Termine koordinieren, Behandlungsabläufe dokumentieren, bei Untersuchungen und Behandlungen assistieren – 47 Jahre lang hat Uschi Petrig in verschiedenen Kliniken als Medizinische Fachangestellte (MFA) und Chefarztsekretärin gearbeitet – zuletzt in der GRN-Klinik Schwetzingen. Jetzt ist sie in Rente, der Klinik hat sie aber dennoch nicht den Rücken gekehrt. Seit mehr als einem Jahr besucht sie als Grüne Dame Patienten. Im Mai ist sie zur neuen Leiterin der Ehrenamtler gewählt worden.
Frau Petrig, Sie haben 47 Jahre Berufsleben in verschiedenen Kliniken hinter sich. Was motiviert sie, trotzdem noch regelmäßig in die GRN-Klinik Schwetzingen zu kommen?
Uschi Petrig: Meine Ausbildung hat mir schon in den Anfängen gezeigt, dass ich die richtige Wahl getroffen hatte. Die Weiterbildung, die ich nach einigen Jahren gemacht habe, ermöglichte mir in verschiedenen Kliniken zu arbeiten. So konnte ich sowohl im Büro als auch im medizinischen Bereich arbeiten. Mit Patienten zu arbeiten stand für mich immer an erster Stelle. So habe ich mein Berufsende nach mehr als 20 Jahren in der GRN-Klinik in Schwetzingen beendet. Mein früherer Chef war Prof. Dr. Bernd Waldecker, ehemaliger Chefarzt der Kardiologie. Er hat vor 15 Jahren die Grünen Damen mitinitiiert. Die Idee hat mir sehr gut gefallen. Da lag es für mich auf der Hand, mich in meiner Rente ehrenamtlich als Grüne Dame zu engagieren. Wir besuchen die Patienten, hören Ihnen zu und holen sie ein bisschen aus ihrem Krankenhausalltag heraus. Wir sprechen mit ihnen über anstehende Behandlungen und Operationen und versuchen ihnen im Gespräch Ängste zu nehmen. Und oft schaffen wir es auch, die Patienten zum Lachen zu bringen.
Sie sind ja nicht nur ehrenamtlich auf den Stationen unterwegs, sondern leiten seit Mai auch die Grünen Damen und Herren. Wie hilft Ihnen Ihr früherer Beruf dabei?
Uschi Petrig: Da ich fast 20 Jahre in der Schwetzinger Klinik gearbeitet habe, kenne ich die Mitarbeitenden und die Abläufe im Haus sehr gut. Das hilft, um unsere fünf Gruppen zu koordinieren. Ich vermittele zwischen Verwaltung und unseren Mitgliedern und setze Vorgaben der Verwaltung um. Zudem organisiere ich Fortbildungen und besuche alle Gruppen einmal im Monat. Hin und wieder treffe ich mich auch mit den Leitungen der Grünen Damen und Herren der anderen GRN-Kliniken zum Erfahrungsaustausch.
Wie sind Sie als Grüne Damen und Herren organisiert? Wie sieht ihr Alltag aus?
Uschi Petrig: Insgesamt sind wir 24 Grüne Damen und ein Herr. Wir sind von Montag bis Freitag immer vormittags im Einsatz. Da wir in Gruppen von vier bis sieben Personen aufgeteilt sind, ist jede Gruppe einmal wöchentlich in der Klinik vor Ort. Fast jeder hat eine feste Station und kennt dort die Mitarbeitenden, die uns Auskunft geben, wie die Station belegt ist, welche Patienten sich über einen Besuch freuen und was sonst auf der Station oder bei den Patienten zu beachten ist.
Wir schauen dann in den Patientenzimmern vorbei, führen Gespräche, bei Bedarf helfen wir bei der Telefon- und Fernsehanmeldung, holen einen Kaffee oder Tee und hören einfach nur zu. Manche Patienten sind froh, wenn ihnen jemand ein offenes Ohr leiht und sie ihre Sorgen teilen können. Auf Wunsch nehmen wir Kontakt mit den Krankenhausseelsorgern oder dem Sozialdienst auf. Wenn die Patienten fit genug sind, gehen wir auch mit ihnen spazieren.
Welche Eigenschaften sollte man als Grüne Dame oder Herr mitbringen?
Uschi Petrig: Wichtig ist, dass man empathisch ist und auf Menschen eingehen kann. Manche Patienten sind sehr krank und haben schwierige Diagnosen bekommen. Das ist oft nicht leicht. Damit sollte man umgehen können und einen Weg finden, denjenigen zu trösten. Wir versuchen, den Patienten Sorgen und Ängste zu nehmen.
Was sind für Sie die besonderen Momente im Umgang mit kranken Menschen?
Uschi Petrig: In meiner Zeit bei den Grünen Damen und Herren habe ich schon einige bewegende Momente erlebt, darunter traurige, aber viel mehr schöne. Oftmals gehe ich aus einem Zimmer heraus und lächle, weil ich ein gutes Gespräch mit einem Patienten hatte, oder sich jemand so gefreut hat, dass ich ihm einen Kaffee besorgt hatte. Einmal habe ich zwei Frauen besucht, die ich mit meinen kleinen Späßen aufheitern konnte. Als ich gegangen bin, haben sie gesagt: „Sie sind keine Grüne Dame, sondern ein Grüner Engel.“ Diese Momente machen mich glücklich, weil ich mit so wenig doch so viel erreichen kann.