GRNplus November / 2023

26 | Gynäkologie bekommen die Ehrenamtlichen Stoffspenden. Ein Ehepaar der Region ist besonders aktiv, hat ein Backbuch erstellt und verkauft, aus dem Erlös nähten die beiden 350 Herzkissen. Zum 70. Geburtstag des Mannes stifteten sie noch einmal 70 Kissen. Doch auch kleine Gesten helfen. Bettwäsche, die nicht mehr genutzt wird, eignet sich zum Beispiel hervorragend als Kissenhülle. Freudenberg Performance Materials spendet regelmäßig Restfasern als Füllmaterial – ebenfalls seit zehn Jahren. Rund 35 Frauen sind für das Projekt „Herzkissen“ des KDFB Fürth aktiv, die Mörlenbacher Landfrauen stellen weitere zehn bis 20 Helferinnen. Deren Aktivitäten koordiniert Maria Dreißigacker. Genäht wird meist zu Hause, viele Helferinnen sind seit dem ersten Tag dabei. Der Bedarf ist groß. In Weinheim werden jährlich über 250 Frauen operiert, 288 Eingriffe sind für 2023 geplant. Umso wertvoller ist das Engagement einzuschätzen. Zur Lucia-Andacht im Oktober in Krumbach würdigten rund 60 Personen die Arbeit der Frauen, darunter Gäste aus Politik und Kirche. Die Andacht, die Licht in dunklen Zeiten spenden will, ist ein fester Termin für die Engagierten der Herzkissenaktion. Es geht ums Zusammenkommen und darum, verstorbenen Patientinnen zu gedenken. Sandra Riechers, Pflegedienstleitung der GRN-Klinik Weinheim, zeigte sich tief beeindruckt: „Es berührt mich, dass sich hier so viele Menschen seit so langer Zeit völlig uneigennützig für andere einsetzen.“ Dafür braucht es übrigens nicht einmal Näherfahrung. Langer: „Jeder macht, was er kann: Herzanhänger ausschneiden oder stopfen zum Beispiel. Da unterstützen uns auch ein paar Männer.“ Herzkissen und ihre Geschichte Als Janet Kramer-Mai, eine Krankenschwester am Erlanger Medical Center in Chattanooga, USA, im Jahr 2001 an Brustkrebs erkrankte, nähten ihre Kolleginnen für sie ein kleines Herzkissen. Es war vor allem dazu gedacht, ihr nach der Operation eine Freude zu bereiten. Durch seine besondere Form passte es aber zudem perfekt unter Janets Arm, nahm den Druck von der OP-Narbe und linderte so den Wundschmerz. Über die dänische Krankenschwester Nancy Friis-Jensen gelangte die Idee schließlich nach Europa und breitete sich rasch in 16 Ländern aus. Allein in Deutschland gibt es über 250 Herzkissenaktionen, in welchen sich Ehrenamtliche lokal engagieren. Von der Nothilfe zum Fixpunkt Seinen Anfang nahm die Herzkissenaktion im Jahr 2013 mit einem Hilferuf des Brustzentrums. Zwei Frauen – eine aus Weinheim, eine aus Viernheim – hatten sich bis dahin um das Nähen von Kissen gekümmert und standen nicht mehr zur Verfügung. Inge Langer und Maria Dreißigacker von den Landfrauen Mörlenbach, die sich bereits für das Krankenhaus in Heppenheim engagierten, trommelten ehrenamtliche Näherinnen zusammen. Die Kissen waren der Anfang, Beanie-Mützen und Umhängetaschen folgten. „Die Mützen sollen die Frauen nach einer Chemotherapie wärmen und Selbstsicherheit im Alltag geben. Die Taschen sind ideal, um die Drainage-Beutel unauffällig zu transportieren“, erklärt Annette Knopf, ehrenamtliche evangelische Klinikseelsorgerin der GRN- Klinik Weinheim. Herzkissen, "Beanies" und Taschen werden genäht. Foto: bas Hier wird fleißig genäht. Foto: privat

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