GRNplus April / 2018
14 Kabel und Schläuche, an die Patienten angeschlossen sind. Monitore mit bunten Kurven und Zahlen, die alarmierend piep- sen, wenn ein Richtwert unter- oder überschritten wird. Wie es dem Pflegepersonal und den Ärzten trotzdem gelingt, den Pati- enten Sicherheit und Geborgenheit zu vermitteln und Angehö- rige aktiv einzubeziehen, zeigt das Team der Intensivstation an der GRN-Klinik Weinheim, die über 14 Plätze verfügt, darunter ein Notfallversorgungsbett. Das belegt seit dem vergangenen Jahr ein offizielles Zertifikat des gemeinnützigen Vereins Pflege (www.stiftung-pflege.info ), der mit seiner Arbeit die Bedeutung und die Leistungen der Pflege für die Gesellschaft und für das Gesundheitssystem deutlich machen möchte. Die interdisziplinäre Intensivstation der GRN-Klinik Weinheim darf sich seither „Angehörigenfreundliche Intensivstation“ nen- nen. Nahestehende Personen und Angehörige von Intensivpa- tienten haben nach individueller Absprache jederzeit die Mög- lichkeit, ihre schwer kranken Familienmitglieder oder engen Freunde zu besuchen. Darüber hinaus ist das Intensiv-Pflege- team besonders bemüht, die Angehörigen systematisch und re- gelmäßig über den Zustand des Patienten zu informieren. „An- gehörige sind für den Patienten wichtig – überlebenswichtig! Ihre Nähe hat in der Regel eine positive therapeutische Wirkung, und sie sind gleichzeitig die Verbindung nach außen“, erläutert Mi- chael Müller, pflegerischer Leiter der Weinheimer Intensivstation. Er hat das Projekt initiiert und gemeinsam mit seinem Stellver- treter Martin Schreckenberger auf den Weg gebracht. Dieser er- gänzt: „Umgekehrt ist es so, dass es auch den Bezugspersonen gut tut, wenn sie ihren erkrankten Angehörigen in guten Händen wissen und ihn jederzeit besuchen können.“ Die Konsequenz: Es gibt keine festen Besuchszeiten auf der Intensivstation, das Personal nimmt, soweit möglich, Rücksicht auf die Bedürfnisse der kranken Menschen und ihrer Angehörigen. In Gesprächen und durch Broschüren erhalten Besucher Informationen über die Abläufe auf der Intensivstation. „Früher wurden Angehörige oft als störend empfunden und auch so behandelt“, erinnert sich Müller, der seit mehr als 30 Jahren auf Intensivstationen arbeitet. Erst im Laufe der Zeit habe sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass Angehörige und enge Freunde wichtige Stützen in einer be- sonders schweren Zeit für die Patienten sind und ihnen zusätzli- che Motivation zum Durchhalten geben. Berührungen oder auch nur die vertraute Stimme sind positive Signale, die viele Patienten durchaus mitbekommen, auch wenn sie in diesem Moment nicht darauf reagieren und sich womöglich auch später nicht mehr da- ran erinnern können. Auf Wunsch und nach Absprache können Angehörige auch kleinere pflegerische Tätigkeiten übernehmen. Trotzdem wirbt der pflegerische Leiter um Geduld und Verständ- nis bei den Angehörigen, wenn sie manchmal etwas warten müs- sen – zum Beispiel, wenn ein zweiter Patient im selben Zimmer gerade besondere Aufmerksamkeit benötigt, oder wenn das Pfle- geteam aufgrund eines akuten Notfalls gefordert ist. Neu eingeführt wurde im Rahmen der Zertifizierung das soge- nannte „aktive Angehörigentelefonat“. „Das bedeutet, dass wir einen festen Telefontermin mit einem Angehörigen vereinbaren“, so Müller. „Einer aus unserem Team ruft zur vereinbarten Zeit dort an und berichtet in Ruhe über alles, was aus pflegerischer Sicht wichtig ist: Wie war die Nacht, hat der Patient noch Fie- ber, ist er mobil, welche Untersuchungen stehen heute an, wann Pflegepersonal und Ärzte bemühen sich auf der Intensivstation darum, den Patienten trotz all der medizinischen Geräte Sicher- heit und Geborgenheit zu vermitteln. Fotos: mschi Angehörige sind überlebenswichtig Mit einer Intensivstation verbinden wohl die meisten Menschen – neben dem Gedanken an schwerste Verletzungen oder Krankheiten – vor allem die sogenannte Gerätemedizin.
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