GRNplus Mai / 2021
20 Brustkrebs ist die häufigste Krebsart bei Frauen. Jedes Jahr erkranken in Deutschland nach Schätzungen des Ro- bert-Koch-Instituts etwa 69 700 Frauen und 750 Männer neu daran. Seit 2009 besteht an den GRN-Kliniken Schwet- zingen und Sinsheim ein gemeinsames, vom TÜV Süd zertifiziertes Brustzent- rum. In den vergangenen zwölf Jahren wurden an beiden Standorten insge- samt etwa 1700 an Brustkrebs erkrankte Frauen nach einer Erstdiagnose pri- mär behandelt. Sie profitierten da- bei von der hohen Expertise, den er- fahrenen Ärzten, von der engen Zusammenarbeit einzelner Bereiche und der Koopera- tion mit dem Na- tionalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidel- berg. Einem Großteil der Frauen, die in Schwetzingen behandelt wurden, konnte geholfen werden - sie wurden geheilt. Die aktuellen Diagnostik- und Therapie- möglichkeiten beinhalten einen indi- viduellen Behandlungsplan für jede Patientin. Die Methoden zur Früherken- nungwurden in den vergangenen Jahren verbessert. Unter anderem trägt das Mammographie-Screening dazu bei, dass der Brustkrebs zumeist meist im Frühstadium entdeckt wird. Durch neue, weniger radikale Therapiemethoden sind Brustentfernungen und eine erweiterte Ausräumung der Lymphknoten aus der Achselhöhle heute selten geworden. Dr. Annette Maleika, Chefärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe an der GRN-Klinik Schwetzingen und Leiterin des Brustzentrums Schwetzingen, weiß: „Jeder Tastbefund, der über sechs Wo- chen besteht, muss abgeklärt werden.“ Die Ultraschalluntersuchung sei für die Patientin weniger belastend und meist sofort durchführbar. Bei jungen Frauen sei diese Diagnos- tik häufig aussage- kräftiger als eine Mammog r aph i e . Und weiter: Jeder nicht ganz eindeu- tige Ultraschallbe- fund müsse durch eine feingewebli- che Untersuchung per Stanzbiopsie unter Ultraschall- kontrolle abgesi- chert werden. Gutartige Befunde könne man meist belassen, bösartige Befunde benötigten zur Therapieplanung eine Immunhistologie, also eine genaue Un- tersuchung der Zellstrukturen. Vor allem gelte es jedoch, unnötige Operationen zu vermeiden. Dr. Maleika ist sich sicher, dass die Brustkrebsbehandlung von heute ei- ner systemischen Behandlung bedarf. Grundsätzlich stünden drei Therapie- säulen zur Verfügung: Operation, me- dikamentöse Therapie (Chemotherapie, Antikörpertherapie) und Strahlenthe- rapie. Eine dauerhafte Heilung sei nur „Aufgeben ist keine Dr. Annette Maleika, Leiterin des zertifizierten Brustzentrums, macht deutlich, wie wichtig die Früherkennung bei Brustkrebs ist. möglich, wenn alle Tumorzellen zerstört würden. „Doch Brustkrebs ist nicht gleich Brustkrebs“, so Dr. Maleika. Wichtig seien zielgerich- tete Therapien. So versuche man in den allermeisten Fällen – sofern gewisse Kriterien erfüllt seien – brusterhaltend zu operieren. Alternativen, wie zum Bei- spiel der Brustaufbau durch Implantate, werden vor der Operation mit der Pati- entin besprochen. Dr. Maleika und ihr Team legen besonderen Wert darauf, ihre Patientinnen persönlich zu kennen: „Das zeichnet unser Brustzentrum aus.“ Auch wenn Überlebens- und Heilungs- chancen – unter anderem dank der An- gebote zur Früherkennung – heute gut sind, ist die Diagnose immer ein Schock. Zudem betreffe die Krankheit nicht nur den Körper, sondern auch ganz beson- ders die Seele. Kranksein habe Auswir- kungen auf fast alle Lebensbereiche. Au- ßerdem konfrontiert uns die Krankheit mit der Endlichkeit und stellt unser scheinbar stabil aufgebautes Lebensgerüst in Fra- ge. Prioritäten würden verändert: „Was scheinbar wichtig war, ist unwichtig und umgekehrt“, weiß die Spezialistin aus Erfahrung. Diese „unbekannte Heraus- forderung“ sei aber zu bewältigen. Ganz wichtig dabei: Hilfe annehmen – im Be- reich der Familie, von Therapeuten und Ärzten. Man müsse selbst aktiv an der Bewältigung mitarbeiten und es wagen, neue Wege zu gehen. Kurzum: „Auf- geben ist keine Option.“ Man sollte die Krise als Katalysator betrachten, auch das Positive und nicht nur das Negative sehen. MC Option “ „Die Krankheit verändert unsere Prioritäten.“ (Dr. Annette Maleike)
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