Fachlicher Austausch in großer Runde – und das trotz Corona: Beim Atherektomie-Symposium der GRN-Klinik Weinheim haben sich am Mittwochabend über 150 Fachkollegen zum Thema Gefäßverkalkungen, und wie diese behoben werden können, ausgetauscht. Online, versteht sich. Alle Teilnehmer und Referenten waren Corona konform per Webex-Webinar zugeschaltet.
„Ich bin mehr als zufrieden mit der Veranstaltung“, äußert sich Gastgeber Prof. Dr. Grigorios Korosoglou, Chefarzt für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie an der GRN-Klinik Weinheim zufrieden. „Ich hätte nicht erwartet, dass über 150 Teilnehmer dabei sind. Schön, dass es geklappt hat.“ Ein Treffen vor Ort würde ein Online-Format zwar nicht ersetzen: „Der persönliche Kontakt fehlt“, sagt der Professor. „Aber vermutlich“, so Prof. Korosoglou weiter, „wären bei einer Live-Veranstaltung nicht so viele Ärzte dabei gewesen. Viele waren von weiter her zugeschaltet, zum Beispiel aus Münster oder Leipzig, und hätten sonst möglicherweise die weite Anreise gescheut.
In der zweieinhalbstündigen Online-Konferenz ging es, wie der Titel verrät, um das Thema Atherektomie, was aus dem griechischen kommt und so viel heißt wie: Ablagerungen wegschneiden. Mit einer Art Minifräse werden dabei Ablagerung in Beingefäßen entfernt. „Statt die Problemstelle mit einer Umleitung zu umgehen (Bypass) oder an die Seite zu schieben (Ballon/Stent), wird die Verkalkung an der Wurzel gepackt und so viel wie möglich davon herausgetragen“, erklärt Prof. Dr. Korosoglou das Verfahren allgemeinverständlich. Möglich ist das auf verschiedene Arten, zum Beispiel durch rotierendes Herausfräsen, gezieltes Herausschneiden bzw. Herausziehen der Ablagerungen oder eine Kombination beider Methoden.
Ein Gefäßchirurg aus Lingen (Dr. Jörg Teßarek) und zwei Kardiologen/Angiologen aus Bruchsal (Prof. Dr. Martin Andrassy) und Freiburg/Bad Krozingen (Prof. Dr. Thomas Zeller) haben gemeinsam mit Prof. Korosoglou aus Weinheim, der die kombinierende Variante favorisiert, über die verschiedenen Methoden der Atherektomie gefachsimpelt und diskutiert.
Am Ende zeigten sich alle in der Sache einig: Die Atherektomie bietet eine schonende Alternative zum Bypass mittels offener Chirurgie, wenn es um die Bekämpfung von Ablagerungen geht und kann vielen Menschen helfen. „In den meisten Fällen lässt sich damit und ergänzend mit einer medikamentösen Therapie und einer Wundtherapie eine Amputation, auch bei fortgeschrittener Verkalkung, vermeiden“, sagt Prof. Dr. Korosoglou, der bedauert, dass trotz moderner Technik immer noch viel zu oft Gliedmaßen amputiert würden, ohne dass Verkalkungen und Verstopfungen in Gefäßen als Ursache in Betracht gezogen würden.
Betroffenen rät er, bei ersten Anzeichen rechtzeitig einen Mediziner aufzusuchen. „Verkalkungen merkt man zwar nicht“, sagt er, „man spürt aber die Minderdurchblutung, die daraus resultiert“. So berichten Patienten zum Beispiel von Wadenschmerzen oder Oberschenkelschmerzen beim Gehen. Bei erblicher Vorbelastung, wenn also zum Beispiel der Vater oder die Großmutter eine sogenannte Schaufensterkrankheit hatten, bei Menschen mit Diabetes, Übergewicht, hohem, erblich bedingen Cholesterinspiegel und wenn bereits die Neigung zu Kalkablagerungen bekannt ist, sei besondere Achtsamkeit geboten. Bei Verdacht, sei der Hausarzt erster Ansprechpartner. „Unsere niedergelassenen Ärzte in der Region sind sehr gut sensibilisiert für das Thema und verweisen an einen entsprechenden Facharzt weiter“, zeigt Prof. Dr. Korosoglou vollstes Vertrauen in seine Kollegen. „Dieser sieht auf dem Ultraschall sehr gut, ob und ggf. welche Gefäße verkalkt sind.“