GRNplus Oktober / 2019
Gelenkschwellungen, Sehnenreizungen und Rückenschmerzen, aber auch unspezifische Symptome wie Müdigkeit oder Gewichtsverlust kommen als Begleiterscheinung von Rheuma in Betracht. Manchmal überlappen sich zwei oder mehrere entzündliche Systemerkrankungen, die Mediziner sprechen dann vom sogenannten „Overlap Syndrom“. Für die Erkennung und Behandlung rheumatischer Erkran- kungen der Gelenke, Gelenkkapseln, Sehnen, Knochen, Muskeln und des Bindegewebes ist der Rheumatologe zuständig. Er kann seine Erfahrungen zusammen mit aktu- ellen Forschungen in eine gezielte Behandlung einsetzen. Der Rheumatologe Dr. Niko Bender vom Ärztehaus, neben der GRN-Klinik, vergleicht die Rheuma-Diagnostik mit einem Puzzle: „Nur wenn alle Teile richtig zusammengesetzt sind, ergibt sich das reale Bild.“ Mit Schmerzen kämen fast alle Patienten zu ihnen. Doch manchmal dauere es Monate, bis das letzte fehlende Puzzle- Teil, zumBeispiel ein bestimmtes typisches Rheuma-Symptom, auftaucht. „Oder ein auf Rheuma hinweisender Blutwert“, wirft Privatdozent Dr. Wilhelm Schmitt vom Nierenzentrum ein. So kann es Jahre dauern, bis letztendlich die Diagnose steht. Kaum eine Diagnostik ist umfangreicher als die Erkennung von rheumatischen Erkrankungen, denn es gibt kein einheitliches Beschwerdebild, vielmehr können über 400 Symptome Hinweise sein. „In Deutschland deutlich zu wenige Rheumatologen“ Was ist Rheuma eigentlich? „Rheuma gehört zu den soge- nannten Autoimmunerkrankungen. Wird das eigene Immun- system dauerhaft aktiviert, kann es zu Organschädigungen kommen“, sagt Dr. Schmitt, der neben der Rheumatologie auch eine Fachausbildung in Nephrologie (Nierenheilkunde) hat. Er wird häufig mit Niereninsuffizienzen (herabgesetzte Nierenfunktion) konfrontiert, die durch entzündliche rheuma- tische Erkrankungen entstanden sind. Da also Systemerkran- kungen der Nieren oftmals mit rheumatischen Erkrankungen einher gehen, ist die Zusammenarbeit zwischen Nephrologie und Rheumatologie unerlässlich. Dr. Schmitt kann diese Kombination idealerweise in einer Person erfüllen. „In Deutschland gibt es deutlich zu wenig Rheumatologen, um die Bevölkerung ausreichend zu versorgen“, betont er. Daher sei es ihm ein Anliegen, in seinen Vorlesungen Studenten für das Fachgebiet heran zu ziehen. Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) geht sogar davon aus, dass es mehr als doppelt so viele Rheumatologen geben müsste, um alle Möglichkeiten des Faches umzusetzen. Sie hat ein Memo- randum über „Grundzüge einer wohnortnahen kontinuierlichen und kooperativen Versorgung von chronisch Rheumakranken in der Bundesrepublik Deutschland“ vorgelegt. 20 „ Rheumadiagnostik gleicht einem Puzzle“ Dr. Wilhelm Schmitt (links) und Dr. Niko Bender im Gespräch mit GRNplus über das Themengebiet Rheuma. Foto: tr
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy NDY3NDc=