GRNplus Mai / 2023

12 Auch die Hebammen profitierten von dem Zweischichtsystem. Oft selbst Mütter, käme ihnen der Dienstbeginn um 8 Uhr bei der eigenen Familienbewältigung sehr entgegen. „Wer ausgebrannt ist, der kann sich nicht empathisch um andere kümmern“, betont die Geburtshelferin. Allzu oft habe sie beobachtet, dass Hebammen nach ihrer Elternzeit nicht mehr in den Beruf zurückkehrten, weil sie die Versorgung ihrer eigenen Kinder und der „Jobbabys“ nur schwer unter einen Hut bekommen. Diese Betreuung kann im Übrigen ganz unterschiedlich intensiv aussehen. Frauen dürfen sich schon in der frühen Schwangerschaft mit Fragen und Nöten an das Team wenden. Dasselbe gilt während des Schwangerschaftsverlaufs. Auch, so Krackhecke, werde das Angebot der Elternschule wieder ausgebaut. Diese habe während der Pandemie mit erschwerten Bedingungen zu kämpfen gehabt. In der Elternschule finden beispielsweise Geburts- und Stillvorbereitungskurse statt. Nach dem großen Wunder der Geburt bieten die Weinheimer Beleghebammen etwa Rückbildungsgymnastik und Stillcafé an. „Dort beantwortet Fachpersonal Fragen zu Babyernährung und -pflege. Entscheidend für die Mütter ist aber die psychosoziale Komponente“, erklärt die Hebamme. Jederzeit willkommen Oft sei es auch heutzutage noch so, dass die Frau mit dem Baby zuhause bleibt, während der Partner wieder arbeiten geht. Dabei bestehe die Gefahr, dass die Mütter sich im Wochenbett einsam und alleine fühlen. „Da ist es total wichtig, sich mit Gleichgesinnten austauschen zu können“, so Krackhecke. Und Hebammen-Kollegin Leonie Die Hebammen Stefanie Krackhecke (links) und Leonie Schönberg sind mit dem Team für die werdenden Mütter da. Fotos: mschi Schönberg fügt hinzu: „Oft ist es dann schön, zu hören, dass man nicht alleine ist mit seinen Problemen.“ Und im entscheidenden Moment, wenn das Kind im Anmarsch ist? „Wenn das Baby kommt, könnten Frauen natürlich jederzeit zu uns kommen“, sagt Schönberg. Oftmals sei eher das Problem, dass sich werdende Mütter unsicher seien, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Die Fachfrau spricht aus Erfahrung: Sie war betreuende Hebamme einer 17-Jährigen von der Kreidacher Höhe, die ihr Baby im Weinheimer Saukopftunnel zur Welt brachte. „Wenn sich Frauen unsicher sind, ist das eigentlich schon der richtige Hinweis, um zu uns zu kommen. Zu früh gibt es hier gar nicht.“ Es sei auch immer der Fahrtweg einzuplanen, gerade wenn Mütter aus dem Odenwald kommen. „Wehen bei angeschnalltem Gurt sind kein Spaß“, sagt die Hebamme. Allerspätestens, wenn starke Wehen im Fünf-Minuten-Takt kämen, die Mutter schon Schwierigkeiten beim Sprechen habe, sei es allerhöchste Zeit, sich zur Geburtshilfe zu begeben.

RkJQdWJsaXNoZXIy NDY3NDc=