GRNplus April / 2019

8 Eventuell werde man dann einen Monitor auch im Wartebe- reich aufhängen, auf dem die Patienten – natürlich in einer datenschutzkonformen Weise – selbst sehen können, wann sie voraussichtlich drankommen werden, erläutert Dr. Lehnertz. Stichwort: Triage › Ursprünglich stammt der Begriff Triage aus der Militärmedizin. Dort bezeichnet er die Aufgabe, bei einer großen Anzahl von Verletzten darüber zu entscheiden, wie die knappen materiellen und personellen Ressourcen verteilt werden sollen. Das betrifft im militärischen Bereich nicht nur die Ersteinschätzung der Patienten, sondern zum Beispiel auch deren Transport. › Als Triage – oder auch Ersteinschätzung – wird heute auch in Notfallambulanzen von Krankenhäusern eine Methode bezeichnet, mit der die Krankheitsschwere der Patienten abgeschätzt und eine Priorisierung bei der Behandlung vorgenommen werden kann. Das ist auch deshalb von besonderer Bedeutung, da das Patienten- aufkommen in einer Notaufnahme kaum planbar ist. › Seit Anfang des Jahres wendet die Notfallambulanz der GRN-Klinik Weinheim das Manchester-Triage-System (MTS) an, das ursprünglich aus Großbritannien stammt. › In deutschen Notfallambulanzen begann die Einführung von MTS 2004 in den städtischen Kliniken in Hamburg. Als erste Uniklinik führte 2008 die Charité in Berlin dieses Verfahren ein. Mittlerweile ist es deutschlandweit in Krankenhäusern aller Versorgungs- stufen und Trägerschaften weit verbreitet. › Das Pflegepersonal ordnet bei der Vorstellung des Notfallpatienten die geschilderten Beschwerden, zum Beispiel Kopfverletzung oder Bauchschmerzen, einem definierten Algorithmus zu und legt dann die Behand- lungsdringlichkeit mit Hilfe festgelegter Regeln fest. › Das Manchester-Triage-System geht von Beschwerde- bildern und Leitsymptomen aus. Innerhalb kurzer Zeit wird der Patient nach den Symptomen eingeschätzt. Außerdem werden gezielte, standardisierte Fragen gestellt, um die Dringlichkeit der Behandlung besser beurteilen zu können. Dazu gehört auch die Frage nach dem subjektiven Schmerzempfinden des Patienten, das er anhand einer Skala bewerten soll. › Am Ende des Gesprächs steht dann die Zuordnung einer Dringlichkeitsstufe. Diesen Stufen sind jeweils maximale Wartezeiten zugeordnet, also die Zeitspanne, nach der ein Patient spätestens Arztkontakt haben soll. Infokasten Derzeit werden anstehende Untersuchungen noch per Hand auf einer Tafel notiert. Doch bald werden diese Informationen von der Triage-Software direkt auf einem Bildschirm angezeigt. Foto: tr Doch in Weinheim denkt man schon weiter. Der nächste Schritt soll eine gemeinsame Notfallzentrale für alle Patienten sein, also auch für jene, die mit ihren Erkrankungen, um die sich normalerweise der Hausarzt kümmern würde, abends und an den Wochenenden beim Ärztlichen Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigung richtig aufgehoben sind. Die Gespräche zwischen Klinik und Kassenärztlicher Vereinigung seien jedenfalls auf einem guten Weg. „Die GRN-Klinik in Sinsheim hat damit bereits gute Erfahrungen gemacht“, berichtet Dr. Honsowitz. Denn oft falle es Patienten schwer, selbst zu beurteilen, an wen sie sich eigentlich wenden sollen. Bevor die gemeinsame Notfallzen- trale Wirklichkeit werden kann, müssten allerdings auch räumliche Veränderungen in Weinheim erfolgen. pro

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