GRNplus Juni / 2021
Kieser: Ich würde ihn zunächst beglück- wünschen, dass er die Empfehlungen der Bertelsmann-Stiftung nicht umge- setzt hat, die besagt, dass in Deutsch- land nur noch 600 Kliniken notwendig sind. Dann hätten wir nämlich eine viel dramatischere Situation in der Patien- tenversorgung. Als zweiten Punkt würde ich um Ehrlichkeit und Verlässlichkeit bitten. Die Pandemie hat gezeigt, dass wir ein gut funktionierendes Netzwerk an Kliniken brauchen. Falls eine punktuelle Überversorgung in Regionen festgestellt wird, sollte die Krankenhausplanung dies auch konkret benennen und umsetzen. Die Politik der letzten zehn Jahre, die Finanzschrauben für alle immer enger zu stellen, ist jedenfalls ungerecht. Und sie zermürbt sowohl Klinikmanager als auch Klinikmitarbeiter. Besteht Hoffnung, dass hier ein Umdenken stattfinden wird? Kieser: Ja, eine Entscheidung, die Mut macht, ist das sogenannte Pflegebudget. Das Pflegepersonal wird aus dem fallabhängigen Abrech- nungssystem (DRG) ausgegliedert; die Kosten für Pflegetätigkeiten am Bett werden voll finanziert. Allerdings wissen wir noch nicht, ob dies in der Praxis mit den Krankenkassen so umgesetzt werden kann. Zur Verdeutlichung: Die Verhandlungen für das Pflegebudget 2020 finden für die GRN-Kliniken erst im Oktober 2021 statt; Planungssicherheit sieht anders aus. Wie müssen sich Krankenhäuser der Grund- und Regelversorgung, wie die GRN-Klinik es ist, weiterentwickeln, damit es auch in Zukunft wohnortnah eine gute medizinische Versorgung gibt? Kieser: Zunächst gilt es einmal festzu- stellen, dass wir mit den vier Kliniken der GRN unserem Auftrag, für unsere Bevölkerung da zu sein, gerade in der Pandemie gut erfüllen. Hierzu möchte ich mich bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern herzlich bedanken. Die positive Entwicklung in den letzten Jahren belegt, dass wir auf dem rich- tigen Weg sind. Als Beispiel möchte ich unseren neuen Schwerpunkt der Altersmedizin erwähnen. Neben der Modernisierung der baulichen Struk- turen – Stichwort Stationssanierung – ist die Weiterentwicklung der appa- rativen medizinischen Infrastruktur – Stichwort Medizintechnik – ein wichtiger Baustein. Apropos Stationssanierung: Wie ist denn der aktuelle Stand in Weinheim? Kieser: Wir haben gewissermaßen Halbzeit. 48 der 96 Zimmer im Bestand sind saniert und modernisiert. Die andere Hälfte soll bis Mitte 2023 fertig sein, was bei laufendem Betrieb weiterhin eine Herausforderung ist. Darüber hinaus konnten wir aber auch bereits 24 neue Zimmer schaffen. Reicht die Unterstützung von Bund und Land aus, um optimis- tisch in die Zukunft zu blicken? Kieser: Bei der Patientenversorgung wünsche ich mir eine nachhaltigere und verlässlichere Finanzierung, die auch Belegungsschwankungen abfedert. Die Investitionsförderung muss Spielraum für Innovationen geben; dies ist aktuell nicht der Fall. Wir erhalten pauschale Förder- mittel in Höhe von rund 1,5 Prozent unseres Umsatzes als Investitionsquote. Das reicht hinten und vorne nicht. Positiv ist der vom Bund in Aussicht gestellte Fonds für Digitalisierung; hier ergeben sich zum Beispiel Gestaltungsmöglich- keiten bei der digitalen Patientenakte und bei Patientenportalen. Bei allen drei Sachverhalten sind wir dankbar, dass uns der Rhein-Neckar-Kreis als Gesell- schafter eng begleitet und finanziell unterstützt. Ohne dieses Engagement wären wir nicht so gut vorbereitet auf die künftigen Herausforderungen. pro 21 Informieren Sie sich unter www.physiomed-weinheim.de OP bewältigt? Wir helfen Ihnen auf dem Weg der Besserung.
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy NDY3NDc=