GRNplus Dezember / 2020

16 zum Zentrum Prof. Dr. Grigorios Korosoglou, Chefarzt der Abteilung Innere Medizin – Kardiologie, Angiologie und Pneumologie, möchte die GRN-Klinik Weinheim zu einem überregionalen Zentrum für alle Fragen rund um die Herzbildgebung entwickeln. Der neue Computertomograph (CT) Somatom Force ist ein wichtiger Schritt auf diesem Weg, erklärt er im Interview mit GRNplus. Was kann das neue CT, das andere Bildgebungsverfahren an der Klinik nicht können? Prof. Korosoglou: Mit dem Kardio-CT lassen sich die Herzkranzarterien ohne invasive Maßnahmen wie beim Herzkatheter hervorragend darstellen und beurteilen. Das ist weder mit Herz- ultraschallnochmittelsMagnetresonanz- tomographie (Kardio-MRT) möglich. Diesbezüglich hat die Kardio-CT ein Alleinstellungsmerkmal. Welche Vorteile hat das für die Patienten? Prof. Korosoglou: Der Hauptvor- teil liegt darin, dass wir mithilfe der Kardio-CT-Bildgebung diejenigen Pa- tienten herausfiltern können, die nicht von einer Herzkatheter-Untersuchung profitieren würden. Was bedeutet das konkret? Prof. Korosoglou: Patienten mit nied- riger bis mittlerer Wahrscheinlichkeit, dass bei ihnen relevante Verengungen der Herzkranzgefäße vorliegen, erhalten eine Kardio-CT. Sind die Koronargefäße tatsächlich in Ordnung, bleibt ihnen die Herzkatheter-Untersu- chung mit seltenen, jedoch möglichen Risiken wie Gefäßverletzungen erspart. Patienten mit Ablagerungen, aber ohne relevante Engstellen, erhalten rechtzeitig eine cholesterinsenkende Behandlung. Für Patienten mit rele- vanten Engstellen wird ein Katheterein- griff geplant. Wir wissen dann durch die vorherige Untersuchung im Kardio-CT aber schon vor dem Eingriff, welche Stentgröße benötigt wird, und auf wie stark verkalkte Ablagerungen wir uns einstellen müssen. Weitere Vorteile bringt die Kardio-CT für die Planung von Katheter-Eingriffen am Herzen, bei Gefäßverschlüssen in der Lunge sowie Gefäßerkrankungen in Becken und Beinen. Das neue CT erzeugt eine im Vergleich zu älteren Geräten deutlich reduzierte Strahlenbe- lastung. Können Sie das anhand von Beispielen erläutern? Chefarzt Prof. Dr. Grigorios Korosoglou. Foto: tr Auf dem Weg für Herzbildgebung Prof. Korosoglou: Vor zehn Jahren betrug die Strahlendosis bei einer Kardio-CT circa 10 bis 15 Millisievert (mSv), einer Einheit, die als Maß für die biologische Wirkung von Strahlung auf Organismen verwendet wird. In unserem neuen CT ist eine Herzuntersuchung mit 0,5 bis 1 Millisievert möglich, also einer rund zehnfach geringeren Dosis als noch vor zehn Jahren. Zum Vergleich: Wer in Deutschland lebt, ist jedes Jahr einer Dosis von rund 2 Millisievert ausgesetzt. Sie planen, Ihre Abteilung zum „Herzbildgebungszentrum“ auszubauen. Was bedeutet das konkret? Welche Schritte werden als nächstes folgen? Prof. Korosoglou: Wir sind seit 2017 bereits als Qualifizierungsstätte für Kardio-MRT von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie zertifiziert. Diese Zertifizierung bescheinigt uns eine hohe Expertise auf diesem Gebiet und erlaubt uns, Kolleginnen und Kollegen zu schulen. Bis 2023 streben wir eine entsprechende Zertifizierung für die Kardio-CT an. Damit entwickeln wir uns zu einem überregionalen Zentrum für alle Fragen rund um die Herzbildgebung.

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