GRNplus Juni / 2022

26 Dr. Stark erklärt: „Es ist wie bei einem Flugzeug. Erst wenn der Pilot und der Co-Pilot die Checkliste abgearbeitet haben, kann das Flugzeug starten.“ In einem zertifizierten EndoProthetikZentrum wie in Eberbach muss das sogenannte SOP (Standard Operating Procedure) erfüllt sein. Eine Woche vor dem OP-Termin gibt es ein weiteres Gespräch mit dem Narkose-Arzt und der Physiotherapeut leitet den Patienten schon für die Zeit nach der OP an. Hier stehen der Muskelaufbau und Koordinationsübungen auf dem Plan, auch das Gehen mit Stöcken wird trainiert. Darüber hinaus bekommt der Patient ein Desinfektionsset mit Duschmittel und Nasensalbe mit nach Hause. Damit soll sich der Patient ein bis zweimal am Tag waschen. Das verhindert Infektionen durch hauteigene Bakterien, welche das größte Risiko für Komplikationen nach der OP darstellen. Die OP Bis zu 300 Neuimplantate im Jahr setzen Dr. Stark, Dr. Stadler und Dr. Chenouda ein, dazu kommen Wechsel-OP von künstlichen Gelenken. Ein bis zwei Stunden dauert es, bis das neue Knie- oder das neue Hüftgelenk eingesetzt ist. Schon während der OP setzt der Anästhesist den Schmerzkatheter. Nach der OP So lange die Vorlaufzeit vor der OP ist, so schnell geht es nach der OP weiter. Bereits amAbend des OP-Tages „wird der Patient im Regelfall wieder auf die Füße gestellt“, wie Dr. Stark es erklärt. Denn das Entscheidende nach dem Eingriff ist die schnellstmögliche Mobilisierung des Gelenks. Die Wundflächen neigen zu Vernarbungen, die nicht mehr rückgängig zu machen sind. Diese Vernarbungen limitieren auf Dauer die Bewegung. Der Patient kann direkt nach der OP das Gelenk bewegen. „Allerspätestens am Tag nach dem operativen Eingriff verlässt der Patient das Bett und läuft.“ Er wird von kompetenten Physiotherapeuten – und bei Bedarf natürlich auch von Schmerztherapeuten – betreut und begleitet. Treppensteigen, bücken, eben Bewegungen des Alltags werden geübt. Ziel ist es, dass der Patient sich wieder selbstständig und beschwerdefrei bewegen kann. Nach sechs Tagen erfolgt ein Kontroll-Röntgenbild. Kommen keine Komplikationen dazwischen, darf er nach sieben Tagen das Krankenhaus verlassen. Es folgt ein drei- bis vierwöchiger Aufenthalt in einer Rehaklinik. 45 000 Wechseloperationen finden jährlich in Deutschland statt. Hier wird das künstliche Gelenk durch ein neues ersetzt. In der Regel halten die Implantate zwischen 20 bis 25 Jahre, so Dr. Stark. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich viel im Bereich der Endoprothetik getan. Heutzutage gibt es kaum Probleme mit dem Material. Vielmehr sind Infektionen ein Risiko, das sich leider nicht hundertprozentig ausschließen lässt. Dennoch: Bei weniger als einem Prozent der Patienten kommen Infektionen vor. Dafür sorgt auch die strikte Umsetzung strenger Hygienestandards im EPZ Eberbach. nl Die Risikofaktoren für eine Arthrose sind bekannt. In vielen Fällen liegen genetische, hormonelle oder altersbedingte Faktoren vor, die die Gelenkerkrankung mit Gelenkverschleiß bedingen. Es gibt jedoch auch Faktoren, die jeder selbst beeinflussen und somit eine schmerzhafte Erkrankung hinauszögern kann. › Eine gesunde und ausgewogene Ernährung ist wichtig, denn die Gelenke benötigen Nährstoffe aus der Nahrung. Übergewicht belastet die Gelenke und fördert den Verschleiß. › Bewegung hilft den Gelenken „geschmeidig“ zu bleiben. Allerdings ist nicht jede Sportart „gelenkschonend“. Dr. Stark rät zum Schwimmen und Fahrradfahren, intensives Laufen dagegen kann zum Beispiel das Knie zu sehr belasten. › Trinken und Rauchen? Besser nicht. Denn es sind nicht nur Alterserscheinungen, die eine Arthrose verursachen können. Auch bei jüngeren Patienten können Durchblutungsstörungen nach einem Unfall oder eben durch das Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum auftreten. Eine weitere Folge kann eine Nekrose sein, hier sterben Zellen ab. Die Orthopäden haben es mit der Knochennekrose zu tun – stirbt das Gewebe unter dem Gelenk, entsteht eine Arthrose. Info Gut essen und viel bewegen Die Bewegungsschiene dient der Aktivierung des operierten Gelenks. Foto: PR

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