„Mit solch gelungenen Veranstaltungen zeigt die GRN-Klinik Sinsheim, wie nah sie am Menschen ist“ – Oberbürgermeister Jörg Albrecht fand lobende Worte für die ersten Chefarztvorträge nach Pandemie-bedingter Pause. In seinem Grußwort zeigte er sich glücklich darüber, dass der Rhein-Neckar-Kreis mit dem projektierten Neubau den Standort an der Elsenz weiter stärken werde.
Moderierend begleitet durch Klinikleiter Thorsten Großstück ging zunächst Dr. Marco Tinelli, Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie, auf die modernsten Errungenschaften im Bereich der Prothesen an Knie und Hüfte ein. Diese müssten operabel eingesetzt werden, wenn die Gelenke in Mitleidenschaft gezogen und nur noch eingeschränkt einsatzfähig sein würden.
Vor allem durch Arthrose würde mit der Zeit die Gelenkknorpelmasse reduziert und zerstört werden, was Schmerzen und zunehmende Bewegungsunfähigkeit nach sich ziehe. „Grundsätzlich ist die Prothesen-Operation eine der modernsten, erfolgversprechendsten und sichersten Methoden, dem Patienten wieder zu mehr Mobilität zu verhelfen“, machte Dr. Tinelli den Gästen Mut. Gerade durch hervorragende Materialien wie Keramik und minimalinvasive Eingriffe seien bestmögliche Ergebnisse zu erzielen. Er zeigte den Aufbau eines künstlichen Hüftgelenks auf, welches, so möglich, gänzlich ohne natürliche Knorpelmasse auskomme und dennoch bestens funktioniere, und dies im Schnitt bis zu 25 Jahre lang.
„Diese Prothesen können Sie freilich nicht aus dem Katalog bestellen, denn ein solches Implantat, und sei es auch nur ein Teilimplantat, wird genauestens auf den Patienten abgestimmt. Schließlich ist jeder Mensch ein Individuum.“ Oftmals, wenn ein Teil des zu operierenden Gelenks noch funktionsfähig und der Patient auch sonst in guter Verfassung sei, reiche auch ein teilgekoppelter Oberflächenersatz aus – die sogenannte Schlittenprothese.
„Die moderne Orthopädie schenkt Ihnen schnell wieder jene Lebensfreude, die Sie durch Arthrose ein Stück weit verloren hatten“, schloss Dr. Tinelli seinen Vortrag.
Auch Dr. Ana-Maria Schmidt, Chefärztin der Gynäkologie und Geburtshilfe, brachte ein Hoffnung verheißendes Referat zum Thema „Therapie von Brustkrebs“ mit. „Grundsätzlich gilt – je früher ein verdächtiger Knoten in der Brust entdeckt wird, umso besser sind die Heilungschancen“, hob Dr. Schmidt hervor. Brustkrebs gehe ohne Schmerzen einher. Die Diagnostik – auch hier gelte: je früher, umso besser – erfolge durch Mammografie, Palpation und Sonografie. Von Brustkrebs könnten, wenn auch prozentual im niedrigen Bereich, übrigens auch Männer betroffen sein.
Der Patientin stehe die Entscheidung offen, ob sie eine brusterhaltende Therapie möchte oder aber eine vollständige Entfernung der Brust bevorzuge. Dies hänge natürlich auch von der Größe des Tumors ab.
Dr. Rosmarie Hollinger-Preis, Leitende Oberärztin der Gynäkologie und Geburtshilfe, zeigte die medikamentösen Therapiemöglichkeiten bei Brustkrebs auf und wies auf die ermutigende Statistik hin: „Fünf Jahre nach der Diagnose Brustkrebs ohne Metastasen leben mit leitliniengerechter Behandlung noch 87 Prozent der Patientinnen“. Diese Art von Krebs sei eine Systemerkrankung, deshalb müsse nach der Operation eine dem Risikoprofil des Krebses angepasste, den Genesungsprozess unterstützende Therapie erfolgen. Neoadjuvante Therapien erfolgten vor der Operation. Die moderne Therapie von Brustkrebs umfasst neben der Chemotherapie auch die Antihormonbehandlung, Antikörper, und in den vergangenen Jahren zunehmend neu entwickelte Medikamente, die Checkpointinhibitoren und auch Immuntherapie.
Der Schlaganfall, meist durch einen Gefäßverschluss im Gehirn verursacht, nimmt aktuell, auch und vor allem dem demografischen Wandel geschuldet, jährlich etwa um drei Prozent zu. Dr. Thorsten Lenhard, Stellvertretender Chefarzt der Neurologie, hatte dazu statistisch aktuelle Zahlen parat: „Zwischen 190 und 250 Menschen pro 100.000 Einwohner erleiden pro Jahr einen Schlaganfall“. Aktuelle Zahlen zeigten auch, dass in Sinsheim und im Umland deutlich mehr Patienten an einem Schlaganfall erkrankten. Dies sei nicht nur – aber auch – dem ländlichen Raum geschuldet, für den bekannt ist, dass die Zahlen höher als in der Stadt seien.
Dabei sei der Schlaganfall – auch – eine Wohlstandskrankheit, denn viele der ihn begünstigenden Faktoren könnten von vornherein vermieden werden. Dr. Lenhard nannte hier exemplarisch Bewegungsarmut und falsche Ernährung mit zu hoher Salzbelastung, die zum sogenannten metabolischen Syndrom führten, also zu Bluthochdruck, Übergewicht (Adipositas) und/oder Diabetes Mellitus.
Schnellstmöglich erkannt, könne diese Erkrankung gut behandelt werden, daher müsse bei einem oder mehreren Symptomen sofort der Notarzt konsultiert werden. Dr. Lenhard: „Warten Sie nicht ab und hoffen, dass typische Beschwerden wie Gesichtslähmung, Taubheit oder Lähmung einer Körperhälfte, verwaschene Sprache oder Doppeltsehen wieder von alleine verschwinden.“ Auch zunächst den Hausarzt aufsuchen zu wollen, wäre vertane Zeit. Stattdessen sollte schnellstmöglich die Notfallnummer 112 gewählt und sich direkt ins Krankenhaus begeben werden.
In der Notambulanz erfolgt dann eine Computertomografie des Gehirns und der hirnversorgenden Gefäße und noch im Computertomografen beginnt die Therapie. Hier kommt entweder eine Thrombolysetherapie (medikamentöse Auflösung eines Blutgerinnsels), die Thrombektomie (dessen Entfernung mittels Kathetereingriff) oder aber, der Wirksamkeit wegen, eine Kombination aus beiden Therapieansätzen zum Zuge.