst auch von Prof. Dr. Korosoglou, der an diesem Prozess als Sprecher der Arbeitsgruppe kardiale Computertomographie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie beteiligt war.
Sind Untersuchungen am Herzen auffällig, kann im Herzkatheterlabor ein verschlossenes Gefäß mithilfe von Draht und einer Art Ballon geöffnet werden. Parallel kommen Medikamente wie Blutverdünner und zur Senkung der Cholesterin-Werte zum Einsatz.
„Wenn man mit Symptomen, hohem Blutdruck oder hohen Cholesterin-Werten zu lange wartet und nichts tut, droht der plötzliche Herztod oder eine Herzschwäche, mit der man unter Umständen kaum noch eine Treppe hinaufkommt“, rät Prof. Dr. Korosoglou zu einer frühzeitigen Untersuchung: „Besser ist es, dem Schaden vorzubeugen und ihn somit zu vermeiden.“
Plötzlicher Herztod häufig bei Menschen um die 70 Jahre / Auch Jüngere und Sportler unter 40 sind betroffen
Hier schließt Dr. Daniel Herzenstiel als Ärztlicher Leiter der Kardiologie und Angiologie in der GRN-Klinik Eberbach an – selbst Triathlet und Spezialist für Sportkardiologie. Er definiert den plötzlichen Herztod, wie es der Name schon sagt, als „plötzlich eintretendes Ereignis bei einer scheinbar gesunden Person, wobei andere Ursachen (Unfall, Verletzungen, Vergiftungen) ausgeschlossen wurden.
Betroffen seien häufig Menschen im mittleren Alter um die 70 Jahre herum, Männer eher als Frauen. Mit zunehmendem Alter steige das Risiko. „Ursache für den plötzlichen Herztod bei Menschen über 40 Jahre ist in den allermeisten Fällen die koronare Herzkrankheit und ein hierdurch bedingter Herzinfarkt“, schildert Dr. Herzenstiel. Die Krankheit entstehe über mehrere Jahre aufgrund von Ablagerungen in den Blutgefäßen. An zweiter Stelle ursächlich ist eine Herzschwäche. Auch Kammerflimmern, ein zu langsamer Puls oder eine Lungenembolie können den plötzlichen Herztod auslösen, erläutert der Kardiologe.
Ein Herzstillstand trifft aber nicht nur ältere, sondern auch Menschen U40. In jungen Jahren sind genetische Defekte die häufigste Ursache, wobei man diese in Erkrankungen der Herzmuskulatur (z.B. hypertrophe und dilatative Kardiomyopathie) sowie des Reizleitungssystems (z.B. Long-QT-Syndrom) unterscheidet. Häufigste Ursache beim an sich gesunden Herzen sind Herzmuskelentzündungen gefolgt von Drogenmissbrauch (allen voran Kokain und Amphetamine).
Profi-Sportler mit koronarer Herzkrankheit: Der Tod hätte vermieden werden können
Dr. Herzenstiel stellt dabei prominente Fälle vor, in denen Profi-Sportler plötzlich mitten im Wettkampf aus dem Leben schieden. Einige von Ihnen hatten, wie sich im Nachhinein herausstellte, eine koronare Herzerkrankung, von der sie nichts wussten und die hätte behoben werden können.
Bei anderen lösen Narben aus Operationen, die möglicherweise im Kindesalter aufgrund eines Herzfehlers durchgeführt wurden, im Erwachsenenalter Herzrhythmusstörungen aus. Ebenso können virusbedingte Herzmuskelentzündungen Rhythmusstörungen auslösen oder auch eine Herzmuskelschwäche. „Bei der Diagnose Herzmuskelentzündung (Myokarditis) muss das vom Arzt verordnete Sportverbot von 3 bis 6 Monaten deshalb unbedingt gewissenhaft eingehalten werden, um Schlimmeres zu verhindern“, so Dr. Herzenstiel. Ein Grund, warum sich jedermann (insbesondere auch Kinder) nach schweren, fieberhaften Infekten auch bei wiedererlangtem Wohlbefinden für eine Woche schonen sollte.
Erste Hilfe rettet Leben / Schlechte Noten für Deutschland
Die Formulierung klingt zwar endgültig, werden jedoch sofort Wiederbelebungsmaßnahmen ergriffen, kann der plötzliche Herztod überlebt werden, der Betroffene im Anschluss bestenfalls ein Leben ohne Einschränkungen führen. Wichtig ist, dass das Gehirn nicht zu lange ohne Sauerstoff auskommen musste, schnelle Hilfe ist also lebensrettend: Verliert jemand das Bewusstsein, ist das Umfeld zu Erster Hilfe verpflichtet.
Erschreckend: In Deutschland betrug die Ersthelferquote 2011 nur 18 Prozent, während sie u.a. in Norwegen schon damals mit 80 Prozent weit höher lag. Daher müsse bei uns dringend besser aufgeklärt und zu Erster Hilfe aufgerufen werden.
Prüfen – Rufen – Drücken
„Prüfen – Rufen – Drücken, diese 3 Worte muss jeder verinnerlicht haben!“ appelliert Dr. Herzenstiel. Eine Anleitung dazu steht unter anderem auf der Seite www.einlebenretten.de. Der leitende Arzt sagt: „Bitte keine Angst vor der eigenen Angst. Als Ersthelfer können Sie nichts falsch machen, außer Sie machen nichts.“
Warnsignale ernst nehmen / Symptome plötzlicher Herztod
Noch besser wäre, es nicht erst so weit kommen zu lassen. Warnsignale sollten ernst genommen werden. Symptome wie Bewusstlosigkeit, durch einen Neurologen gesicherte Epilepsie, Herzschwäche oder die ärztliche Empfehlung eines Herzschrittmachers vor dem 50. Lebensjahr, Herzrasen, Schwindelanfälle mit drohender Bewusstlosigkeit, Luftnot bei körperlicher Anstrengung, Brustschmerzen, Engegefühl in der Brust oder auch ungeklärte plötzliche Todesfälle in jungen Jahren in der Familie – in all diesen Fällen ist zumindest einmalig eine kardiologische Abklärung sinnvoll.
Dr. Herzenstiel: „Gesunde Ernährung ist das A&O“
Der Verzicht auf Nikotin, Drogen und Alkohol sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Wenn man alt werden möchte, ist zudem gesunde Ernährung das A&O und noch wichtiger als regelmäßiger Sport. Dieser wird mit drei bis fünf Stunden Ausdauersport in der Woche empfohlen, jedoch bei mäßiger Herzfrequenz. „Wer 11 Stunden Extremsport pro Woche betreibt, kann damit auch eine koronare Herzkrankheit begünstigen, daher müssen gerade auch Spitzensportler zum Kardio-Check“, mahnt Dr. Herzenstiel.
Für die spannenden Vorträge ernteten die beiden Referenten rund 2 Stunden gebannte Aufmerksamkeit ihrer Gäste, mehrfach dicken Applaus und hinterher einen Berg interessierter Fragen – sowohl im Plenum als auch im persönlichen Gespräch. Unterstützend mit dabei waren Vertreter der Deutschen Herzstiftung mit Infomaterialien zur Herzgesundheit, die im Anschluss an die Veranstaltung von den Anwesenden dankend in Anspruch genommen wurden.
Weitere Informationen über die Kardiologie in der GRN-Klinik Eberbach finden Sie hier: https://www.grn.de/eberbach/klinik/innere-medizin/schwerpunkte/kardiologie