GRNplus Oktober / 2019

16 Zuhören, trösten, begleiten und einfach da sein, und das sowohl für die Patienten und die Angehörigen als auch für die Mitarbeiter – darum kümmern sich die Klinikseelsorge- rinnen. Sie haben das im Blick, was man nicht sehen kann, aber dennoch genauso zerbrechlich ist wie ein Knochen: die Seele und das Gedankenleben der Menschen, die Teil des täglichen Lebens in den GRN-Einrichtungen sind. Das Team der drei hauptamtlichen Klinikseelsorgerinnen setzt sich zusammen aus Diplom-Theologin Monika Paschke-Koller, die seit 2011 als katholische Seelsorgerin der Erzdiözese Freiburg für GRN-Klinik, Reha-Klinik und Betreuungszentrum zuständig ist, und Simone Britsch, die seit 2018 als Pfarrerin in der Weinheimer Weststadt und seit Januar 2019 als evan- gelische Seelsorgerin in der GRN-Klinik tätig ist. Komplettiert wird das Team durch Gemeindediakonin Anne Schüler, seit Januar 2019 evangelische Seelsorgerin für das Betreuungs- zentrum Weinheim. Was versteht man unter dem abstrakten Wort Seelsorge? „Seelsorge bedeutet: Ich bin da, ich komme, ich höre zu“, sagt Paschke-Koller. „Und dabei fragen wir nicht nach Konfession oder Religionszugehörigkeit – auch nicht in den von uns gehaltenen Gottesdiensten. Es geht in erster Linie darum, miteinander zu sprechen, die Menschen in ihrer derzeitigen Befindlichkeit wahrzunehmen, sie anzunehmen, so wie sie sind, und sie dann erzählen zu lassen. Und wenn jemand nicht reden möchte, dann akzeptieren wir das. Wer in einem Klinikzimmer liegt, braucht auch eine Privatsphäre“, sagt Paschke-Koller. „Dort, wo Menschen sich in ihrem tiefsten Kern verstanden fühlen, kann Heilung geschehen. Heilung ist umfassend und mehr als körperliches Gesundwerden.“ „Seelsorge ist ein Angebot“ Ein hohes Maß an Sensibilität ist gefordert, denn wie viel Nähe und Distanz möglich sind, das entscheidet der Patient. „Es geht darum, die Freiheit meines Gegenübers zu achten und genau hinzuhören. Ich möchte ihm rückmelden, dass er der Akteur ist und nicht ich. Der andere ist der Experte seines Lebens und bestimmt, wie weit er im Gespräch gehen Während sich die Ärzte und das medizinische Fachpersonal um die Genesung des Körpers kümmern, haben die Klinikseelsorgerinnen in der GRN-Klinik, der Geriatrischen Reha-Klinik und im GRN- Betreuungszentrum das seelische Wohlbefinden der Patienten, Bewohner und Mitarbeiter im Blick. „ Warum? “ ist eine häufige Frage möchte. Seelsorge bleibt ein Angebot und ist kein Muss“, sagt Britsch und betont: „Seelsorge richtet sich aber nicht nur an die Patienten. Die Mitarbeiter stehen oft unter enormem Leis- tungsdruck und arbeiten zum Wohle der Patienten. Auch für sie sind wir selbstverständlich da. Besondere Nähe ergibt sich in besonderen Situationen wie auf der Intensivstation. Wer den letzten Atemzug eines Menschen miterleben darf/muss, spürt etwas von der Heiligkeit des Lebens.“ In einem Krankenhaus bringt jeder eine Geschichte mit. „Aber es geht in einer Klinik nicht immer nur zwingend um das Thema Sterben. Es geht vor allem um das Leben“, betont Britsch. „Von Wut über eine Krankheit bis Freude nach der Genesung ist die emotionale Bandbreite sehr groß“, sagt die Pfarrerin. Sie betont, dass viele Ehemalige zu den wöchentlichen Andachten wiederkommen, die hier einmal Hilfe erfahren haben. Von unseren Kirchen beauftragt, baut unser berufliches Dasein auf christliche Werte, ohne zu missionieren“, meint Paschke-Koller und fährt fort: „Unser Glaube soll dem Leben dienen und Brücken bauen hin zu den Menschen mit ihren je eigenen Werten und Glaubensvorstellungen. Deshalb ist es so wichtig, dass Kirche dort präsent ist, wo Menschen Antworten auf Lebensfragen suchen, wie im Krankenhaus oder im Betreuungszentrum. In unseren Begegnungen werten wir nicht und unterliegen der Schweigepflicht.“ Bei den Gesprä- chen gehe es nicht immer um Gott – „aber Spiritualität spielt oftmals eine große Rolle“, sagt sie. Eine häufige Frage, die den Seelsorgerinnen in den Gesprächen gestellt wird, ist die Frage nach dem „Warum?“ – „Selbst wenn diese Frage auch von uns nicht beantwortet werden kann, können neue Sichtweisen dem Betroffenen weiterhelfen“, sagt Paschke-Koller und stellt fest: „Seelsorger sind keine Psychologen und Therapeuten. Gleichzeitig ergänzen sich unsere Berufsgruppen und können aufeinander verweisen.“ Paschke-Koller kommt auf einen Bereich zu sprechen, der sie immer wieder stark berührt: „Angesichts des menschlich gesehen für uns viel zu früh eintretenden Todes, wie bei der

RkJQdWJsaXNoZXIy NDY3NDc=