GRNplus Oktober / 2019

12 „Ein Ethik-Komitee ist nicht zu verwechseln mit der Ethikkom- mission. Letztere ist ein Gremium, das Forschungsvorhaben beurteilt. Ein Ethik-Komitee ist ein Gremium, das bei Frage- stellungen im klinischen Alltag zusammenkommt“, erklärt Prof. Eisenbach. Ein KEK steht Patienten, ihren Angehörigen sowie allen Mitarbeitern bei Fragen zur Ethik in der Medizin zur Seite. „Es kann dann gerufen werden, wenn man nicht weiß, wie es weitergehen soll.“ Mit Ethik hat man es im Krankenhaus täglich zu tun. „Jede medizinische Entscheidung ist auch eine ethische“, sagt Prof. Eisenbach. Wenn es auf einer Station aber zu Unsicherheiten oder zu größeren Konflikten über eine (Weiter-)Behandlung eines Patienten kommt, trifft sich das KEK. Es berät, beleuchtet das aufgetretene Problem aus unterschiedlichen Blickwinkeln genauer und möchte dann eine Entscheidungshilfe bieten. Es beschäftigt sich beispielsweise mit Fragen wie: Ist das Mach- bare auch immer das Beste für den hilfsbedürftigen Menschen? Gemeinsam Antworten finden Seit Mai 2019 verfügt die GRN-Klinik Weinheim über ein Klinisches Ethik-Komitee (KEK). Ein solches ist für ein Krankenhaus zwar nicht gesetzlich vorgeschrieben, aber auf jeden Fall eine sinnvolle Bereicherung. „Ethisches Handeln, Qualität und eine patientenorientierte medizinische Versorgung gehören unabdingbar zusammen“, sagen die Vorsitzende des KEK, Gesundheits- und Krankenpflegerin und Ethikberaterin Barbara Scherer, sowie ihr Stellvertreter Prof. Dr. Christoph Eisenbach. Sollte etwa jeder Patient künstlich ernährt werden, unabhängig von seinen Wünschen? Wie lange soll ein Komapatient künstlich am Leben erhalten werden? Die vier Prinzipien der Medizinethik – Autonomie, Nicht-Schaden, Fürsorge und Gerechtigkeit – spielen auch dabei immer eine Rolle. Im konkreten Fall kann es auch darum gehen, ob man einen Patienten weiter therapiert oder aufhört. „Das wird dann zu einem Problem, wenn der Patient nicht mehr ansprechbar ist, man ihn nicht mehr fragen kann und man für jemanden entscheiden muss. Oftmals fehlt auch eine Patientenverfü- gung“, sagt Prof. Eisenbach. Es kann aber auch darum gehen, ob ein Patient, dessen kognitive Leistungsfähigkeit abnimmt, nach einem Klinikaufenthalt wieder nach Hause entlassen werden kann oder ob er in einer Pflegeeinrichtung besser unter- gebracht ist. Letzteres Beispiel war die Grundlage für einen sogenannten „Ethik-Battle“ der 2017 gebildeten Ethik-AG, aus der sich schließlich das KEK gegründet hat. Vor Mitarbeitern nahmen Prof. Eisenbach und Chefarzt der GRN-Klinik für Geriatrische Rehabilitation Dr. Florian von Pein exemplarisch zwei verschiedene Standpunkte ein und brachten Argumente vor. „Das Format kam bei den Mitarbeitern gut an, denn nach dem Austausch der Argumente, kam es zu einer Diskussion über ethische Fragestellungen“, sagt Prof. Eisenbach. Schulen, austauschen, informieren Den Mitgliedern des KEK geht es darum, sich selbst in der Frage zu schulen, worin ethische Probleme liegen. „Durch den Austausch untereinander wollen wir den Blick des anderen lernen“, erklärt Prof. Eisenbach. Es soll dazu führen, Lösungsstrategien für vergleichbare schwierige Situationen zu entwickeln und gemeinsam Entscheidungen zu reflek- tieren. Ein weiterer Aspekt des KEK ist es, das Arbeitsklima durch den Austausch untereinander zu verbessern. „Werden unterschiedliche Auffassungen zur Weiterbehandlung eines Patienten nicht besprochen, kann das zu Konflikten im Team führen“, erklärt Scherer, die im Jahr 2017 an die GRN-Klinik kam und sich als Ethikberaterin ausbilden ließ. Die Vorsitzende des KEK, Gesundheits- und Kranken- pflegerin und Ethikberaterin Barbara Scherer, sowie ihr Stellvertreter Prof. Dr. Christoph Eisenbach. Foto: kop

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