GRNplus Mai / 2022

9 Von 7.30 bis 18 Uhr sind die beiden werktäglich für die Klienten da. Dass sie fast immer erreichbar sind, gefällt Schwann gut. „Ich komme hier gut zurecht und es ist super, dass ich immer jemanden ansprechen kann, der mir hilft“, erzählt er. Möglich wird die intensive Betreuung auch durch den Betreuungsschlüssel, der für diese Wohnform vereinbart ist: Für sechs Bewohner ist ein Betreuer da. Die Begleitung bei Arztbesuchen, bei Behördengängen oder auch zum Gericht übernehmen die Betreuer ebenso wie die Unterstützung bei der Strukturierung des Alltags oder beim Einkaufen. Aber auch Ausflüge, kleine Shopping-Touren oder gemeinsame Kinobesuche bieten die beiden Betreuer ihren Klienten an und erfahren großen Zuspruch. „Wir besprechen, wie man mit Geld sinnvoll umgeht, damit es nicht am Monatsanfang schon ausgegeben ist. Und Haareschneiden wird erledigt“, berichtet von Moers-Meßmer. Da die Klienten ihre Wohnungen selber sauber halten müssen, ist das Thema „Grundreinigung“ wichtig. So wird etwa besprochen, wie effektiv und sinnvoll mit welchem Reinigungsmittel und welchem Tuch geputzt wird. „Alles Fragen, die in einer Wohngemeinschaft geklärt werden müssen, damit das Zusammenleben läuft“, sagt er schmunzelnd. „Wir sind natürlich der Kummerkasten für private Probleme und haben für Sorgen oder Ängste immer ein offenes Ohr“, gibt Faehling zu. Und da beide Betreuer am Wochenende eben nicht im Haus und üblicherweise nicht zu erreichen sind, haben sie alle möglichen Szenarien durchgesprochen: Was passiert, wenn eingebrochen wird? Wie rufe ich dann die Polizei? Was geschieht, wenn mein Bett durchbricht, oder, oder … „Wir haben uns viele, viele Ereignisse ausgedacht, die alle hoffentlich nie eintreten werden, um die Bewohner zu stärken, mit kritischen Situationen umzugehen und diese meistern zu können“, fügt sie an. Im täglichen Umgang versuchen Faehling und ihr Kollege, die Stärken ihrer Klienten zu erkennen und herauszuarbeiten. So wissen sie genau, welche Aufgaben sie ihnen zumuten können, und bei welchen sie helfen müssen. Geduld sei auf jeden Fall angezeigt, sagen beide übereinstimmend. „Wir nehmen die Menschen so an, wie sie sind, und unterstützen sie auf ihrem Weg. „Die Kunst, aber Herausforderung für mich liegt darin, zuzuschauen, abzuwarten, wie der Klient zum Erfolg kommt oder dann einzugreifen, aber ihm nicht gleich einen Handgriff abzunehmen, weil er mir viel schneller von der Hand gehen würde“, erläutert von Moers-Meßmer. Für seine Kollegin ist es bei ihrer Arbeit wichtig, professionell und mit einer gewissen Distanz den Klienten zu begegnen. Grenzen dürften durchaus aufgezeigt werden, macht sie deutlich. „Auf der anderen Seite ist der Kontakt auch sehr persönlich. Wir werden ja Teil des Lebens der Menschen, um die wir uns kümmern. Wir leben mit ihnen, begleiten und gestalten – hoffentlich – ihre Entwicklung mit“, fasst sie zusammen. Karl Christophel (links) und Michael Schwann wohnen gemeinsam in einer betreuten Wohngemeinschaft in der Viernheimer Straße. Beide Männer arbeiten im Rahmen der Eingliederungshilfe mit in der Gartengruppe des Betreuungszentrums. Fotos: kop

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