Prof. Dr. Eberhard Scholz, aktuell Chefarzt der Kardiologie und Angiologie in der GRN-Klinik Schwetzingen, wird ab dem 1. Juli zusätzlich die Kardiologie in der GRN-Klinik Sinsheim leiten. Er übernimmt damit die vakant gewordene Stelle von Dr. Johannes Berentelg, der sich in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Im Interview berichtet Prof. Dr. Scholz über die neue Herausforderung, aber auch über die Faszination der Kardiologie und den „besonderen Zauber“ seines Spezialgebiets der Rhythmologie.
Herr Professor Scholz, erzählen Sie uns zunächst etwas über Ihren Werdegang.
Prof. Dr. Eberhard Scholz: Seit mehr als zwei Jahren bin ich nun in der GRN-Klinik Schwetzingen als Chefarzt der Kardiologie und Angiologie tätig. Zuvor habe ich 15 Jahre lang am Universitätsklinikum Heidelberg unter der Leitung von Prof. Hugo Katus gearbeitet, wo ich zuletzt die meiste Zeit im Herzkatheterlabor verbracht habe. Zusätzlich durfte ich für mehrere Jahre den Bereich der Rhythmologie leiten. Mit dem Universitätsklinikum Heidelberg bin ich aber schon viel länger verbunden. Bereits während meines Studiums im Jahre 2001 begann ich dort mit meiner Promotionsarbeit im Bereich der rhythmologischen Grundlagenforschung.
Sie sind auf dem Gebiet der Kardiologie ein überregional bekannter und von der Fachpresse mehrfach als Top-Mediziner ausgezeichneter Experte. Was fasziniert Sie auch heute noch an dieser Fachdisziplin?
Prof. Dr. Eberhard Scholz: Das Herz ist auf den ersten Blick ein recht einfaches Organ mit der simplen Aufgabe, kontinuierlich Blut durch den Körper zu pumpen. Steigt man jedoch tiefer ein, entdeckt man ein feines Zusammenspiel von komplexen elektrischen, mechanischen und rheologischen Abläufen, die hochinteressant sind. Viele Erkrankungen des Herzens lassen sich relativ gut nachvollziehen und mittlerweile erfreulicherweise auf minimalinvasivem Weg elegant behandeln. Besonders befriedigend für den Kardiologen ist dabei der enge zeitliche Zusammenhang zwischen seinem Eingriff und dem Beginn einer spürbaren Besserung für den Patienten. Dies gilt sowohl für die Behandlung von Herzrhythmusstörungen als auch für die Beseitigung von Verengungen oder Verschlüssen der Herzkranzgefäße. Einen großen Anteil daran hat auch die Medizintechnik, die uns Kardiologen kontinuierlich mit neuen, raffinierten Entwicklungen versorgt. Eine besondere Faszination übt dabei die Rhythmologie auf mich aus. Herzrhythmusstörungen stellen zum Teil äußerst komplexe Erregungsabläufe im Herz dar, folgen dabei aber immer logischen Regeln. Dadurch besitzen sie etwas Herausforderndes, denn die Beendigung gelingt in der Regel nur an einem bestimmten Punkt im Herz. Diesen Ort zu finden – ob mit oder ohne Einsatz moderner 3D-Mappingssysteme – übt eine enorme Faszination auf mich aus. Der Augenblick, in dem eine Herzrhythmusstörung während der Katheterablation zum Stehen kommt, ist für mich magisch.
Zum 1. Juli werden Sie zusätzlich die dann vakante Stelle von Dr. Johannes Berentelg in der Inneren Medizin und Kardiologie in der GRN-Klinik Sinsheim übernehmen. Wie kam es dazu?
Prof. Dr. Eberhard Scholz: Die vier Kliniken der GRN-Standorte agierten bislang weitestgehend in der Tradition der Kreiskrankenhäuser, aus denen sie hervorgegangen sind. Auf qualitativ hohem Niveau, in persönlichem Umfeld und in durch Fachgesellschaften zertifizierten Zentren stellen sie so die Grund- und Regelversorgung des Rhein-Neckar-Kreises sicher. Um der fortschreitenden Spezialisierung der Fachdisziplinen, dem Fachkräftemangel in manchen Regionen und den aktuell viel diskutierten politischen Erwägungen der Gesundheitspolitik jedoch auch mittelfristig gerecht zu werden, ist eine Bündelung der Kräfte innerhalb mancher Bereiche des GRN sinnvoll. Ausgehend von diesen Überlegungen sprachen mich die Geschäftsführerinnen der GRN, Katharina Elbs und Judith Masuch, mit dem Vorschlag an, die Abteilungen an beiden Standorten künftig zusammenzuschließen und somit Synergieeffekte im Bereich Personal und Patientenversorgung zu nutzen.
Wird dies nicht eine zusätzliche Belastung zu Ihrem aktuell schon beträchtlichen Arbeitspensum werden?
Prof. Dr. Eberhard Scholz: Mit Sicherheit wird diese Veränderung für mich eine gewisse Mehrbelastung bedeuten, da mache ich mir keine Illusionen. Vernünftig möglich ist diese Abteilungsstruktur nur durch eine paritätische Aufteilung meiner Präsenz an beiden Standorten und kompetente Stellvertreter vor Ort. Hier kann ich erfreulicherweise sowohl in Schwetzingen als auch in Sinsheim auf ein hervorragend qualifiziertes und motiviertes Team zählen. Als meine Vertreterin Sinsheim konnten wir Frau Dr. Sultan Celik gewinnen. Uns verbindet eine mehrjährige, gemeinsame Vergangenheit am Universitätsklinikum Heidelberg. Als langjährig invasiv tätige Kardiologin bringt sie einen großen Erfahrungsschatz mit. Zuletzt arbeitete Frau Celik als stellvertretende Chefärztin am Klinikum Mittelbaden und ist mit dieser Rolle folglich bestens vertraut.
Weswegen hat die Zahl der Herzerkrankungen in den vergangenen Jahren stetig zugenommen?
Prof. Dr. Eberhard Scholz: Infolge des demographischen Wandels steigt der Anteil älterer Menschen. Da Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems – nicht ausschließlich, aber vielfach – eine Erkrankung des älteren Menschen ist, beobachten wir eine Zunahme. Außerdem wird aber auch eine Generation alt, der es in vielen Belangen recht gut ging, gerade auch im Bereich der Ernährung. Risikofaktoren wie Übergewicht liegen da häufiger vor.
Was machen Sie in ihrer, so denke ich, knapp bemessenen Freizeit? Wie können Sie abschalten?
Prof. Dr. Eberhard Scholz: Ich versuche, viel Zeit mit meiner Familie zu verbringen, gern in den Bergen. Besonders gut abschalten kann ich auch beim Sport. Hier habe ich mir vor zwei Jahren einen Traum aus meinen Studientagen erfüllt und mit dem Rudern auf dem Neckar begonnen.
Weitere Informationen auch unter www.grn.de/schwetzingen/klinik/kardiologie/die-fachdisziplin