GRNplus April / 2018
7 „Ein Krebs mit maximal zwei Zentimeter Durchmesser hat soge- nannte Fünf-Jahres-Heilungschancen von 97 Prozent; ein Tumor mit mehr als fünf Zentimeter Durchmesser dagegen nur noch 55 Prozent“, macht sie im Gespräch mit GRNplus deutlich. Abgese- hen davon sei die Therapie bei kleinen Karzinomen oft deutlich weniger aggressiv. Im Klartext heißt das: Eine Chemotherapie ist dann seltener nötig und die brusterhaltende Operation die Regel. Neben der Selbstuntersuchung der Brust und dem Abtasten durch den Frauenarzt emp- fiehlt Dr. Müller – entsprechend der Vorgaben der Fachgesellschaft – Frauen ab 40, einmal im Jahr auch eine Ultraschalluntersuchung beim Frauenarzt vornehmen zu lassen. Aber nur bei auffälligen Tastbefunden übernehmen die Krankenkassen die Kosten, „obwohl es erwiesen ist, dass bei der Ultraschalluntersu- chung Tumore in einem sehr frühen Stadium entdeckt werden können“. Deshalb würde sie jeder Frau diese „Zusatzleistung“ empfehlen. Von den Krankenkassen bezahlt wird dagegen das sogenannte Mammographie-Screening, zu dem Frauen im Alter zwischen 50 und 69 alle zwei Jahre eingeladen werden. „Hier findet eine standardisierte Röntgenuntersu- chung der Brust auf höchstem Niveau und mit modernsten Ge- räten statt“, erklärt die Expertin. Bei 1000 untersuchten Frauen würden statistisch sieben von acht Karzinomen gefunden – zu- meist in einem sehr frühen Stadium. Einer Hochrechnung des Robert-Koch-Instituts zufolge könnten 2000 Frauenleben pro Jahr in Deutschland gerettet werden, wenn alle eingeladenen Teilnehmerinnen dieses Angebot auch nutzten. „Bedauerlicher- weise liegt die Teilnahmequote nur bei circa 56 Prozent“, erläu- tert die Fachärztin. Aber was passiert eigentlich, wenn ein auffälliger Befund in der Brust oder in den Achsellymphknoten festgestellt wird? „In der Regel überweist der Frauenarzt seine Patientin dann in ein Brustzentrum.“ Hier erfolgt zunächst eine erneute klinische Untersuchung und ein Brustultraschall. Sollte sich der Befund bestätigen, ist meist ein feingewebliche Sicherung nötig, die so- genannte Stanzbiopsie. Hierzu werden in örtlicher Betäubung kleine Zylinder aus dem betroffenen Areal entfernt. „Das dauert nur wenige Minuten; und die Patientin kann hinterher problemlos selber nach Hause fahren“, veranschaulicht Dr. Müller. Im An- schluss wird die Gewebeprobe in der Pathologie der Universität Heidelberg untersucht. Im Normalfall liegt nach 36 Stunden das Ergebnis vor. Bei gutartigen Befunden kann man so den Patien- tinnen eine Operation ersparen; bei bösartigen Befunden wird die weitere Therapie dann individuell geplant. „Übrigens sind nicht nur Frauen von Veränderungen an der Brust betroffen, auch Männer finden sich regemäßig mit zumeist gutartigen Ver- änderungen oder auch dem Wunsch nach plastischen Operatio- nen bei uns im Brustzentrum ein“, ergänzt die Fachärztin. Prävention Es gibt eine Reihe von Risikofaktoren für Brustkrebs, die schwer beeinflussbar sind. Neben dem Alter gehören eine familiäre Be- lastung (fünf bis zehn Prozent aller Frauen sind davon betroffen), eine lange fertile Phase (also das frühe Einsetzen der ersten Re- gelblutung und das späte Aufhören der Blutung), Kinderlosigkeit und keine oder eine kurze Stillperiode. Zudem gilt: „Die größte Gruppe der Risikofaktoren können wir gut beeinflussen“, betont Dr. Müller. Dazu gehört an erster Stelle das Körpergewicht. „Ein BMI unter 25 ist erstrebenswert“, lau- tet die Faustformel. Aber auch regelmäßiger Sport (mindestens drei Stunden pro Woche), wenig Alkohol (maximal 1/8 Liter Wein oder ein Bier pro Tag), pflanzliche Fette, reichlich Obst und Ge- müse sowie viel Fisch und wenig Fleisch (maximal 600 Gramm pro Woche) senken das Risiko. Dies gilt auch für andere Karzi- nome, zum Beispiel Uteruskarzinome und Darmkrebs. Angebote zur Früherkennung nutzen Je früher ein Brustkrebs erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Deshalb rät Dr. Bettina Müller vom Brustzentrum der GRN-Klinik Weinheim dazu, die regelmäßigen Untersuchungen beim Frauenarzt wahrzunehmen. Mit einer Ultraschalluntersuchung der Brust können Tumore in einem sehr frühen Stadium entdeckt werden, erläutert Dr. Bettina Müller. Bei einem auffälligen Befund wird durch eine sogenannte Stanzbiopsie eine Gewebeprobe gesichert. Foto: kop
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