GRNplus Juni / 2021
8 Bei mehr als der Hälfte der Patienten, die stationär in der GRN-Klinik Weinheim wegen einer chronischen Wunde in der Fußambulanz behandelt werden, spielen als Ursachen sowohl Diabetes als auch Durchblu- tungsstörungen eine Rolle. „Oft haben die Menschen eine lange Odyssee hinter sich“, weiß Diabetologin und Oberärztin Dr. Dorothea Raupp aus jahrelanger Erfahrung. Gemeinsam mit ICW-Wundexpertin (Initiative Chronische Wunden e.V.) Simone Handelmann behandelt sie 900 bis 1200 Wundpatienten pro Jahr. Jede chronische Wunde fängt gewis- sermaßen erst einmal klein an. Eine vermeintlich harmlose Verletzung oder Kribbeln oder Taubheitsgefühl. „Beides lässt sich leichter verdrängen, selbst wenn die Wunde immer schlimmer wird“, erläutert Dr. Raupp. Die Psyche sorge mitunter sogar dafür, dass die Patienten mit einem diabetischen Fußsyndrom die Wunde komplett „ausblenden“. Das kann so weit gehen, dass der betroffene Fuß vom Unterbewusstsein gar nicht mehr zum eigenen Körper gezählt, sondern als Teil der „Umgebung“ wahr- genommen wird. Fachleute nennen diesen Effekt „Leibesinselschwund“. Die Folgen sind mitunter dramatisch: „Etliche Patienten kommen viel zu spät in die Klinik“, berichtet Dr. Raupp im Gespräch mit GRNplus und fügt für chronische Wunden Expertinnen Druckstelle entsteht am Fuß (seltener an der Hand), die mancher erst ignoriert und dann vielleicht mit einer mehr oder weniger geeigneten Salbe selbst behan- delt. Manchmal kann tatsächlich das falsche Schuhwerk der simple Grund für die Wunde sein. Dass Diabetes oder Gefäßkrankheiten die Ursache sein können, ahnen nur wenige. Deswegen gehen viele Menschen mit diesem Problem auch nicht – oder erst sehr spät – zum Arzt. Hinzu kommt: Nicht immer ist eine solche Wunde direkt schmerzhaft; bei der Polyneuropathie sind zum Beispiel periphere Nerven geschädigt. Dann äußert sich das Problem eher in einem
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy NDY3NDc=