GRNplus Dezember / 2021

5 für Geriatrische Rehabilitation Weinheim. Dr. Martin Honsowitz, Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie, ergänzt: „Wir befinden uns im ständigen Dialog, um uns auszutauschen und die Situation des Patienten aus zwei Blickwinkeln zu betrachten und dementsprechend zu handeln.“ Für ihn sei die Alterstrau- matologie ein „Augenöffner“ mit Blick auf die Vorteile für den Patienten gewesen, als diese in Weinheim eingeführt wurde. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit beginnt schon am Tag der Aufnahme des Patienten. Dieser wird von den Chirurgen untersucht, geröntgt und anschließend operiert. Am häufigsten bekommen es Dr. Honsowitz und seine Mitarbeiter mit einer sogenannten hüftgelenksnahen Fraktur zu tun. Damit ist ein Bruch im oberen Bereich des Oberschenkelknochens gemeint. Doch auch Frakturen im Becken, der Wirbelsäule oder im Oberarmkopf gehören zu den typischen Verletzungen bei älteren Menschen, die gestürzt sind. „Mit zunehmenden Alter sinkt die Knochenqualität, dann kann schon ein Sturz aus Standhöhe ausreichen“, erklärt Dr. Honsowitz, weshalb vor allem Senioren betroffen sind. Ein weiterer Unterschied: Bei Menschen, die älter als 80 Jahre sind und eine Oberschenkelhalsfraktur erlitten haben, wird der Bruch nicht mehr repariert. Sie erhalten stattdessen ein künstli- ches Gelenk. „Es macht keinen Sinn, den Hüftkopf zu erhalten, da dieser nach einem Bruch nicht mehr gut durchblutet wird und sich dadurch auch nicht mehr erholt. Das ist bei jungen Patienten anders“, erklärt Dr. Honsowitz. Nach der Operation befinden sich die Betroffenen noch ein bis zwei Tage auf der stationären Unfallchirurgie, ehe sie im Altersmedizinischen Zentrum Weinheim in der interdisziplinären geriatrisch-geron- topsychiatrischen Station behandelt werden. Dort versorgt das Team um Dr. von Pein die Senioren und überprüft, ob weitere Maßnahmen getroffen werden müssen. Das können spezielle weiterführende Diagnostik oder zusätzliche rehabilitative Therapien sein. Zudem werden verschiedene Fragen wie nach dem häuslichen Umfeld, der Selbstständigkeit oder dem Pflegegrad geklärt. Bei der Visite sind sowohl ein Chirurg als auch ein Geriater anwesend – für Dr. Honsowitz ein wichtiger Vorteil. „Die fachlichen Aspekte der jeweiligen Abteilungen werden in das Gespräch mit dem Patienten miteinbezogen. Dieser erfährt also zwei Sichtweisen und das weitere Vorgehen auf einen Schlag. Das erleichtert die Situation für alle“, findet er. Und auch Dr. von Pein befürwortet die Zusammenarbeit, schließlich würden Studien zeigen, dass durch die Kooperation von Geriatrie und Chirurgie die Sterblichkeitsrate von älteren Patienten um etwa ein Viertel reduziert werden könne. Die beiden Chefärzte bemerken seit einigen Jahren, dass immer mehr alte Menschen allein zu Hause wohnen. Das führe zwangsläufig zu Herausforderungen bei den Betroffenen und den Familien, wenn es tatsächlich zu einem Unfall kommt. „Wir beobachten eine deutliche Zunahme dieser gesellschaftlichen Problematik“, sagen Dr. Honsowitz und Dr. von Pein. Täglich kommen ihreAbteilungen in einer Teambesprechung zusammen, um bei jedem Patienten das weitere Vorgehen abzustimmen. Dabei wird unter anderem geklärt, wie und ob eine Reintegra- tion in das häusliche Umfeld überhaupt noch möglich ist. Unter Umständen wird Kontakt zum Sozialdienst oder zu Pflegeeinrich- tungen aufgenommen. „Auf dieser Ebene besprechen wir jeden einzelnen Fall und stellen uns die Frage, was wir tun können, damit der Patient wieder selbstständig und mobil wird“, berichten Honsowitz und von Pein. Genau darum geht es schließlich bei der Alterstraumatologie: Die betagten Patienten sollen nach dem Klinikaufenthalt möglichst ohne Einbußen an Gesundheit und Lebensqualität wieder in den gewohnten Alltag zurückkehren. Zudem soll einer dauerhaften Pflegebedürftigkeit vorgebeugt werden. Die beiden Chefärzte machen klar: „Mobil und selbst- ständig zu Hause leben: Das ist der Wunsch jedes Menschen und unser gemeinsames Ziel, das wir erreichen wollen.“ ms INFO: Weitere Informationen und die Sprechzeiten der Abteilung Altersmedizin sind unter Telefon 06201/89-6410 erhältlich sowie über das Kontaktformular auf der Homepage der GRNWeinheim. Patient Roland Raiser im Gespräch mit Oberärztin Dr. Katja Pantouflas (Geriaterin), Stationsleiter Alexander Buro und Oberarzt Dr. Michael Steinwandt (Unfallchirurg). Foto: TR Dr. Florian von Pein, Chefarzt, der Altzersmedizin und Klinik für Geriatrische Rehabilitation (links). Dr. Martin Honsowitz, Chefarzt der Abteilung Orthopädie und Unfallchirurgie (rechts). Fotos: GRN

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