GRNplus Mai / 2021
Chefarzt Prof. Dr. Daniel Rost erklärt im Interview, warum Darmkrebsvorsorge so wichtig ist. Foto: MC Darmkrebsvorsorge ist für viele Menschen ein Tabuthema – besonders Männer haben da so ihre Probleme. Was glauben Sie, wie kann das Thema aus seinem Schattendasein hervortreten? Prof. Rost: Darmkrebs ist leider immer noch sehr häufig. Dabei ist diese Er- krankung durch Vorsorge vermeid- bar. Tatsächlich hat die Mehrheit der Anspruchsberechtigten in unserem Land noch nie an einer Darmspiegelung zur Krebsvorsor- ge teilgenommen. Warum ist das so? Mehr als die Hälfte aller Men- schen, die nicht an der Darmkrebs- vorsorge teilnehmen, begründen dies mit Gesundheit („...weil ich mich gesund fühle“) oder mit Unwissenheit („...weil ich nichts davon wuss- te“). Das zeigt, wie wichtig die Aufklä- rung durch Haus- oder Facharzt- praxen für die Teilnahme an der Vorsorge Über 60 000 Menschen erkranken jedes Jahr an Darmkrebs. Dabei kann in vielen Fällen eine rechtzeitige Vorsorge die Heilungschancen erheblich verbessern oder diese Erkrankung sogar ganz verhindern. Im Gespräch mit GRNplus erklärt Prof. Dr. Daniel Rost, Chefarzt der Abteilung für Innere Medizin, Gastroenterologie, Hämatologie und internistische Onkologie der GRN-Klinik Schwetzingen, warum Darmkrebsvorsorge so wichtig ist. ist. Darmkrebs macht im frühen Stadium keine Beschwerden. Die Vorsorge-Empfehlung richtet sich daher ausdrücklich an beschwerdefreie ältere Menschen. Und Menschen vertrauen in diesen Dingen ihrem Hausarzt beziehungsweise ihrer Haus- ärztin. Eine weitere wichtige Maßnahme ist die Beteiligung der Krankenkassen an der Aufklärungsarbeit. Inzwischen laden die Krankenkassen die Versicherten zur Darmkrebsvorsorge ein. Wer älter als 50 Jahre ist, erhält einen Brief seiner Kran- kenkasse, der auf das Angebot des Darmkrebs-Screenings aufmerksam macht. Eine Broschüre informiert über die Vorsor- geuntersuchungen und unterstützt die Entscheidungsfindung. Es ist in dieser Sache immer noch viel Aufklärungsarbeit nötig. Welche Möglichkeiten der Früherkennung gibt es und in welchem Alter sollte man zur Vorsorge gehen? Prof. Rost: In Deutschland wird die Darmkrebsvorsorge ab dem 50. Lebensjahr empfohlen. Dazu stehen ein Test auf verstecktes Blut im Stuhl, der sogenannte iFOBT, und die Darmspiegelung zur Verfügung. Der Stuhltest wird allen Versicherten ab dem 50. Lebensjahr jährlich angeboten, sofern noch keine Darmspiege- lung stattgefunden hat. Da Männer früher an Darmkrebs erkran- ken als Frauen, wird die Darmspiegelung bei Männern ab dem 50. Lebensjahr und bei Frauen ab dem 55. Lebensjahr emp- fohlen. Bei unauffälliger Darmspiegelung ist eine Wiederholung erst nach zehn Jahren erforderlich. Die Stuhltests entfallen nach einer Darmspiegelung. Die sicherste Methode der Darmkrebs- vorsorge ist die Darmspiegelung (Koloskopie), da bei dieser Un- tersuchung schon die Krebsvorstufen (Polypen) aufgespürt und entfernt werden können. Auf diese Weise wird die Krebsentste- hung sehr effektiv und nachhaltig verhindert. so wichtig ist Darmkrebsvorsorge Warum
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy NDY3NDc=