GRNplus Dezember / 2020
5 „Ich wusste abends nicht, wo mir der Kopf steht“, erinnert sich Barbara Berger an diese Wochen im März und April, in denen sie permanent gefordert war, wenn es zum Beispiel um Fragen von Mitarbeitern oder den Kontakt zum Gesundheit- samt ging. Aber es habe sich auch gezeigt, was für ein tolles Team die GRN-Klinik hat. „Die Flexibilität der Kolleginnen und Kollegen war sensationell“, gerät Berger einerseits ins Schwärmen. Andererseits schockiert sie bis heute, dass sie im Frühjahr sogar Handlungsempfehlungen zur mehrfachen Nutzung von Schutzausrüstung geben musste, weil es schlicht und ergreifend keinen Nachschub gab. „Das hätte ich mir vor Corona nicht einmal im Traum vorstellen können“, sagt Berger. „Das war in der Tat dramatisch“, ergänzt Kieser. Bund und Land hätten zwar öffentlich angekündigt, dass sie die Kranken- häuser mit Schutzausrüstung ausstatten. „Nur ist davon bei uns damals nichts angekommen.“ Um die wenigen Ressourcen zu schonen, habe dann Dr. Elke König, Chefärztin der Anäs- thesie, zum Beispiel die Idee für ein Masken-Nähprojekt mit Ehrenamtlichen gehabt (siehe weiteren Bericht). „Das fühlte sich damals schon ein bisschen wie Katastrophenmedizin an“, bringt es Prof. Eisenbach auf den Punkt. Die Angst, sich selbst bei der Arbeit mit Covid-19 zu infizieren, habe bei den meisten dennoch eine untergeordnete Rolle gespielt, ist Prof. Eisenbach überzeugt: „Der Umgang mit Infektionskrankheiten gehört zu unserem Beruf.“ Aber den Beschäftigten habe sehr zu schaffen gemacht, dass die Arbeit mit kompletter Schutzausrüstung viel anstrengender ist als sonst. Besuchsverbot als große Belastung Aber Angst war beim Umgang mit der Pandemie dennoch ein wesentlicher Faktor, der den Medizinern bis heute große Sorgen bereitet. Viele Patienten verzichteten trotz akuter Beschwerden aus Sorge vor einer Ansteckung auf einen Arzt- oder Krankenhausbesuch. Auch Vorsorgeuntersuchungen seien oft nicht wahrgenommen worden. Selbst im dritten Quartal, als die Corona-Zahlen wieder deutlich niedriger waren, „lag die Zahl der Notfallpatienten 20 Prozent unter den Werten des Vorjahres“, berichtet Kieser. Dies habe sowohl chirurgische als auch internistische Fälle betroffen. Für die Patienten, die in die Klinik eingeliefert wurden – egal, mit welcher Erkrankung – kam erschwerend während des Lockdowns das Besuchsverbot hinzu. Gerade bei schweren Verläufen sei dies für Patienten und ihre Angehörige eine große seelische Belastung gewesen, die auch am Klinikper- sonal nicht spurlos vorüberging. Auch hier habe man im Vergleich zur ersten Welle dazugelernt und Lösungen gefunden, um Besuche zu ermöglichen – wenn auch nach strengen Regeln. „ Die Flexibilität der Kolleginnen und Kollegen war sensationell.“ (Barbara Berger, Fachkraft für Hygiene und Infektionsprävention, über das Engagement des Klinikteams) Chefarzt Prof. Dr. Christoph Eisenbach Fotos: sl Barbara Berger, Fachkraft für Hygiene und Infektionsprävention Klinikleiter Markus Kieser
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