GRNplus Oktober / 2019

17 Begleitung trauernder Eltern von Sternenkindern bleibt uns nichts anderes übrig, als mit den Eltern zusammen um unge- lebtes Leben zu klagen. Das gemeinsame Aushalten von Leid gibt den betroffenen Eltern das Gefühl, nicht allein gelassen zu werden.“ Britsch ergänzt: „Wir möchten unseren Gesprächs- partnern Deutungsangebote geben. Wir helfen dabei, sich so anzunehmen, wie man ist. Brüche gehören zu einer Lebensge- schichte dazu. Auch für Tränen muss man sich nicht schämen.“ GRN-Klinik, Reha-Klinik und Betreuungszentrum In Klinik und Reha-Klinik sprechen die Seelsorgerinnen meist mit den Patienten, die oft nur eine kurze Zeit auf den Stationen sind. In den Gesprächen geht es neben der eigenen Krankheit oft um ihre Lebensgeschichten, wofür sie dankbar sind und wovor sie Angst haben. Während im Krankenhaus nahezu täglich die Patienten und mit ihnen die Geschichten wechseln, in der Geriatrischen Reha die Patienten innerhalb einiger Wochen sich für ihren Alltag stabilisieren, treffen die Seelsorgerinnen im Betreuungszentrum auf eine Lebensge- meinschaft von alten und jungen Bewohnern, die das Zentrum entweder ihr Leben lang ihr Zuhause nennen oder die Teil der Eingliederungshilfe sind. „Die emotionale Bandbreite ist hier anders“, sagt Paschke-Koller. Trauer, Krankheiten und Freude sind zwar auch hier die bestimmenden Themen. „Aber es geht auch um Zukunft, Selbstständigkeit, Höhen, Tiefen, innerliche Kämpfe und Willensstärke.“ Das merkt sie auch bei den 14-täglichen Treffen der Gesprächsgruppe mit Teilnehmern zwischen 20 und 50 Jahren. „Daran teilzuhaben ist schön. Ich bin dankbar, ein Teil davon zu sein und Zeit für Menschen zu haben“, sagt Paschke-Koller. Ähnliche Erfahrungen macht auch Gemeindediakonin Schüler, wenn sie in der Viernheimer Straße zu Geburtstagsbesuchen mit ihrer Gitarre unterwegs ist oder einen pflegebedürftigen Bewohner besucht, der nicht mehr ansprechbar ist. „Ich vertraue darauf, dass Gott selbst die Menschen mit mir besucht“, sagt Schüler, und alle sind sich einig: „Wir geben viel, aber bekommen auch viel zurück.“ Bei all der Seelsorge für andere dürfe man aber die Selbst- fürsorge nicht vergessen, dabei könne der Glaube und der Austausch untereinander helfen. „Man kann nicht nur aufsaugen wie ein Schwamm, sondern muss sich einen Ausgleich schaffen. Ich erlebe viel Schweres im Alltag und gehe dann ganz bewusst Essen einkaufen, weil ich das Leben schmecken will“, sagt Britsch. Paschke-Koller schöpft Kraft beispielsweise bei der Gartenarbeit, und Schüler versucht das Gehörte ganz bewusst abzulegen, denn: „Es hilft den Menschen nicht, wenn ich weiter darüber grüble. Ich lege sie in Gottes Hand, und das entlastet mich auch.“ In diesem Jahr startete bereits ein erster Kurs für ehrenamt- liche Begleiter in der Reha-Klinik und im Betreuungszen- trum. Interessierte können sich an Monika Paschke-Koller (06201/60069775, monika.paschke-koller@grn.de) oder an Anne Schüler (anne.schueler@kblw.de ) wenden. awe Das Team der drei hauptamtlichen Klinikseelsorgerinnen (von links): Pfarrerin Simone Britsch, Gemeindediakonin Anne Schüler und Diplom-Theologin Monika Paschke-Koller. Foto: kop

RkJQdWJsaXNoZXIy NDY3NDc=