GRNplus April / 2018

5 Ja, das betrifft das Herzstück eines zertifizierten Brustzent- rums, die sogenannte Tumorkonferenz. Einmal pro Woche versammeln sich Experten aus allen betroffenen Fachberei- chen – also der Radiologe, der Operateur, der Strahlenthera- peut, der Pathologe und der Onkologe – und sprechen über jede einzelne Patientin, um das optimale Therapie- konzept individuell festzulegen. Das garantiert hohe Qualität und stets aktuelle Therapie- empfehlungen. Zu den Zertifizierungskriterien gehört auch eine bestimmte Mindestanzahl von Operationen pro Jahr. Warum ist das so? Dabei wird zu Recht unter- stellt, dass die große Er- fahrung der Operateure positive Auswirkungen auf die konstant hohe Quali- tät hat. Deshalb wurde festgelegt, dass ein zertifiziertes Brust- zentrum mindestens 150 Neuerkran- kungen pro Jahr behandeln muss. Außerdem muss jeder Operateur eines Brustzentrum mindestens 50 Operationen pro Jahr durchführen. Wie hat sich denn die Brustkrebs-Behandlung in den vergangenen Jahrzehnten verändert? Heute können wir in 60 bis 80 Prozent der Fälle brusterhalten- de Operationen durchführen. Dieser Wert war vor 20 oder 30 Jahren deutlich schlechter. Das hat viel mit der besseren Frü- herkennung zu tun, die dazu führt, dass Tumore heute viel frü- her erkannt werden können. Außerdem wissen wir heute mehr über die unterschiedlichen Zellarten und können die Therapie besser darauf ausrichten. Da hat sich in der Wissenschaft sehr viel getan in den letzten Jahren. Trotzdem ist auch heute noch eine Chemotherapie in vielen Fällen erforderlich. Gerade für Frauen bedeutet dies unter anderem wegen der Nebenwirkung des Haarverlusts auch eine hohe emotionale Belastung. Das stimmt. Der Haarverlust sorgt einerseits dafür, dass die Chemotherapie von vielen Patientinnen zunächst einmal negativ gesehen wird. Andererseits ist die Chemotherapie heutzutage in den meisten Fällen sehr gut verträglich. Und: In mehr als 99 Prozent wachsen die Haare hinterher wieder nach, meistens sind die Haare sogar voller und haben eine bessere Qualität. Nun belastet eine Krebserkrankung auch die Psyche der Betroffenen. Welche Unterstützung kann die GRN-Klinik den Frauen hierbei anbieten? Das ist ein sehr spannender Aspekt. Die meisten Frauen wollen zunächst einmal selbst etwas für ihre Genesung tun. Bestimmt drei Viertel der Patientinnen nehmen zum Beispiel die Themen Sport und gesunde Ernährung in Angriff, damit ihr Körper sämtliche Abwehrsysteme mobilisieren kann. Das empfehlen wir auch immer wieder und unterstützen die Frau- en dabei – zum Beispiel mit unserer Komplementär-Sprech- stunde, bei der ergänzende Methoden jenseits der Schulme- dizin erläutert werden, oder mit unserer Selbsthilfegruppe, die dem Erfahrungsaustausch dient und sportliche oder künstlerische Aktivitäten organisiert. Darüber hinaus gibt es bei uns Angebote zur Schmerz- und zur Physiotherapie, eine psychoonkologische und eine sozialmedizinische Betreuung, um nur einige Beispiele zu nennen. pro Infokasten > Das zertifizierte Brustzentrum in der GRN-Klinik Weinheim gibt es seit zehn Jahren. > Lag in den ersten Jahren die Zahl der behandelten Brustkrebs-Neuerkrankungen zwischen 151 und 194, so waren es seit 2014 pro Jahr stets mehr als 200, im Jahr 2017 waren es 231 behandelte Neuerkrankungen. > Der Anteil der brusterhaltenden Operationen, der von der Zellart des Tumors und dem Zeitpunkt der Erkennung maßgeblich abhängt, liegt seit dem Jahr 2011 stets über 60 Prozent, 2013 waren es sogar 73 Prozent. Zahlen Fakten &

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