In Deutschland leiden 25 bis 45 Prozent der Frauen unter Inkontinenz – meistens die Folge einer Beckenbodenschwäche, in deren weiteren Verlauf es auch zu einer Senkung des Beckenbodens und der Gebärmutter kommen kann. Die Lebensqualität der betroffenen Frauen ist dadurch stark eingeschränkt, doch das muss nicht so sein. In ihrem Vortrag „Beckenbodenschwäche – was tun?“ informierte Dr. Stefanie Weiner, Gynäkologin der GRN-Klinik Weinheim, über Risikofaktoren und die verschiedenen konservativen sowie operativen Behandlungsmethoden, die auch in späteren Stadien der Erkrankung erfolgreich sind. Die Veranstaltung fand im Rahmen der Reihe „Was Frauen bewegt“ statt.
Zu Beginn ihres Vortrages erklärte die Gynäkologin, die auch Ansprechpartnerin in der Beckenbodensprechstunde der GRN-Frauenklinik Weinheim ist, worum es sich bei dem Beckenboden überhaupt handelt: „Es ist eine muskuläre Platte, die den Bauchraum nach unten abschließt sowie Blase, Darm und Gebärmutter hält. Diese Organe können nur richtig funktionieren, wenn sie von der Muskelplatte getragen werden.“ Ist der Beckenboden schwach, könne es aufgrund der Gewebserschlaffung zu einer Gebärmuttersenkung und zu einer Harn- sowie Stuhlinkontinenz kommen. „Im schlimmsten Fall ist die Senkung so weit ausgeprägt, dass ein Gebärmuttervorfall die Folge ist“, so Weiner.
Bei der Inkontinenz unterscheidet man zwischen der Harnröhren- und Dranginkontinenz. Die Dranginkontinenz ist durch ständigen Harndrang gekennzeichnet, während sich die Belastungsinkontinenz bei körperlicher Belastung wie Husten oder auch Niesen zeigt. „Es ist wichtig, dass man diese beiden Arten der Inkontinenz diagnostisch genau abklärt und unterscheidet. Die Basistherapie ist zwar gleich, im weiteren Verlauf der Erkrankung muss dann aber doch unterschiedlich therapiert und bei der Dranginkontinenz häufig ein Urologe hinzugezogen werden“, so die erfahrene Gynäkologin. Zu den Ursachen der Inkontinenz zählen vor allem das Alter, da es sich bei der Blase um ein Verschleißorgan handelt, aber auch Schwangerschaft und Geburt sowie Hormonverlust in den Wechseljahren.
Bei den Therapiemöglichkeiten gibt es nicht die eine Lösung. Zunächst einmal sollten die betroffenen Frauen konservative Methoden wie Beckenbodentraining, Hormonbehandlung der Scheide oder eine Elektrostimulationstherapie versuchen. „Reicht das nicht, so wäre der nächste Schritt eine medikamentöse Therapie oder der Einsatz spezieller Hilfsmittel wie Pessare und Vaginaltampons oder auch die Harnröhrenunterspritzung oder die Dranglasentherapie mit Botulinumtoxin je nach Diagnose“, erklärte die Fachärztin. Bei der Belastungsinkontinenz erfolge als operative Maßnahme meistens der Einsatz eines kleinen Inkontinenzbändchens – die spannungsfreie Bandeinlage TVT (tension-free vaginal type). Ein minimalinvasiver Eingriff, bei dem über einen kleinen Schnitt in der Scheide die Harnröhre durch ein Band hinter dem Schambein aufgehängt wird, das dabei nur so viel Spannung aufweist, dass die Harnröhre nicht abgeklemmt werde. Die Gynäkologin: “Die Operationsdauer beträgt in der Regel 15 bis 20 Minuten und kann unter Lokal- oder Spinalanästhesie oder in einer kurzen Vollnarkose durchgeführt werden.“ Liegt allerdings ein Prolaps von Scheide, Blase oder Enddarm vor, müsse eine rekonstruktive Beckenchirurgie erfolgen, bei der die betroffenen Organe in eine annähernde Normallage zurückgebracht werden. „Für den Erfolg der Operation ist natürlich eine gute Diagnostik und eine gewissenhafte Vorbereitung ausschlaggebend, und bei allem gilt: Es muss nur behandelt werden, was Leiden macht! Das ist unser Grundsatz. Doch bisher waren alle unsere Patientinnen froh, den Eingriff durchgeführt zu haben und freuen sich jetzt über eine so viel größere Lebensqualität!“
Im Beckenbodenzentrum Weinheim werden Sie von Spezialisten in der Sprechstunde freitags ab 8.30 Uhr beraten. Gerne können Sie einen Termin unter Telefon 06201 89-2701 vereinbaren.
Weitere Infos: https://www.grn.de/weinheim/klinik/gynaekologie-und-geburtshilfe/gynaekologie/beckenbodenzentrum