„Die tägliche Erfahrung lehrt, dass leider immer noch zu viele Patienten typische Schlaganfallsymptome, wie zum Beispiel plötzlich auftretende halbseitige Lähmungserscheinungen, Gefühls-, Seh-, Sprach- oder Sprechstörungen oder Koordinationsstörungen, nicht als solche erkennen und entsprechend in der Akutsituation nicht richtig handeln“, sagt PD Dr. Purrucker, Oberarzt der Neurologie der GRN-Klinik Sinsheim und Universitätsklinik Heidelberg. Der bundesweite „Tag gegen den Schlaganfall“, der jedes Jahr am 10. Mai begangen wird und von der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe initiiert wurde, hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, auf die Situation hinzuweisen.
Der Gedenktag steht in diesem Jahr unter dem Motto „Kümmern schützt vor Schlaganfall!“. Deshalb ist es auch PD Dr. Purrucker wichtig, gerade jetzt während der Pandemie Menschen für das Thema und die Warnzeichen zu sensibilisieren. „Es ist von enormer Bedeutung, bereits bei einem Verdacht die 112 anzurufen. Die Zeit ist bei einem Schlaganfall der entscheidende Faktor. Hier zählt jede Sekunde. Das Erkennen eines Schlaganfalls ist wesentliche Voraussetzung dafür, so früh wie möglich die notwendige medizinische Behandlung einleiten zu können und so schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen zu entgehen“, betont der Neurologe. Nur ganz früh nach Symptombeginn können bleibende Narben im Gehirn und damit langfristige Symptome und Beeinträchtigungen verhindert werden. Durch Corona ist die Hemmschwelle, sich in ärztliche Behandlung zu begeben, allerdings in den vergangenen Monaten größer geworden. „Patienten mit geringeren Symptomen werden aktuell seltener im Krankenhaus vorstellig, sondern kommen oft erst, wenn es zu spät ist und eine Akutbehandlung nicht mehr möglich ist. Dabei erhöht Corona wie auch andere Viruserkrankungen, z.B. Influenza, vermutlich das Risiko einen Schlaganfall zu erleiden – in welchem Maß ist derzeit noch Gegenstand der wissenschaftlichen Debatte“, so der Neurologe weiter. Zugleich erhöhe die Vereinsamung während der Pandemie und die Isolation das Risiko für Depressionen, die wiederum ein erhöhtes Risiko für Schlaganfälle bergen.
Jährlich werden über 500 Patienten mit der Diagnose Schlaganfall in der Neurologischen Abteilung der GRN-Klinik Sinsheim behandelt. Als Kooperationseinheit arbeiten die erfahrenen Spezialisten dort mit der neurologischen Universitätsklinik Heidelberg zusammen. Die Abteilung ist als lokale Schlaganfalleinheit zertifiziert und Mitglied des Schlaganfallkonsortiums Rhein-Neckar FAST der Neurologischen Universitätsklinik Heidelberg. „Die enge fachliche und wissenschaftliche Zusammenarbeit ist entscheidend, um die bestmögliche Schlaganfalltherapie für die Patienten individuell zur Verfügung zu stellen – wenn immer möglich vor Ort, wann immer nötig, auch in der Universitätsklinik Heidelberg“, erklärt PD Dr. Purrucker.
„Die Schlaganfalleinheit in Sinsheim ist fester Bestandteil der Neurologischen Abteilung an der GRN-Klinik“, ergänzt Dr. Thorsten Lenhard, Stellvertretender Chefarzt der Neurologie und Leiter der Schlaganfallstation. Und weiter: „Die gute Kooperation mit anderen Fachdisziplinen wie auch die kurzen Wege, die eine rasche und umfassende interdisziplinäre Abklärung im Sinne der Patienten ermöglichen, ist ein großer Standortvorteil. Der Ausbau der Altersmedizinischen Akutversorgung wie auch die vorhandene Geriatrische Rehabilitationsklinik ermöglichen eine nahtlose Weiterversorgung insbesondere für ältere Menschen. Damit gewährleisten wir in Sinsheim die medizinische Versorgung von der Akutphase bis zur Rehabilitation aus einer Hand.“