In der Geburtenstation der GRN-Klinik Sinsheim haben im vergangenen Jahr 1.250 Kinder das Licht der Welt erblickt. So viele Geburten gab es innerhalb eines Kalenderjahres in Sinsheim noch nie. Auch in der Corona-Krise werden weiter Kinder geboren. Doch was müssen Ärzte, Pflegepersonal, Hebammen, aber auch Schwangere während der Pandemie beachten? Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG), hat dazu Empfehlungen erlassen. Wir haben uns mit Dr. med. Thomas Schumacher, Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe in Sinsheim, unterhalten.
Herr Dr. Schumacher, für Sie und Ihr Team in den Kreißsälen ist es in Zeiten von COVID-19 sicherlich nicht einfach. Was genau müssen Sie beachten?
Dr. Thomas Schumacher: „Bei der Organisation von Entbindungen in Pandemie-Zeiten richten wir uns voll umfänglich nach den Empfehlungen unserer Fachgesellschaft. So gibt es empfohlene Präventivmaßnahmen für die geburtshilfliche Versorgung im Zusammenhang mit dem Coronavirus. An den Grundsätzen unserer babyfreundlichen Geburtshilfe ändert das aber nichts. Wir haben wirksame Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Väter dürfen, wenn sie gesund sind, nach wie vor mit zur Entbindung. Wenn ein Kaiserschnitt erforderlich sein sollte, dürfen sie mit in den Kreißsaal, aber nicht mit in den OP. Diese Regelung haben wir getroffen, um Schutzkleidung zu sparen. Die Unterbringung im Familienzimmer ist bei uns weiterhin wie gewohnt möglich. Besuch bei den Wöchnerinnen und den Neugeborenen ist nur für die gesunden Väter erlaubt. Da Informationsveranstaltungen vor Ort zurzeit nicht mehr möglich sind, haben wir einen Infovortrag über unsere Geburtshilfe mit einem virtuellen Kreißsaalrundgang auf unsere Homepage gestellt.“
Und wie schützt sich das Personal?
Dr. Schumacher: „Händehygiene und die Verwendung persönlicher Schutzausrüstung bei indirektem und direktem Kontakt mit Blut, Körperflüssigkeiten, Sekreten und nicht intakter Haut des Patienten sind unerlässlich. Zu den Standardvorkehrungen gehört auch die Verhinderung von Nadelstich- oder scharfen Verletzungen, sichere Abfallentsorgung, Reinigung und Desinfektion von Geräten und Arbeitsumgebung.“
Noch in diesem Jahr soll die GRN-Klinik Sinsheim einen vierten Kreißsaal bekommen. Die Pandemie verzögert jetzt die Einhaltung des Zeitplans. Dennoch, wie wird sich dieser zusätzliche Entbindungsraum auf Ihre Arbeit auswirken?
Dr. Schumacher: „Der geplante vierte Kreißsaal ist aktuell der Corona-Kreißsaal. Er ist von den anderen Entbindungsräumen räumlich getrennt, damit Schwangere mit nachgewiesener Infektion ebenfalls sicher entbinden können und eine Gefährdung der gesunden Schwangeren ausgeschlossen ist. Ein eigenes Entbindungsteam für Schwangere mit Corona-Infektionen steht im Bedarfsfall auf Abruf bereit. Dies ist natürlich nur eine Lösung während der Pandemie. Wenn diese Maßnahmen nicht mehr notwendig sind, werden wir im Bereich der Entbindungsräume endgültig unseren vierten Kreißsaal aktivieren. Dadurch werden sich insbesondere für die Beleghebammen die Arbeitsbedingungen erheblich verbessern. Eine noch entspanntere Betreuung der Schwangeren wird dann möglich sein. Schon jetzt haben wir durch die sehr gute Arbeit des Kreißsaalteams eine sehr niedrige Komplikationsquote bei den Entbindungen. Unsere Kaiserschnittrate liegt mit etwas über 20 Prozent knapp zehn Prozent unter dem Landesdurchschnitt. Dammschnitte und Saugglockenentbindungen sind bei uns sehr selten.“
Als zertifiziertes „Babyfreundliches Krankenhaus“ hat die GRN-Klinik Sinsheim seit zehn Jahren einen erstklassigen Ruf. Was wünschen Sie sich für Ihre Abteilung in der Zukunft?
Dr. Schumacher: „Das Entbindungsteam mit Beleghebammen, Kinderkrankenschwestern und Ärztinnen und Ärzten arbeitet seit Jahren mit einer sehr konstanten Besetzung sehr eng zusammen. Das gesamte Team wird regelmäßig geschult und zertifiziert sich immer wieder neu. In der jetzigen außergewöhnlichen Situation rücken wir alle noch enger zusammen, um Patientinnen und deren Neugeborene trotz der widrigen Umstände weiterhin optimal in geborgener, sicherer und entspannter Atmosphäre zu betreuen. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass wir nach überstandener Pandemie alle zusammen durchatmen können und unsere wunderbare Arbeit der familienorientierten babyfreundlichen Geburtshilfe noch besser als zuvor fortsetzen können. Ein gesunder Start ins Leben ist das Wichtigste.“
Bildunterschrift: Dr. med. Thomas Schumacher, Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe an der GRN-Klinik Sinsheim, und Hebamme Wiebke Rempfer kümmern sich um eine werdende Mutter (Symbolbild aus Nicht-Corona-Zeiten: GRN).