GRNplus April / 2018

Selbstständig & mobil bleiben 26 GRNplus: Was bedeutet eigentlich Altern und was braucht es, um das Alter zu meistern? Dr. Florian von Pein: In erster Linie bedeutet Altern, dass die Funktionen des Körpers nachlassen und man dadurch anfälli- ger wird. So sind auch fitte ältere Menschen bei körperlichen Veränderungen (Entzündungen, Wassermangel…) oder bei äußeren Stressoren (Reise, Klima ...) gefährdeter, das innere Gleichgewicht zu verlieren. Ich erlebe in meinem Alltag, dass viele Menschen das Alter meistern, indem sie trotz ihrer Ein- schränkungen das Leben genießen. Hier ist Weisheit gefragt, die eigenen Grenzen zu akzeptieren, und es ist Kreativität hilf- reich, durch die man häufig mit Hilfsmitteln die Selbstständig- keit bewahren kann. Es ist wichtig, schon frühzeitig zu überle- gen, was der eigene Lebenssinn im Alter sein könnte. Je früher man sich damit auseinandersetzt, umso länger hat man Zeit, sich das dafür passende Umfeld aufzubauen. Wo ein Lebens- sinn wahrgenommen wird, sind meist die Kraft und die Lust am Leben im Alter vorhanden. GRNplus: Wie kann man im Alter möglichst lange mobil und selbstständig bleiben? Es gibt dafür keine Tablette oder Spritze. Entscheidend ist die körperliche Bewegung, die schon im mittleren Lebensalter eine Rolle spielen sollte. Eine gesunde Lebensweise kann man also nicht auf das Alter verschieben, sondern sollte schon möglichst früh damit anfangen. Zweimal 30 Minuten pro Woche körperli- che Betätigung sind sehr wirksam und daher empfehlenswert. Eine gute Blutdruckeinstellung, das Vermeiden von Überge- wicht und die Nikotin-Abstinenz spielen ebenso eine Rolle. GRNplus: Was bedeutet eigentlich Geriatrie? Worin liegen die Unterschiede einer Geriatrischen zu einer normalen Rehabilitation? Viele ältere Menschen haben nicht nur eine Krankheit, wie zum Beispiel eine Lungenentzündung, sondern sie haben oft noch andere Einschränkungen, wie beispielsweise Muskel- oder Nierenschwäche und Inkontinenz, die sich durch einen Krankenhausaufenthalt oft verschlechtern. Dementsprechend therapiert die Geriatrie „ganzheitlich“. Fähigkeiten und Ein- schränkungen werden erfragt und dann im Team von Pflege, Therapeuten, Sozialarbeitern und Ärzten ressourcenorientiert behandelt. Ziel ist dabei nicht nur die Verbesserung irgendwel- cher Laborwerte oder die Behandlung von Krankheiten, son- dern der Erhalt der Selbstständigkeit und Mobilität. So hat die geriatrische Rehabilitation auch die Aufgabe, die Menschen in diesem Ziel durch „aktivierende Pflege“, Physiotherapie, Er- gotherapie, Logopädie und altersmedizinische Behandlung zu unterstützen. Im Gegensatz zur normalen Rehabilitation sind die Mitarbeiter altersmedizinisch geschult. Durch mehr Pflege- kräfte können auch pflegeabhängige Patienten aufgenommen werden. Außerdem werden mehr Einzeltherapien angeboten. Ab April dieses Jahres ermöglicht mir die Fokussierung auf den Standort Weinheim, die Vorbereitung des Altersmedizini- schen Zentrums inhaltlich voranzubringen und die Versorgung der geriatrischen Patienten zu verbessern. So planen wir zum Beispiel in Zusammenarbeit mit dem Runden Tisch Demenz Weinheim und der „alwine Stiftung – in Würde altern“ die Ein- führung einer Demenzbegleitung in der GRN-Klinik. GRNplus: Was ändert sich mit dem für 2019 geplanten Umzug in das Altersmedizinische Zentrum? Es wird sich für die stationäre Geriatrische Rehabilitation das Therapieangebot verbesssern, da mehr Therapieräume geplant sind. Außerdem wird es mehr Einbettzimmer geben. Zusätzlich planen wir eine ambulante geriatrische Rehabilita- tion, sodass die Patienten die Möglichkeit haben, auch von zu Hause aus an dieser Rehabilitation teilzunehmen. Neu entste- hen wird eine akutgeriatrische Station für akut erkrankte ältere Menschen mit Krankenhausbedarf, um die sich ein geschultes Team im Rahmen der Frührehabilitation kümmern wird. Ein gerontopsychiatrischer Bereich für ältere Menschen mit psych- iatrischen Erkrankungen ist ebenfalls vorgesehen. Insgesamt ermöglicht uns das neue Zentrum, dass wir ältere Menschen von einer schweren Akuterkrankung bis zur häuslichen Wie- dereingliederung geriatrisch begleiten können. Mein Ziel ist es, dass wir ältere Patienten so behandeln, wie wir später auch behandelt werden wollen. In diesem Sinne möchte ich die me- dizinische Versorgung in Weinheim ausbauen. awe Dr. Florian von Pein ist seit September 2015 Chefarzt der Geriatrie an den GRN-Standorten Weinheim und Schwetzingen. Ab April dieses Jahres ist er ausschließlich für den Standort Weinheim zuständig. Im Gespräch mit GRNplus erklärt er unter anderem, welche Herausforderungen das Altern mit sich bringt. Fest steht: „Früh übt sich.“ Dr. Florian von Pein ist der Chefarzt der Geriatrie in Weinheim. Foto: GRN

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