GRNplus 1 / 2025

18 | GRNPLUS | Ausbildung GRN 18 | GRNPLUS | Demenzbegleitung Weinheim An der Seite des Patienten Das System Krankenhaus ist für fitte Patienten gemacht, für die, die rational denken und wissen, dass ihnen hier geholfen wird. Dieses Wissen fehlt älteren Menschen oft. Da ist das Krankenhaus gefordert, umzudenken“, so die gelernte Pflegefachkraft Christiane Schneeweiß. Seit 2018 hat sie die Delir- und Demenzbegleitung der GRN-Klinik Weinheim gemeinsam mit dem Chefarzt und Altersmediziner Dr. Florian von Pein aufgebaut. Eine Besonderheit, die nur durch die Unterstützung der Alwine-Stiftung und der Hector-Stiftung möglich wurde. Im Budget einer Klinik ist diese spezifische Betreuung nicht vorgesehen. Eine neue Umgebung, unbekannte Abläufe, fremde Personen, Geräusche und Gerüche – ein Klinikaufenthalt ist für die meisten Menschen herausfordernd. Gerade ältere Patienten sind von der Situation oft überfordert. Das Team der Delir- und Demenzbegleitung der GRN-Klinik Weinheim steht ihnen zur Seite, um den Stress zu minimieren, Behandlungen möglich zu machen und die Zeit im Krankenhaus gut zu überstehen. Um Kollegen zu sensibilisieren, gibt das Team regelmäßig Schulungen. Inhalte sind unter anderem eine wertschätzende Grundhaltung und Validation. „Das ist eine Gesprächsmethodik, um Verwirrtheit abzufangen und dem Gegenüber das Gefühl zu geben, dass ich ihn verstehe und es mir in der Situation genauso gehen würde“, erläutert Schneeweiß. Es geht aber auch darum, die Krankheitsbilder Demenz und Delir zu verstehen und zu erkennen, dass ein bestimmtes, teilweise herausforderndes und ablehnendes Verhalten nicht dem Charakter zuzuschreiben ist. „Wir nennen es bewusst herausfordernd statt aggressiv, denn der Patient macht das nicht absichtlich, sondern weil er Angst hat und nicht mehr auf der rationalen Ebene argumentieren kann.“ Das Wohlbefinden eines Patienten hängt stark davon ab, wie Behandler und Pfleger mit ihm kommunizieren. „Ich knie immer vor dem Bett und anstatt viele Fragen zu stellen, versuche ich mein Gegenüber zum Sprechen zu ermutigen“, berichtet Dr. von Pein. „Eine zehnköpfige Visite, die vor einem Patienten steht und über statt mit ihm redet, kann Ängste verstärken.“ Um das nachvollziehbar zu machen, findet in den Fortbildungen immer wieder ein Perspektivenwechsel statt. Dabei schlüpfen die Teilnehmer in die Patientenrolle, werden beispielsweise im Bett durch Gänge geschoben und bewusst nicht in Gespräche einbezogen. Im Gegensatz zu einer Demenzerkrankung ist ein Delir oft reversibel. Je länger das Problem anhält, desto größer ist aber das Risiko, dass langfristig kognitive Einschränkungen zurückbleiben und ein Zurückkehren ins häusliche Umfeld erschwert oder sogar unmöglich ist. Deshalb ist es so wichtig, schnell zu handeln – idealerweise bevor ein Patient auffällig wird. Brücke in alle Richtungen Das Team der Delir- und Demenzbegleitung kümmert sich umMenschen auf allen Stationen. Immer häufiger werden sie innerhalb der Frühes Handeln kann dauerhafte Einschränkungen verhindern Wichtigste Aufgabe der Delir- und Demenzbegleiter ist es, ein Vertrauensverhältnis zu den Patienten aufzubauen, für sie da zu sein und Struktur in ihren Tag zu bringen. „Wenn eine Person den ganzen Tag nur an die Decke schaut, ist das Risiko hoch, dass sie in einen Verwirrtheitszustand (Delir) fällt“, weiß Dr. von Pein. Das Delir ist der Demenz sehr ähnlich. Patienten entwickeln dabei oft Todesangst, halluzinieren und ziehen sich Schläuche oder Katheter heraus. Es gibt aber auch das hypoaktive Delir, bei dem sich Menschen lethargisch zeigen und sich schließlich überhaupt nicht mehr bewegen. „Diese Patienten stören den Krankenhausalltag nicht und fallen nur auf, wenn man aktiv hinschaut“, so der Mediziner. Das Team der Demenzbegleitung. | Foto: kop

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