16 Bei der Analyse der Abläufe stellte sich heraus, dass die Blutentnahme früher erfolgen sollte, damit die Ergebnisse vor der abschließenden Visite bereits vorliegen. Dies wiederum musste aber erst mit den Kapazitäten des klinikeigenen Labors in Einklang gebracht werden. Ein Jahr dauerte es, bis die Voraussetzungen für die Zertifizierung erfüllt waren. „Eine echte Teamleistung aller Abteilungen“, hebt Fessel hervor. Denn Qualitätsmanagement sei keine Aufgabe, mit der man einen Mitarbeiter – also ihn – einfach beauftragt und dann sagt: Mach mal! Fessel beschreibt seine Aufgaben vielmehr so: „Als Qualitätsmanagement-Beauftragter kann ich in den seltensten Fällen eine Lösung aus dem Hut zaubern. Mein Job ist es, gezielt nachzufragen.“ Denn niemand kenne die Abläufe, mögliche Schwachstellen und Reibungspunkte besser, als die Mitarbeiter, die es direkt betrifft. „Den Anforderungen der Zertifizierungsnorm unter den aktuellen politischen und finanziellen Rahmenbedingungen gerecht zu werden, war eine große Herausforderung, zumal alle Neuerungen während des Regelbetriebs umgesetzt werden mussten“, erinnert sich Klinikleiter Markus Kieser. Aber das Ergebnis war die Mühe wert. Auch die Ärztliche Direktorin der Klinik, Dr. Lelia Bauer, ist davon überzeugt, dass die erfolgreiche Zertifizierung „das Vertrauen der Patienten in unsere Arbeit stärkt“. Pflegedienstleiterin Sandra Riechers macht dies an einem Beispiel deutlich: „Der sogenannte Patientenpfad, also der Weg des Patienten von der Aufnahme bis zur Entlassung wurde optimiert. Das führt zu kürzeren Wartezeiten und zu noch größerer Sicherheit durch integrierte Sicherheitschecks.“ Fessel ergänzt: „Checklisten sind ein probates Mittel, um Fehler zu vermeiden. Wenn der Stress gerade besonders groß ist, helfen sie genauso wie bei Abläufen, die eigentlich Routine sind.“ Apropos Fehler: Wo Menschen arbeiten, kann man diese auch mit dem besten Qualitätsmanagementsystem nicht gänzlich ausschließen. „Wichtig ist, wie man mit Fehlern umgeht“, betont Fessel: „Nicht die Suche nach einem Schuldigen sollte im Vordergrund stehen, sondern die Suche nach Lösungen, mit denen in Zukunft dieser Fehler vermieden werden kann.“ Aber was macht eigentlich ein Qualitätsmanager, wenn die Zertifizierung erfolgreich abgeschlossen ist und die nächste Überprüfung erst in einem Jahr ansteht? Urlaub? „Schön wär’s“, sagt Fessel und lacht: „Qualitätsmanagement endet nicht mit der Zertifizierung. Es muss gelebt werden.“ Deshalb trifft er sich regelmäßig mit jedem Fachbereich, um Probleme zu besprechen, die im Alltag auftauchen oder durch Rückmeldungen von Mitarbeitern an ihn herangetragen worden sind – das kann auch anonym geschehen. Patientenbeschwerden landen ebenfalls auf seinem Schreibtisch und werden in jedem Einzelfall mit den zuständigen Fachbereichen besprochen. Früher seien über diesen Weg mitunter auch gravierende Mängel angesprochen worden, erinnert sich Fessel, der seit 2012 in der GRN-Klinik arbeitet. Das sei heute nur noch ganz selten der Fall. Häufig gehe es bei Rückmeldungen von Patienten eher um „Befindlichkeiten“. Aber auch diese nehme man ernst. Denn der Aufenthalt in einem Krankenhaus stelle für die allermeisten Patienten eine Ausnahmesituation dar. „Es ist wichtig, sich das immer wieder vor Augen zu führen“, so Fessel weiter. Zu seinen Aufgaben gehört schließlich auch der regelmäßige Austausch mit den Qualitätsmanagern der anderen Einrichtungen der GRN-Gesundheitszentren Rhein-Neckar. Dabei sei nicht die Vereinheitlichung der Prozesse das Ziel, betont der 39-Jährige. Aber der Vergleich von Kennzahlen und Checklisten bringe auch immer wieder neue Ideen zutage, wovon am Ende alle profitieren. Denn Fessel ist davon überzeugt, dass sich ein dezentrales Qualitätsmanagement flexibler und schneller auf neue Rahmenbedingungen einstellen kann. Insofern geht ihm die Arbeit nicht aus, auch wenn die Rezertifizierung „erst“ in drei Jahren ansteht. pro Christian Fessel, der Qualitätsmanagement-Beauftragte der GRN-Klinik Weinheim, tauscht sich regelmäßig mit den Mitarbeitern aus: „Qualitätsmanagement endet nicht mit der Zertifizierung. Es muss gelebt werden“, erklärt er. Foto: kop
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