GRNplus Dezember / 2020

6 Deutschlandweit sei zum Beispiel die Zahl der statistisch erfassten Krebserkrankungen und -operationen stark zurückge- gangen, was vor allem auf nicht wahrgenommene Vorsorgeun- tersuchungen zurückzuführen sei, ergänzt Prof. Eisenbach und sagt: „Das ist eineechteKatastrophe.“ Es sind „Nebenwirkungen“ der Pandemie wie diese, die ihm große Sorgen bereiten. Schon jetzt würden Fachleute vorhersagen, dass man in den kommenden Jahren Patienten in den Kliniken sehen werde, deren Krebserkrankung weiter fortgeschritten ist als im Durchschnitt vergangener Jahre. „Im Prinzip fehlt uns ein kompletter Jahrgang bei der Vorsorge“, so Prof. Eisenbach. Vorsorgetermine wahrnehmen „Wir reißen uns alle ein Bein dafür aus, damit wir alle Patienten behandeln können, ohne dass sie sich Sorgen wegen einer Ansteckung mit Covid-19 machen müssen.“ Das gelte auch für die niedergelassenen Kollegen, die bei der frühzeitigen Erkennung von schweren Erkrankungen und bei den VorsorgeuntersuchungeneinezentraleRollespielen. Eisenbachs dringender Appell an die Menschen lautet deshalb: „Nehmen Sie Ihre Vorsorgetermine wahr, auch wenn die Corona-Pandemie noch nicht beendet ist. Gehen Sie ins Krankenhaus, wenn Sie zum Beispiel Anzeichen für einen Herzinfarkt spüren.“ Zumindest was die planbaren Operationen angeht, hat die GRN-Klinik Weinheim den Sommer dafür genutzt, den „OP-Stau“ wieder aufzulösen. „Wir haben aber auch im Frühjahr immer sehr genau hingeschaut, welche OP wirklich verschoben werden kann und welche nicht“, sagt Prof. Eisen- bach. Darüber hinaus habe man versucht, mit jenen Patienten, deren Eingriff verschoben wurde, kontinuierlich in Kontakt zu bleiben, um bei einer gravierenden Verschlechterung der gesundheitlichen Situation schnell reagieren zu können. Mit Beginn der zweiten Welle der Corona-Pandemie sieht sich die GRN-Klinik Weinheim besser gerüstet. Der Krisenstab hat ein drei- stufiges Krisenszenario entwickelt, das die notwendigen Maßnahmen detailliert auflistet und jede der drei Stufen auch noch einmal in drei Zwischenschritte unterteilt. Stufe 1 ist dabei das, was heute oft die „neue Normalität unter Pandemiebedin- gungen“ genannt wird, wie man sie in Deutschland im Sommer erlebt hat. „Wir haben unsere Abläufe optimiert und bei den baulichen Voraus- setzungen für eine Trennung der Covid-19-Patienten von den anderen Patienten gesorgt“, fasst Kieser zusammen und fügt hinzu: „Dies gilt bereits vor dem Betreten des Klinikgebäudes.“ Bei diesen Themen habe man auch die eine oder andere Korrektur vorgenommen als Lehre aus der ersten Welle. Außerdem habe man natürlich Vorräte für die Schutzausrüstung angelegt. Auch dort habe man baulich reagiert und einen separaten Raum als „Notfalllager“ geschaffen, um die Versorgung für drei bis vier Wochen auch für den Fall sicherzustellen, dass die Lieferketten reißen „Das fühlte sich damals schon ein bisschen wie Katastrophen- medizin an.“ (Chefarzt Prof. Dr. Christoph Eisenbach über den Mangel an Schutzausrüstung in der ersten Corona-Welle) Die „neue“ Normalität Im Sommer wurde ein Notfalldepot für Schutzausrüstung und andere wichtige Utensilien angelegt. Bild: sl

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