GRNplus April / 2019
Die bundeseinheitliche Einführung der Rufnummer 116 117 für den ÄBD im Jahr 2015 habe allerdings zu einer Verschlechte- rung für die Patienten geführt, findet er: „Früher gab es eine Festnetznummer der Praxis in Weinheim; diese konnten die Patienten direkt anrufen und erfahren, wie viele Patienten bereits im Wartezimmer sitzen und wann es voraussichtlich etwas ruhiger wird.“ Dadurch habe man die Patientenströme zumindest teilweise kanalisieren können. Heute müssten die Patienten die Nummer 116 117 anrufen und landen dann bei der Rettungsleitstelle, die über diese konkreten Informationen aus der Weinheimer Praxis nicht verfügt. Zwar können sie auch dort ihre Beschwerden schil- dern und bekommen daraufhin die Auskunft, ob sie selbst zur Praxis des ÄBD fahren oder daheim auf den Arzt bezie- hungsweise Notarzt warten sollen. „Aber die Leitstelle kann zur aktuellen Auslastung des ÄBD in Weinheim keine Auskunft geben“, ärgert sich Dr. Pfisterer. Denn die Folge sei, dass die Wartezeiten tendenziell zugenommen hätten. Dennoch schneidet die Weinheimer Praxis des ÄBD bei den jährlich unter 100 Patienten durchgeführten Befragungen insgesamt sehr gut ab – dort wird allerdings auch nicht nach den Wartezeiten gefragt. Im vergangenen Jahr bewerteten 93 Prozent die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft des Teams als „sehr gut“ oder „gut“. Ähnliche Werte gab es bei der Frage, ob das Team auf die persönlichen Sorgen eingeht und ob es kompetent ist. Auch die ärztliche Betreuung wurde positiv bewertet: Die „Freundlichkeit“ des Arztes fanden 91 Prozent „sehr gut“ oder „gut“; die Erläuterung der ärztlichen Diagnose wurde von 89 Prozent mit „sehr gut“ oder „gut“ beurteilt. Und die Beratung zum aktuellen Vorgehen wurde von 86 Prozent der befragten Patienten als „sehr gut“ oder „gut“ empfunden. Auf ganz ähnliche Ergebnisse können Dr. Pfisterer und Sonja Funke übrigens auch bei den Patientenbefragungen der Jahre 2015 bis 2017 verweisen. Die guten Umfragewerte allein dürften aber nicht der Grund dafür sein, dass die Patienten- zahlen in den vergangenen drei Jahren kontinuierlich gestiegen sind. Waren es 2016 noch 11000 Patienten, die beim ÄBD in Weinheim behandelt wurden, so stieg diese Zahl 2017 auf 11.500 und 2018 sogar auf 12.500, zitiert Sonja Funke aus ihren Statistiken. „Das hat einerseits wohl mit der gestiegenen Anspruchshaltung vieler Patienten zu tun, die einfach nicht bis zum nächsten Werktag warten wollen, wenn sie Beschwerden haben. Das hängt andererseits ganz sicher damit zusammen, dass unser Einzugsgebiet im Laufe der Zeit größer geworden ist“, erläutert Dr. Pfisterer. So verzeichnete man in den vergangenen Jahren einen Anstieg von Patienten aus dem Weschnitztal, aber auch aus Viernheim, teilweise sogar aus Mannheim – auch wenn die Weinheimer Praxis des ÄBD offiziell „nur“ für Weinheim, Hemsbach, Lauden- bach, Hirschberg, Gorxheimertal und Abtsteinach zuständig ist. „Wir schicken aber selbstverständlich niemanden weg“, betont Dr. Pfisterer und fügt hinzu: „Das gilt auch für Kinder.“ Diese schaue sich der diensthabende Arzt zumindest an, um dann zu entscheiden, ob er sie zum Bereitschaftsdienst der niedergelassenen Kinder- und Jugendärzte schickt, der sich im Universitätsklinikum Heidelberg befindet. pro Öffnungszeiten des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes: Montag und Dienstag: 19 bis 7 Uhr Mittwoch: 13 bis 7 Uhr Donnerstag: 19 bis 7 Uhr Freitag: 19 Uhr bis Montag 7 Uhr Feiertage: vom Vorabend ab 19 Uhr, zum Folgetag bis 7 Uhr Dr. Volker Pfisterer kümmert sich als Obmann der Kassenärztlichen Vereinigung um dem Ärztlichen Bereitschaftsdienst in Weinheim. Sonja Funke managt die Praxis. Foto: phr 10
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