„Stärke dein Herz – Herzschwäche erkennen und behandeln“ – unter diesem Titel hat Prof. Dr. Eberhard Scholz, Chefarzt der Kardiologie und Angiologie der GRN-Klinik Schwetzingen, Mitte November in der Klinik-Caféteria einen Vortrag gehalten.
Damit sich für alle Besucher Platz fand, wurden kurz vor Beginn der Veranstaltung noch zusätzliche Stühle aufgestellt, so groß war das Interesse am Vortrag zum Thema Herzschwäche.
Kein Wunder: Herzschwäche ist ein häufiges Krankheitsbild. „4 Millionen Menschen in Deutschland sind davon betroffen“, berichtet Prof. Dr. Scholz und führt aus: 450.000 Klinikeinweisungen im Jahr gehen bundesweit auf Herzschwäche zurück. Die Sterblichkeit ist dabei in den vergangenen Jahren zwar gesunken, liegt aber immer noch bei knapp 40.000 Menschen pro Jahr, die an Herzschwäche sterben.
Als häufige Symptome dieser Erkrankung nennt Prof. Dr. Scholz Luftnot bei Belastung, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Wassereinlagerungen im Bereich der Knöchel und viele könnten aufgrund der Luftnot nicht auf dem Rücken schlafen. Als Folge der Herzschwäche schlägt das Herz mit beschleunigter Geschwindigkeit. „Das Herz gibt dann alles, um die Schwäche auszugleichen und pumpt mit letzter Kraft dafür umso schneller, um den Körper mit Sauerstoff zu versorgen.“ In so einem Fall sollte dringend ein Arzt aufgesucht, bei Luftnot der direkte Weg ins Klinikum gesucht werden.
Laut Prof. Dr. Scholz gibt es verschiedene Arten von Herzschwäche. Die Einteilung erfolgt nach drei Faktoren: dem Ort, also Linksherzschwäche, Rechtsherzschwäche oder globale Herzschwäche. Die alleinige Rechtsherzschwäche ist dabei die Ausnahme und meist Folge einer vorausgegangenen Lungenerkrankung.
Weiteres Kriterium ist der Mechanismus der Entstehung, also systolisch oder diastolisch, wobei sich bei systolischer Herzschwäche, die überwiegend Männer betrifft, die Herzkammer nicht gut zusammenzieht. Das reiche häufig noch zum Leben, aber wird schwierig bei körperlicher Belastung. Bei der diastolischen Herzschwäche ist der Herzmuskel sehr dick und damit schlechter dehnbar. Prof. Dr. Scholz bringt hier das Beispiel eines Luftballons, der sich schwer aufpusten lässt.
Drittens ist für Ärzte der Verlauf entscheidend für weitere Maßnahmen: Handelt es sich um chronische Beschwerden, die also schleichend kommen und vom Betroffenen üblicherweise noch relativ gut toleriert werden. Oder treten die Beschwerden akut auf zum Beispiel infolge eines Herzinfarkts, dann ist eine schnelle Therapie notwendig.
Die Stadien der Herzschwäche reichen dabei von keinen Einschränkungen im Alltag über Beschwerden bei (leichter) Belastung bis hin zu Luftnot bereits im Ruhezustand. Ursachen können Herzkranzgefäß-Erkrankungen, Herzklappen-Erkrankungen, angeborene Herzfehler, entzündliche Herzerkrankungen oder auch Herzrhythmusstörungen sein.
Letztere sind das Spezialgebiet von Prof. Dr. Scholz, der hier besondere Expertise mitbringt und in der Klinik Schwetzingen auch die technischen Voraussetzungen geschaffen hat, Herzrhythmusstörungen auf dem neusten Stand der Medizin zu diagnostizieren und zu behandeln.
Betroffen von der Herzrhythmusstörung Vorhofflimmern sind 1,8 Millionen Menschen in Deutschland. Im Länder-Vergleich steht Deutschland nicht am schlechtesten dar, „ist aber auch nicht weit weg davon“, sagt der Chefarzt. Wenn jemand von Vorhofflimmern betroffen ist, gäbe es laut Prof. Dr. Scholz einerseits die Strategie, die Rhythmusstörungen loszuwerden. Andererseits kann man aber auch die Strategie verfolgen, die Rhythmusstörung zu akzeptieren unter der Voraussetzung, dass die Herzfrequenz mit geeigneten Medikamenten gut eingestellt ist.
Die Beseitigung von Vorhofflimmern sei leider nicht immer möglich. Der Heilungserfolg hängt unter anderem vom biologischen Alter, Größe der Herzhöhlen, Funktion der Herzklappen und dem sonstigen Gesundheitszustand der oder des Betroffenen ab. Wer also schon sehr betagt und vorerkrankt ist, hat tendenziell weniger Chancen, die Herzrhythmusstörungen wieder vollkommen loszuwerden, als jemand der jung ist, sonst gesund und bei dem- oder derjenigen die Herzrhythmusstörungen als plötzliches Ereignis aufgetreten sind.
In Abwägung der Erfolgschancen – und natürlich in sorgfältiger Absprache mit der betroffenen Person und unter Berücksichtigung seiner oder ihrer Wünsche – entscheiden erfahrene Mediziner deshalb, ob eine Katheter-Ablation als sinnvoll einzustufen ist. Dabei wird in der GRN-Klinik Schwetzingen mit Kälte eine Vernarbung am Rande der Lungenvene erzeugt. Wie das in der Praxis aussieht, zeigt Prof. Scholz eindrucksvoll in einem Kurzvideo. „In geübten Händen ist das Verfahren sehr sicher“, sagt der Experte. Der Eingriff dauere etwa 50 bis 60 Minuten und habe Potenzial, den Patienten vom Flimmern zu befreien: „Viele sind danach frei von Herzrhythmusstörungen.“
Zum Abschluss des 60-minütigen Vortrags – ganz im Takt einer Katheter-Ablation – wird der Referent von interessierten Fragen aus dem Publikum geradezu überhäuft, die er allesamt souverän beantwortet. Fünf Minuten vor Ende der Veranstaltung meldet sich eine Zuhörerin zu Wort: Ihr habe der Vortrag sehr gut gefallen, sie entschuldige sich, dass sie vorzeitig aufbreche und möchte sich hiermit noch verabschieden: „Ich gehe jetzt zum Herzsport“, sagt sie und erntet dafür amüsierte Anerkennung aus dem Publikum. Diese Initiative begrüßend kommt Prof. Scholz zum Ende seines Vortrags, jedoch nicht, ohne der initiierenden Deutschen Herzstiftung seinen Dank auszusprechen und auf Aktionen der Herzstiftung und eine mögliche Mitgliedschaft hinzuweisen.
Die Besucher strömen in gegensätzliche Richtungen: Die einen zum Infostand der Deutschen Herzstiftung, um dort Infomaterialien zum Thema Herzgesundheit zu sammeln, die anderen zum direkten Gespräch mit Prof. Dr. Scholz, der von persönlichen Anfragen und Lob zur lockeren Art seines Vortragens überhäuft wird.
Weitere Informationen zur Kardiologie der GRN-Klinik Schwetzingen: www.grn.de/schwetzingen/klinik/kardiologie