GRNplus Oktober / 2019

28 Damit sind wir beim Thema Finanzen. Die GRN schreibt seit Jahren roten Zahlen. 2018 lag das geplante Defizit bei fünf Millionen Euro, am Ende musste der Kreistag eine weitere Million lockerma- chen. Woran liegt das? Burger: Hauptgrund für unser Defizit ist in der Tat die unterfinanzierte Notfallversorgung. Bis 2015 waren wir trotzdem nur in Eberbach defizitär, was einfach an der Randlage des Standorts liegt. In den anderen Häusern hatten wir bis 2015/16 positive oder ausgeglichene Ergebnisse. Dann ergab sich in Baden-Württemberg das Problem, dass die Fallpauschalen nicht mehr die Steigerungen bei den Personalkosten abgebildet haben. Können Sie das etwas konkreter erläutern? Burger: Die Fallpauschalen wurden 2015 um 1,0 Prozent und 2016 um 1,4 Prozent erhöht. Dagegen betrug die Steige- rung bei den Personalkosten zwischen 2,5 und 3,0 Prozent. Allein dieser Effekt sorgte bei uns für eine Deckungslücke von 3,5 bis 4,0 Millionen Euro pro Jahr, die wir nicht an anderer Stelle ausgleichen konnten. Das kann auf Dauer nicht gutgehen. Burger: Zunächst einmal gibt der Kreistag des Rhein- Neckar-Kreises vor, welche Angebote man für unverzichtbar hält – zum Beispiel die geriatrischen Rehakliniken in Wohnortnähe. Aber natürlich machen wir uns Gedanken, wie wir unsere Standorte weiterentwickeln: Wollen wir nur noch Innere Medizin, machen wir auch Chirurgie, bieten wir eine Urologie an? Da redet im Übrigen auch das Land mit; zum Beispiel hält man in Stuttgart eine Urologie in Eberbach wegen der großen Entfernung zu den nächsten Kliniken für unverzichtbar. Fakt ist aber auch, dass kleinere Standorte ihre Fixkosten auf weniger Fälle umlegen müssen. Wird das bei den Fallpauschalen berücksichtigt? Burger: Leider nicht. Wir müssen die gleiche Infrastruktur für einen Rund-um-die Uhr-Betrieb – mit einem Empfang, der Notfallambulanz, der Radiologie und dem Labor – in Eberbach mit 6000 Fällen finanzieren, in Sinsheim mit 12 000 Fällen. Da ist doch klar, dass die 6000 Fälle nicht ausreichen. Dafür müsste es einen Ausgleich geben. Es gibt aussage- kräftige Studien, die belegen, dass Häuser mit 400 bis 800 Betten die ideale Größe haben, um eine gute Finanzierung hinzubekommen. Je kleiner ein Haus ist, desto schwieriger wird es. Da könnten Sie ja auch auf die Idee kommen, Ihre Standorte zu vergrößern. Werden wir eines Tages in Weinheim eine Verdoppelung der Bettenzahl erleben? Burger: Wir setzen zunächst einmal auf eine Zentrenbildung, also eine Spezialisierung in bestimmten Bereichen wie dem Brustzentrum, dem Endoprothetikzentrum oder dem Hernienzentrum, um nur drei Beispiele zu nennen. Und wir haben eine Menge Spezialisten und Kooperationspartner um die Klinik herum. Damit erreichen wir in Weinheim steigende Fallzahlen, was betriebswirtschaftlich sinnvoll ist. Diese Spezialisierung ist aber auch aus medizinischen Gründen notwendig, denn sie bildet den Fortschritt der Wissenschaft ab. Die Generalisten früherer Jahre gibt es heute nicht mehr. Mit der Zentrenbildung generieren wir zudem die notwendigen Fallzahlen, die für den hohen Qualitätsanspruch erforderlich sind. Der große Vorteil unserer Kliniken ist, dass diese Spezialisten interdisziplinär sehr eng zusammenar- beiten und eine kompetente Medizin abliefern. Das beantwortet noch nicht die Frage nach einer Erhöhung der Bettenzahl? Burger: Eine deutliche Erweiterung unserer Bettenkapazität wäre erst dann ein Thema, wenn sich die Versorgung in der Umgebung verschlechtern würde. Ein theoretisches Beispiel wäre, wenn Viernheim die Klinik schließen würde. Dann würden nicht alle Patienten anschließend nach Mannheim oder Heppenheim gehen, sondern sicher auch ein erheblicher Teil sich nach Weinheim orientieren. Ein konkretes Beispiel: Mit der angekündigten Schließung der Geburtshilfe-Abteilung im Heilig-Geist-Hospital in Bensheim werden sich ebenfalls Patientenströme verschieben. Aber auch die Mannheimer Kliniklandschaft ist derzeit in Bewegung. Unsere Aufgabe ist es, besonnen und richtig auf solche Veränderungen zu reagieren. Aus Ihrer Sicht sind die GRN-Kliniken also kein Auslaufmodell? Burger: Sowohl was die Notfallversorgung angeht, aber auch was die stationäre Behandlung angeht, sind unsere Kliniken kein Auslaufmodell. Davon bin ich überzeugt. Für die GRN-Kliniken wird es darauf ankommen, durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit den Patienten ein Umfeld zu bieten, das schneller und effektiver ist als in großen Kliniken. Das sichert den Bestand und sollte – abgesehen von Eberbach – dazu führen, dass wir in zwei Jahren auch wieder ein ausgeglichenes Ergebnis erzielen können. pro Sabine Ullmann Rathausstraße 14, 64668 Rimbach Telefon 06253/6067, E-Mail: s.ullmann@medi-top.de PKA (w/m/d) in Voll- oder Teilzeit gesucht, gerne auch Berufsanfänger/in Bewerbungen richten Sie bitte an:

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