GRNplus Dezember / 2022

Sehr geehrter Herr von Niessen, was genau bedeutet es, wenn eine Echokardiografie durchgeführt wird? Boris von Niessen: Wir unterscheiden hier drei verschiedene Verfahren: Die Transthorakale Echokardiographie (TTE) – auch Herzecho genannt – ist eine der wichtigsten Routine- untersuchungen am Herzen. Diese Ultraschallunter- suchung kann über verschiedene Herzerkrankungen Aufschluss geben. Etwas seltener führen wir die Schluckecho (TEE) Untersuchung durch, eine hochauflösende Ultraschall- untersuchung über die Speiseröhre. Außerdem sind wir Experten für die Stress-Echokardiographie – ein Herz-Ultraschall unter Belastung. Die Echokardiographie liefert viele Informationen über die Hohlräume des Herzens, die Herzklappen, den Herzmuskel und die Leistungsfähigkeit des Herzens. Aufgrund welcher Symptome beim Patienten oder Befunde führen Sie die Ultraschalluntersuchung des Herzens durch? Boris von Niessen: Wir führen diese Untersuchung durch, wenn es beim EKG zu Auffälligkeiten kam. Oder bei Verdacht auf Vorhofflimmern. Auch um Blutgerinnsel in den Vorhöfen zu erkennen, oder bei Verdacht auf eine bakterielle Infektion der Herzklappen (Endokarditis). Ebenso Aussackungen der Brustschlagader (Aortenaneurysma), Durchblutungs- oder Pumpstörungen im Herzen und angeborene Herzfehler können so dokumentiert und anschließend behandelt werden. Wir können auch sehen, ob Herzklappen undicht oder verengt sind oder ob sich die Herzwände verdickt haben. Kommt es in einer der drei Herzkranzarterien zu einer Verengung, beispielsweise durch Kalkablagerungen, wird der Herzmuskel nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Der Herzmuskel hat einen hohen Sauerstoffbedarf, er ist ein Muskel, der das ganze Leben ununterbrochen arbeitet. Um diesen Bedarf an Sauerstoff zu erfüllen, wird er von drei relativ großen Herzkranzgefäßen mit Blut versorgt. Verschließt sich ein Herzkranzgefäß plötzlich ganz, wird der Herzmuskel an der entsprechenden Stelle gar nicht mehr der Arbeit zusehen“ „Dem Herzen bei Kardiologie / Herzecho versorgt. Dann spricht man vom Herzinfarkt. Ob der Herzmuskel unterversorgt ist, oder nach einem Herzinfarkt verändert erscheint, lässt sich ebenfalls mit einem Herz-Ultraschall abbilden. Wie ist der Ablauf der Untersuchung? Boris von Niessen: Während der Untersuchung wird ein Ultraschallkopf von außen an den Brustkorb gehalten. Der Patient macht den Oberkörper frei und legt sich in der Regel entspannt auf die linke Seite. Die Geräte senden Schallwellen aus, die von den verschiedenen Geweben des Herzens und von den blutgefüllten Herzkammern unterschiedlich stark zurückgeworfen werden. Das Echo dieser Schallwellen erzeugt auf einem Monitor ein bewegtes Bild. Das so erzeugte Ultraschallbild zeigt die Struktur des Herzens. Wir können so die Größe der Herzkammern, die Funktion der Herzklappen oder die Dicke des Herzmuskels beurteilen. Wir können das Herz bei seiner Arbeit sehen, in Echtzeit sozusagen, seine Pumpleistung und die Fließrichtung der Blutströme bestimmen. Wie viele Herz-Ultraschalluntersuchungen führen Sie im Jahr durch? Boris von Niessen: Pro Jahr zwischen 2000 und 3000. Wie lange dauert diese Untersuchung? Boris von Niessen: Das ist ganz unterschiedlich. Je nach Befund kann es 5 Minuten oder auch 30 Minuten in Anspruch nehmen. Natürlich besteht für den Patienten anschließend die Möglichkeit zu einem ausführlichen Gespräch zu seinem Befund. 8 Boris von Niessen ist Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie und Oberarzt in der GRN-Klinik Eberbach. Foto: GRN

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