GRNplus November / 2023

8 | Schulterchirurgie Ist der Verschleiß, der Knorpelabbau, zwischen dem Oberarmkopf und der Schulterpfanne des Schultergelenks (Omarthrose) so weit fortgeschritten, dass konservative Therapien oder arthroskopische Operationen keine Aussicht auf Erfolg haben, kommt die Endoprothetik zum Einsatz, bei der das Gelenk durch eine Prothese ersetzt wird. „Eine Omarthrose ist häufig die Folge eines Traumas, kann aber auch ohne ein solches auftreten. Ältere Menschen erleiden bei Stürzen oft klassische Brüche: Handgelenk, Hüfte und Schulter/ Oberarm. Bei Frakturen der Oberarmköpfe wird es mit zunehmenden Alter immer komplexer und schwieriger, kopferhaltend zu operieren“, erläutert Dr. Lehnertz. „Es gibt eine Vielzahl verschiedener Prothesenmodelle und meine Aufgabe ist es, die vorliegenden Veränderungen am Gelenk zu analysieren und für den Patienten maßgeschneidert das richtige Modell für seine Situation auszuwählen.“ Wenn Kopf und Pfanne verschlissen sind, die Sehnen aber noch normal funktionieren, werden ein Keramikkopf und eine Pfanne aus hochfestem Plastik implantiert. Der Keramikteil kann so auf dem Plastik gleiten. Wenn Sehnenschäden zur Arthrose geführt haben, muss eine inverse Schulterprothese eingesetzt werden. „Bei dieser ist das System umgedreht. Das Halbrund kommt an die Pfanne und ein nach innen gewölbtes Teil an den Schaft. Die restliche große Muskulatur hat es dadurch einfacher, die Prothese wieder anzutreiben“, so Dr. Lehnertz. Eine Schulterprothese kann derzeit etwa 15 bis 20 Jahre gut funktionieren. „Ältere Pfannen sind oft ausgelockert, deshalb gibt es neue Konzepte, beispielsweise die Materialkombination von hochfesten Plastikarten und Titan, bei denen eine Zementierung der Pfanne entfällt. So kann man sukzessive die Standzeiten verlängern. Gerade, was die inverse Schulterprothese angeht, hat es in den vergangenen zehn bis 15 Jahren einen rasanten Aufschwung gegeben.“ Für den Oberarzt ist es deshalb so wichtig, sich laufend über Neuerungen zu informieren und sich mit Kollegen auszutauschen. Drei Konferenzen zum Thema Schulterchirurgie hat er 2023 bereits besucht. „Die Menschen werden immer älter und fitter. Viele möchten auch im hohen Alter aktiv am Leben teilnehmen und Schmerzen oder Einschränkungen nicht mehr hinnehmen.“ Eine operierte Schulter braucht Engagement und Geduld Die Erfolgsaussichten der Schulterchirurgie sind ausgesprochen gut. Die meisten Patienten erfahren eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität und Komplikationen sind äußerst selten. „Wir tun sehr viel dafür, die Risiken durch Infekte zu minimieren“, betont der Oberarzt. Er macht aber auch deutlich, dass die Zeit nach einer Operation entscheidend ist. „Ich informiere die Patienten schon von Anfang an, dass die Nachbehandlung strukturiert und konsequent ablaufen muss und regelmäßig mehrere Monate andauert – egal ob es der Oberarmkopfbruch ist, die kaputte Sehne oder eine Schleimbeutelentzündung.“ Die Nachbehandlung erfordert eine professionelle Anleitung durch den Physiotherapeuten, etwa ein MuskelaufbauFoto: Adobe Stock

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