GRNplus Oktober / 2019

5 Mangelernährung ist ein Thema, das jeden angeht. „Wir essen einfach zu viel Schrott“, formuliert es Dr. Dorothea Raupp drastisch. Auch dem Laien ist klar, dass das Fleisch- käs-Brötchen in der Mittagspause das Gegenteil einer ausge- wogenen und gesunden Ernährung ist. Aber es geht schnell und schmeckt lecker, möchte man entgegnen. Das ändert freilich nichts an den Fakten. So kommt es, dass selbst Menschen mit starkem Übergewicht oft an Mangelernährung leiden, macht Prof. Christoph Eisenbach deutlich. Deshalb verwenden die Fachleute in diesem Zusammenhang auch lieber den Begriff „Fehlernährung“. Bei alten Menschen kommen viele Faktoren zusammen. Wer zum Beispiel einen schlechten Zahnstatus hat, verliert die Freude am Essen, weil es beschwerlicher wird oder weil pürierte Speisen meistens nicht besonders lecker aussehen. Nicht umsonst gibt es die Redensart: „Das Auge isst mit.“ Das gilt auch für alte Menschen, die feinmotorische Einschrän- kungen haben. Wenn zum dritten Mal der Bissen von der Gabel gerutscht ist, dann hat man einfach keine Lust mehr. Hinzu kommt, dass mit zunehmendem Alter bestimmte Körpersignale wie zum Beispiel das Hunger- und Durstge- fühl nicht mehr so gut funktionieren. Anders ausgedrückt: Das Bedürfnis zu essen und zu trinken verschwindet immer mehr. Die Nahrungsaufnahme wird zur Pflicht. Ermahnungen der Angehörigen – „iss doch noch was“ – verstärken diesen Eindruck noch. So kommt es, dass viele ältere Menschen mit einem Mangel an Vitaminen und Mineralstoffen wie Eisen, Kalzium, Zink und Magnesium zu kämpfen haben. Hinzu kommt, dass sie nicht selten zu wenig trinken, was auch an der Furcht vor einer Inkontinenz liegen kann. Wenn dann eine andere Erkrankung einen Krankenhausaufenthalt erforderlich macht, sind all dies Risikofaktoren, die eine Genesung erschweren. Deshalb haben die Fachleute in der GRN-Klinik dieses Thema von Anfang an auf dem Schirm. „Dabei arbeiten die verschie- denen Fachabteilungen Hand in Hand“, schildert Prof. Chris- toph Eisenbach die Vorzüge einer „Klinik der kurzen Wege“. Dr. Dorothea Raupp ergänzt: „Wir versuchen zum Beispiel, die Mahlzeiten den individuellen Bedürfnissen unserer Patienten anzupassen.“ Auch spezielle Trinknahrung könne hier zum Einsatz kommen, wenn die übliche Nahrungsaufnahme nicht ausreicht. Aber auch die Anreicherung von Mahlzeiten mit natürlichen Zutaten wie Öl, Sahne und Butter könne dabei helfen, den Energiebedarf des Körpers zu decken. Die individuelle Beratung steht auch bei Diabetespatienten im Vordergrund, sagt Tina Lahr. Die Zeiten, in denen diese Patienten im Krankenhaus ein spezielles Diabetikeressen bekamen, sind allerdings seit mehr als zehn Jahren vorbei. „Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass dies der falsche Weg war“, sagt Dr. Dorothea Raupp. Deshalb rate sie auch von Diätgetränken oder Diätmarmeladen grundsätzlich ab, die immer noch viele Supermarktregale füllen. „Diabetiker dürfen praktisch alles essen, was ihnen schmeckt. Es reicht, sich gesund und abwechslungsreich zu ernähren und sich der Nährwerte, die man zu sich nimmt, bewusst zu sein.“ Ganz wichtig: Auch im Arztbrief, der bei der Entlassung für den Hausarzt ausgestellt wird, weisen die Fachärzte der GRN-Klinik auf die Themen Mangelernährung beziehungs- weise Diabetes hin, damit anschließend eine regelmäßige Kontrolle erfolgt. Dr. Dorothea Raupp: „Wenn es gelingt, die Werte dauerhaft zu verbessern, dann gewinnen die Menschen viel Lebensqualität zurück.“ pro Dr. Dorothea Raupp (rechts) und Diabetesberaterin Tina Lahr kümmern sich in der GRN-Klinik Weinheim darum, dass alle Patienten, die älter als 70 Jahre sind, bei der Aufnahme einem Screening zur Mangelernährung unterzogen werden. Foto: phr

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