GRNplus April / 2019

20 „Hernien sind eine Volkskrankheit“, weiß Oberärztin Dr. Frauke Hildebrandt aus langjähriger beruflicher Erfahrung. Sie ist die Leiterin des Kompetenzzentrums für Hernienchirurgie an der GRN-Klinik. Ein Kriterium, um dieses Qualitätssiegel zu erhalten, ist die Erfahrung der Operateure auf diesem Gebiet. Mindestens 200 Hernien-Operationen pro Jahr muss eine Klinik nachweisen; in Weinheim sind es fast 400 Fälle, von denen wiederum mehr als die Hälfte Leistenbrüche betreffen. Ein weiteres Kriterium ist zum Beispiel die Dokumentation der Komplikationsrate, die in Weinheim sehr niedrig ist, und die Ermittlung der Langzeitfolgen; deshalb werden die operierten Patienten nach einem, nach fünf und nach zehn Jahren befragt, ob erneut Beschwerden aufgetreten sind oder ob alles in Ordnung ist. Weitere Kriterien für die Zertifizierung sind zum Beispiel regelmäßige Fortbildungen und strukturierte Arbeits- abläufe des gesamten Teams. Während Patienten bei vielen anderen Krankheiten durch Vorsorge etwas tun können, damit diese gar nicht auftreten, ist das bei Hernien anders: „Ein Leistenbruch passiert einfach, dagegen kann man nichts machen“, erklärt Dr. Hildebrandt. Meist spiele der „genetische Faktor“ eine große Rolle, also eine erbliche Veranlagung, was die Stabilität des Bindege- webes angeht. Rauchen und starkes Übergewicht erhöhen allerdings das Risiko. Und Männer haben deutlich häufiger mit Leistenbrüchen zu kämpfen als Frauen. Ausgelöst wird der Leistenbruch oft durch schweres Heben, Niesen und Husten oder das Pressen beim Stuhlgang. Ist dabei der Druck zu groß, gibt das Leistengewebe nach. Von außen wird der Bruch dann meist durch eine Ausstülpung im Bereich der Leiste sichtbar. „Anfangs bemerken das viele Patienten aber gar nicht, weil ein Leistenbruch nicht sofort mit Schmerzen verbunden sein muss“, erläutert Dr. Hildebrandt. Nicht nur Knochen können brechen. Auch angeborene oder erworbene Lücken in der Bauchwand, durch die sich das Bauchfell, gegebenenfalls mit Teilen der Eingeweide, nach außen drückt, werden als Brüche (Hernien) bezeichnet und sollten operativ behandelt werden. Denn sonst besteht die Gefahr, dass zum Beispiel ein Stück Darm eingeklemmt wird, was fatale Folgen haben kann. Oberärztin Dr. Frauke Hildebrandt leitet das Kompetenzzentrum für Hernienchirurgie an der GRN-Klinik Weinheim. Fotos: phr „Hernien sind eine Volkskrankheit “

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