GRNplus April / 2018

13 Während einer Operation überwacht der Anästhesist kontinuierlich den Blutdruck und die Herzfrequenz des Patienten, misst den Sauerstoffgehalt im Blut und den Kohlendioxidgehalt in der Ausatemluft. Foto: GRN ausschalten. 2. Analgetika, die den Schmerz ausschalten. 3. Relaxantien, die die Muskeln entspannen. „Durch die Kombination dieser Mittel fällt der Patient in einen schlafähnlichen Zustand“, erläu- tert Dr. König. Aber es ist mehr als das: Ein durchaus erwünschter Nebeneffekt der Narkosemittel ist nämlich, dass sich der Patient hinterher nicht an die Opera- tion erinnern kann. Da in diesem Zustand auch die Atemreflexe nicht funktionieren, muss der Patient allerdings während der Operation künstlich beatmet werden. Au- ßerdem überwacht der Anästhesist kon- tinuierlich den Blutdruck und die Herz- frequenz, misst den Sauerstoffgehalt im Blut und den Kohlendioxidgehalt in der Ausatemluft, um bei Bedarf mit weiteren Medikamenten eingreifen zu können. Immer wieder hört man, dass häufige Narkosen die Lebenserwartung eines Menschen reduzieren. „Ein direkter Zu- sammenhang zwischen der Anzahl von Narkosen und der Lebenserwartung wur- de wissenschaftlich bisher nicht nachge- wiesen“, klärt Dr. König auf. Allerdings sei auch klar, dass Menschen, die häufig operiert werden müssen, an einer oder mehreren Erkrankungen leiden, die die Lebenserwartung beeinflussen können. „Eine Vollnarkose war noch nie so sicher wie heute“, betont die Fachärztin und verweist auf eine Untersuchung des Be- rufsverbands Deutscher Anästhesisten (BDA) aus dem Jahr 2014: „Die Daten zeigen, dass bei 1,36 Millionen Operatio- nen, die planmäßig bei Patienten durch- geführt wurden, bei denen keine beson- deren Risikofaktoren vorlagen, nur in 36 Fällen narkosebedingt folgenschwere Komplikationen auftraten.“ Das am häufigsten verwendete Narkose- mittel ist heutzutage Propofol. Das Prä- parat hat seit seiner Einführung Ende der 1980er-Jahre die bis dahin gebräuch- lichen kurz- und ultrakurzwirkenden Hypnotika vom Barbiturattyp aus ihrer bis dahin beherrschenden Rolle in der Anästhesie verdrängt. „Die Vorteile von Propofol sind vor allem ein schneller Wir- kungseinsatz und schneller Wirkungsver- lust, die bessere Steuerungsmöglichkeit durch den Anästhesisten, ein geringe- res Nebenwirkungsspektrum, fehlendes Suchtpotential und die Eignung zur tota- len intravenösen Narkose“, fasst Dr. Kö- nig zusammen. Konkret heißt das: Be- reits nach 10 bis 15 Sekunden entfaltet sich die volle Wirkung von Propofol. Nach der Operation setzt bereits nach circa 15 Minuten die Atmung ein, Schutzreflexe wie Husten und Schlucken funktionieren wieder. Bis der Patient tatsächlich wach, also ansprechbar und orientiert ist, kön- nen aber durchaus 30 bis 120 Minuten vergehen. Aber was passiert eigentlich im Körper, wenn Narkosemittel verab- reicht werden? „Bei einer Vollnarkose wird das Bewusstsein im Gehirn durch die Medikamente gewissermaßen aus- geschaltet“, erklärt die Chefärztin. „Bei einer Teilnarkose, die in erster Linie bei Operationen an Armen und Beinen so- wie am Unterbauch angewandt werden kann, wird dagegen die Schmerzleitung zum zentralen Nervensystem unterbro- chen, sodass der Schmerz erst gar nicht im Gehirn ankommt.“ In der Geburtshilfe kommen darüber hinaus häufig rückenmarksnahe Teil- narkosen zur Anwendung. Bei der so- genannten Spinalanästhesie spritzt der Narkosearzt das Betäubungsmit- tel direkt in das Nervenwasser, den sogenannten Liquor. Bei der Peridu- alanästhesie platziert der Arzt einen kleinen Katheter außerhalb der Rü- ckenmarkshülle, um Betäubungsmittel und schmerzstillende Medikamente zu verabreichen. pro > Die Anästhesiologie besteht aus vier Bereichen: Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie. > An der GRN-Klinik Weinheim arbeiten in diesem Bereich 19 Ärzte auf 15,2 Vollzeitstellen. In der Anästhesie gibt es beim Pflegepersonal 12,5 Vollzeitstel- len, auf der Intensivstation 28. > Im vergangenen Jahr wurden 5820 Narkosen an der GRN- Klinik Weinheim durchgeführt, davon 1360 ambulant. Der Anteil der Teilnarkosen lag bei etwa zehn Prozent. Infokasten Zahlen Fakten &

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